Achtung!
Dies ist eine Fortsetzung! Den Anfang findet ihr hier: https://belletristica.com/de/books/17574-writeinktober-2019/chapter/68939-kapitel-21-heilung
Kommandant Greif stand bereits an der Ausstiegsluke, als der Truppentransporter mit einem Ruck zum Halten kam. Er öffnete die Luke und stieg zusammen mit einem Bataillon Soldaten aus.
Sie standen nun auf der Ebene, die vor kurzem durch die Artillerie und die Mörser unter Beschuss genommen worden war. Wo vorher grünes Gasland herrschte, sah man nun überall aufgeschüttete Erde und Einschlagskrater. Das Display in seinem Helm zeigte keinerlei Lebenszeichen im Umkreis an.
Was für ein Anblick. Ein Schauer der Erregung durchfuhr den Körper des Kommandanten. Was für eine zerstörerische Kraft. Und sie hört auf mein Kommando.
Er wandte sich in Richtung der Stadt Nocturna. Von dem einstigen Glanz der weißen Stadt war kaum noch etwas übrig. Die Mauern waren gesprengt, überall stapelte sich der Schutt und das Geröll. Dunkle Rauschwaden stiegen aus dem inneren der Stadt in Richtung Himmel auf.
Die Artillerie hatte zwischenzeitlich auf seinen Befehl hin das Feuer eingestellt. Nun wurde es Zeit, diese ketzerische Stadt mit Infanterie und Panzern zu stürmen, um auch die restlichen Überlebenden zu finden und ihrer gerechten Strafe zuzuführen. Niemand würde ihm oder seinen Soldaten entkommen, das hatte er sich geschworen.
Es erfüllte dem Kommandanten noch immer mit Stolz, dass der Gottimperator persönlich ihm so viel Vertrauen schenkte.
Damals hätte er nie gedacht, dass er es einmal soweit bringen würde in seiner Karriere.
Noch vor der Zeit des Gottimperators war er ein treuer Soldat seines Landes gewesen. Aber es hatte ihn nie ausgefüllt. Stets wurden nur Befehle gebellt, deren Sinn er niemals verstanden hatte. Meist, weil sie aus reiner Willkür gegeben wurden. Irgendwelche hohen Tiere hatten sich überlegt, was für sie gut wäre, und er musste dafür mit seinen Kameraden in den Kampf ziehen.
Doch dann kam die Zeit des Umschwungs. Der Gottimperator krönte sich mit der Macht und dem Beistand des Herrn selbst, und die Strukturen änderten sich. Plötzlich gab es keine Länder mit Armeen mehr. Es gab die Erde, und die Erde hatte eine vereinte Armee unter dem Banner des Herrn. Und plötzlich hatte alles einen Sinn. Er kämpfte im Namen des Herrn und überführte Häretiker ihrer gerechten Strafe. Es fühlte sich belohnend und richtig an.
Dank der lebensverlängernden Maßnahmen, denen er sich früher hatte unterziehen müssen, war er stolzer Zeuge des Aufstiegs der Erde zum Mittelpunkt der gesamten Galaxie und darüber hinaus. Zusammen mit anderen Soldaten eroberte er fremde Planeten, säuberte sie von Ketzern und erschloss neues Land für den Gottimperator und den Herrn selbst. Und nur diesem Ziel alleine hatte er sich nun verschrieben. Der Herr vertraute dem Gottimperator. Der Gottimperator setzte sein Vertrauen in den Kommandanten. Und dieser vertraute seinem Herrn, dem Gottimperator und sich selbst.
Er gab seinem Bataillon ein Handzeichen, und zusammen rückten sie in Richtung des Stadttores vor. Da der Sturm noch immer wütete, und der Regen weiterhin über das Land gepeitscht wurde, machte der aufgewühlte Boden den Marsch anstrengend. Aber mit dem Ziel stets vor Augen konnte nichts und niemand sie aufhalten.
Schließen standen sie vor dem Stadttor, welches mehrere Meter über ihre Köpfe in Richtung Himmel ragte. Der Kommandant war erfreut darüber, dass sein Plan funktioniert hatte. Er hatte seiner Artillerie befohlen, die Stadtmitte sowie die Mauern unter Beschuss zu nehmen. Die Tore aber sollten verschont bleiben und als Deckung für die anrückenden Panzer und Truppentransporter dienen. In der Stadt gab es noch reichlich Überlebende, jedenfalls hatte der Kommandant das im Gefühl. Sicherlich gab es zahlreiche unterirdische Geheimgänge und andere Räume, die den Ketzern als Deckung und Unterschlupf dienten. Und er würde sie finden, jeden einzelnen.
„Kommandant Greif an alle Rufzeichen. Erwarte Statusreport!“, gab er über den Funk durch.
Er hatte die anderen Bataillone und Truppenverbände angewiesen, sich vor den anderen Toren in Stellung zu begeben. Sein Plan sah es vor, dass sie zeitgleich die Tore sprengen und von allen Seiten in die Stadt eindringen würden. Einige Truppen würden mithilfe von Seilwerfern über die eingestürzten Mauern in die Stadt vorrücken und die Gassen sichern.
Nacheinander gaben die Verbände ihren Status durch, jeder einzelne schien bereit zu sein und auf seinen Befehl zu warten.
„Vorrücken“, sagte er schließlich, und ein paar Soldaten aus seiner Truppe liefen an ihm vorbei. Sie platzierten Sprengsätze an den Steinmauern, die das Tor umfassen.
Nachdem sie zurückgekehrt waren, betätigten sie ihre Zünder, und die Sprengladungen zerrissen die Mauern in einer ohrenbetäubenden Explosion. Nach und nach stürzten die Mauern ein, die Trümmer fielen zu allen Seiten und wirbelten eine Menge Staub und Dreck auf. Schließlich konnten sie das Gewicht der schweren, mit Eisen verstärkten Tore nicht mehr halten. Es knackte und knarzte laut, dann vielen die meterhohen Tore und gaben den Weg in die Stadt frei.
Und so kann die Heilung weiter voranschreiten.
Gemeinsam mit seinen Soldaten begann der Kommandant den Vormarsch in die Stadt.