Mein Herz raste und meine Lungen brannten wie ein entfachtes Schmiedefeuer. Ich rannte durch den Wald, immer wieder schnitt mich an Sträuchern und tief hängenden Ästen. Auch wenn es erst Mittag war und die Sonne schien, so drang sie doch nicht durch das dichte Blattwerk der Baumkronen, der Wald erschien dunkel wie in tiefer Nacht. Die Bäume umgaben mich, und ich bildete mir ein, sie würden ein Gefängnis darstellen.
Ich wusste nicht, wie lange ich schon rannte, aber es schien unmöglich, meinen Verfolgern zu entkommen. Wer waren die? Und wo kamen die plötzlich her? Aber noch viel wichtiger war doch, was sie von mir wollten!
Kurz zuvor saß ich auf einer Lichtung, hatte die wärmenden Strahlen der Sonne und die Ruhe der Natur genossen. Gerade, als ich mein Mittagessen zu mir nehmen wollte, kamen sie plötzlich auf die Lichtung.
Fünf fremde, ziemlich zerlumpte Menschen standen plötzlich um mich herum, faselten irgendwas davon, dass das Ende nun gekommen sei, dass ich endlich aufwachen sollte. Aber ich verstand nicht, was sie mir sagen wollten.
Doch anstatt zu antworten hatten sie plötzlich Waffen auf mich gerichtet, die ich vorher gar nicht wahrgenommen hatte.
Panisch war ich aufgesprungen und in den Wald gerannt, hatte alles zurückgelassen, denn mein Instinkt schrie mich förmlich an, ich sollte um mein Leben rennen. Und das tat ich auch. Ich wunderte mich nicht einmal darüber, dass sie mich nicht sofort erschossen hatten als ich losgelaufen war.
Mehrfach stolperte ich über Steine und aus dem Boden ragende Wurzeln, verfing mich in den Sträuchern und geriet ins Taumeln. Doch immer wieder raffte ich mich auf, riss mich los und rannte weiter. Ich musste nur mein Auto erreichen und von hier verschwinden. Es konnte nicht mehr weit sein.
Plötzlich hörte ich ein vertrautes Geräusch hinter mir, und es jagte mir kalte Schauer über den Rücken. Ich hörte das Bellen von Hunden, aber es klang nicht nach der freundlichen, kleinen Art von Hund, wie ich einen hatte. Nein, dieses Bellen drang durch Mark und Bein und hatte Ähnlichkeiten mit dem Brüllen von blutrünstigen Bestien. Woher kamen diese Hunde plötzlich?
Ich rannte panisch weiter, während das Bellen sich immer weiter näherte. Plötzlich strahlte vor mir ein Licht durch das dichte Gestrüpp, so hell dass es mich beinahe blendete. Das musste der Parkplatz sein! Ich hatte es beinahe geschafft!
Ich sammelte meinen letzten Kräfte, mein Atem kam nur noch stoßweise, der Schweiß rann an meinem Körper herab und mein Herz wollte mir aus der Brust springen. Ich hielt meine Arme schützend vor mein Gesicht und brach durch das Gestrüpp. Doch was ich auf der anderen Seite sah raubte mir jedes Bisschen Mut. Es war nicht der Parkplatz, auf dem ich stand. Ich stand wieder auf der Lichtung, wo die Gestalten bereits auf mich warteten und mit ihren Waffen auf mich zielten.
Bevor ich etwas sagen konnte drückten sie ab.
Schreiend erwachte ich und saß kerzengerade in meinem Bett. Mein Herz raste und ich war schweißgebadet. Panisch schaute ich mich um, und es dauerte einen Moment, bis ich erkannte, dass ich in meinem Schlafzimmer war. Alleine.
Dann erst realisierte ich, dass das Radio lief. Es lief eine Morning Show, doch mein Geist konnte die Informationen nicht aufnehmen, zu tief saß der Schock. Daneben lag mein Handy, der Wecker dort klingelte mit dem Bellen eines Hundes. Es war alles nur ein böser Traum. So langsam beruhigte ich mich wieder und setzte mich auf die Bettkante. Auch mein Herz schlug langsam wieder normal. Doch das Bellen der Hunde und das Knallen der Waffen sollte mir noch den ganzen Tag im Ohr bleiben.