Ich musste lächeln, als ich den kleinen, verzweifelten Schimmer in ihren Augen sah.
Ihr Blick war auf die Mitte des runden Tisches gerichtet, an dem wir beide uns gegenübersaßen. Und während meine Hände meinen Kopf stützten, tippten ihre Finger ungeduldig auf der Tastatur ihres Laptops, der vor ihr stand.
Und irgendwie konnte ich den Blick ja auch verstehen, ich musste mich selbst zurückhalten.
In der Mitte des Tisches stand das Objekt ihrer Begierde und wartete beinahe sehnsüchtig auf sie. Ein süßer, frisch gebackener Bananen-Schokoladen Muffin. Der helle Muffin glänzte leicht durch das Sonnenlicht, welches durch das große Fenster und die Gardine auf ihn fiel. Und im Inneren wartete ein Kern aus flüssiger, dunkler Schokolade darauf, aus seiner Hülle ausbrechen zu können. Sein Duft hatte sich mittlerweile im ganzen Raum ausgebreitet.
„Darf ich nicht vielleicht jetzt schon? Also, du weißt schon, nur einen kleinen Bissen?“
Ich hörte das Flehen in ihren Worten heraus und musste kichern. „Nein, meine Liebe, du wirst jetzt deine Geschichte schreiben. Danach darfst du den Muffin haben. Solange passe ich darauf auf.“
„Und du nennst dich Freundin“, grummelte sie und verzog missmutig das Gesicht.
„Aber natürlich. Immerhin hast du jetzt eine regelrecht köstliche Motivation für deine Geschichte, oder nicht?“
„Ich hab aber auch Hunger“, quengelte sie und schaute wieder auf die süße Köstlichkeit, die zwischen uns stand.
„Augen auf den Bildschirm, sonst ...“ Ich ließ den Satz unvollendet und zog stattdessen den Muffin langsam zu mir heran. Dabei hatte ich dieses fiese Grinsen im Gesicht, welches sie immer lustig fand. Zumindest solange es andere traf.
Jetzt kniff sie die Augen zusammen und seufzte. „Schon gut, schon gut! Aber tu dem Muffin nichts!“
„Würde ich doch niemals tun.“ Ich legte eine wahre Unschuldsmiene auf. Als ihre Finger auf der Tastatur zu tippen begannen, schob ich den Muffin wieder in die Mitte. Der Krümel, der sich dabei von ihm gelöst hatte, landete in meinem Mund.
„Das hab ich gesehen“, sagte sie missbilligend, ohne den Blick vom Display abzuwenden.
„Jetzt kann ich dir aber versichern, dass es ihm gut geht und er sehr köstlich ist.“
„Dass du meinen Muffin als Geisel nimmst.“ Sie schüttelte den Kopf.
„Aber ich habe mein Ziel erreicht, oder?“
Jetzt schaute sie doch kurz zu mir, und ein sanftes Lächeln zeigte sich auf ihren Lippen. „Wie immer, würde ich sagen.“
Ich stand auf, stellte mich hinter sie und legte meine Arme auf ihre Schultern. Dann beugte ich mich runter und schaute auf das Display.
„Was für eine Geschichte wird es denn dieses Mal?“
„Die Geschichte über ein Mädchen, dessen Freundin eine wahre Foltermeisterin ist. Und diese setzt alle ihre Methoden ein, um dem Mädchen das Leben zur Hölle zu machen.“
Jetzt lachten wir beide. Danach gab ich ihr einen Kuss auf die Wange und richtete mich wieder auf. „Ich bin schon sehr auf das Ergebnis gespannt. Jetzt werde ich duschen gehen, solche Geiselnahmen machen mich immer fertig. Und ich vertraue darauf, dass der Muffin da noch steht, bis du fertig bist.“
„Sonst?“
„Sonst wird dir das später noch sehr leid tun.“ Mein Grinsen dabei sagte alles.
„Süß und frech, genau deshalb liebe ich dich.“
„Du machst es mir auch zu einfach“, schnurrte ich und ging aus dem Zimmer.
Dabei ist sie viel süßer, dachte ich mir als ich das Badezimmer betrat und die Tür hinter mir schloss.