„Wir sind reich, Männer! Reich!“
Der Anführer der Söldner jubelte laut, und die anderen fielen in diesen Jubel mit ein.
Alle bis auf Sven, der etwas abseits in der Ecke des Haupthauses stand und verdrossen den Kopf schüttelte.
Er hätte sich ebenfalls so freuen sollen wie die anderen, das wusste er. Und er freute sich auch, aber es störte ihn etwas.
Sven schaute zu, wie die anderen nach dem Gold griffen, das vor ihnen ausgebreitet lag, gespickt mit Edelsteinen und anderem Tand.
„Wer sich ohne Erlaubnis was einsteckt, dem schlag ich höchstpersönlich den Kopf ab!“, grölte der Anführer und schwenkte dabei einen vollen Humpen Bier. Dass er dabei die Hälfte des Inhalts in den Bart und auf die Kleidung schüttete, schien ihn nicht zu stören. Er war ja jetzt reich genug um sich bedenkenlos neue, teurere Kleidung zu kaufen.
Sven hielt sich aus dem Getümmel lieber heraus. Ihm war klar, dass sie anderen das nur machten, weil sie reich werden wollten durch ihre Aufträge, aber Sven war aus einem anderen Grund ein Söldner geworden.
Er liebte das Gefühl von Freiheit. Er wollte niemandem verbunden sein, niemandem seine Treue schwören, oder sich für irgendeine Seite in irgendeinem Krieg entscheiden.
Vier Kriege hatte er nun schon miterlebt, und nie hatte er sich entscheiden müssen, für wen er kämpfte. Seine Moral galt nicht jenen mit guten oder bösen Absichten. Außerdem entschied sowieso der Anführer, für wen sie als nächstes ins Feld ziehen oder eine Stadt einnehmen würden. Das lag alles nicht in Svens Hand.
Und das war ihm auch Recht. Er wollte einfach nur seine Bezahlung für die Aufträge haben und frei sein. Dass ihr Anführer für denjenigen kämpfte der die höchste Summe bot, war dabei klar.
Es störte Sven einfach, dass sie anderen sich von dem Gold hatten blenden lassen. Sie ließen sich von dem Gedanken an ein Leben in Saus und Braus verführen, achteten nicht mehr auf das, worauf es wirklich ankam.
Sven hatte schon von Kindesbein an gelernt, mit wenig sehr lange auszukommen. Und er wollte auf gar keinen Fall das Gefühl dafür verlieren.
Natürlich freute es auch ihn, dass sie mit ihrem letzten Auftrag so viel verdient hatten.
Ein reicher Minister hatte sie beauftragt, eine Vorhut des Feindes aufzuspüren und zu vernichten, und genau das hatten sie getan. Es war auch recht einfach gewesen, beinahe schon zu einfach, aber das störte niemanden mehr. Sie hatten getan was sie sollten, und sie waren dafür ausgezahlt wurden. So lief das Geschäft.
Doch während die anderen sich gerade lautstark darüber unterhielten, was sie sich alles für ihren Anteil kaufen würden, musste Sven daran denken, was man mit der Summe an Gold für eine gute Ausrüstung hätte kaufen können.
Normal nahmen sie sich alles, was sie bei den Gegner am Leib fanden, sei es nun Gold, Rüstungsteile die noch intakt waren, oder eben Waffen.
Mit diesem Gold jedoch hätte man sich neue Waffen und Rüstungen schmieden lassen können. Denn wenn man vorweisen konnte, dass man gut ausgerüstet war, zeigte man, dass die Gruppe das Gold auch wert war. Und lukrativere Aufträge hätten am Ende noch mehr Gold gebracht.
Sven schüttelte noch einmal den Kopf und seufzte. Er war vergebene Liebesmüh, sich darüber den Kopf zu zerbrechen. Das Gold würde in die Bordelle und Schenken der nächsten Stadt fließen, auf die sie treffen würden. Viele der Söldner waren auch nicht sicher vor dem Glücksspiel, egal ob Karten oder Würfel, und selten war das Glück mit ihnen.
Nur Sven würde sein Gold nicht verspielen oder in den Bordellen für ein kurzes, flüchtiges Vergnügen ausgeben. Er würde seinen Anteil wie immer aufbewahren. Und wenn er genug hatte, dann würde er sich von dieser Truppe trennen und alleine sein Glück versuchen. Oder er würde eine andere Truppe finden, die verlässlicher und vernünftiger war.
Mit diesen Gedanken im Hinterkopf stieß er sich von der Wand ab, an der er die ganze Zeit gelehnt hatte, und gesellte sich zu den anderen. Zeit, ein wenig mitzufeiern.