Achtung!
Dies ist eine Fortsetzung! Den Anfang findet ihr hier: https://belletristica.com/de/books/17574-writeinktober-2019/chapter/68939-kapitel-21-heilung
„Hauptmann, wie konnte das passieren?“
„Ich weiß es nicht, Kommandant. Ich vermute, sie haben sich auf der anderen Seite des Planeten versteckt und die Signaturen ihrer Antriebe verschleiert.“
„Diese degenerierten Wesen stehlen unsere Technologie und verwenden sie gegen uns!“, rief der Kommandant erbost und senkte gleich darauf seine Stimme wieder. „Das können wir nicht erlauben, Hauptmann.“
Kommandant Greif stand zusammen mit seinem Hauptmann auf der Mauer des inneren Rings der Stadt Nocturna und schaute auf die Armee der Ketzer, die sich wie aus dem Nichts vor ihnen aufgebaut hatte.
Da die Gebäude der einst strahlenden Stadt nur noch Ruinen waren, lagen die Straßen in Dunkelheit, beinahe breitete sich komplette Schwärze vor ihnen aus. Dazu kam, dass es jetzt mitten in der Nacht war. Nur die Blitze des seit über 12 Stunden anhaltenden Sturms erhellten die Straßen kurz und ließen die Fratzen der Häretiker aufblitzen, wie sie mit einer wilden Entschlossenheit zur Mauer hinaufschauten und ihre Waffen für einen Ansturm bereit machten.
Um ihrer Entschlossenheit noch mehr Ausdruck zu verleihen hatten die Ketzer einige der Soldaten gefangen genommen und ihre Köpfe mitsamt der Helme auf angespitzte Holzpfähle gesteckt, die sie nun in den Straßen aufgestellt hatten.
Für diesen Frevel alleine hoffe ich, dass der Herr keine Gnade für diese Bestien finden wird. Kaum zu glauben, dass diese Monster Menschen sein sollen. Sie beten Götzen an, stehlen Technologien, und jetzt auch noch dieses bestialische Verhalten. Keine Heilung kann ihren verkümmerten Seelen noch helfen.
Der Kommandant ballte die Fäuste, während sein Blick über die aufblitzenden Gesichter der Widerständler glitt, die sich Fratzen und andere Zeichen auf ihre Gesichter gemalt hatten. Tiere sind sie, mehr nicht. Aber heute werde ich diesen Planeten von dieser Plage befreien. Endgültig.
„Der Hauptteil unserer der Armee ist bei uns im inneren Ring und sichert gerade die Mauer, Kommandant.“
„Wie viele von den Soldaten haben diese Tiere auf den Straßen erwischt, Hauptmann?“
Der Hauptmann gab etwas auf seinem Display ein und schwieg für eine kurze Zeit. „Laut den Daten haben sie ein Fünftel unserer Armee ausgelöscht.“
„Dafür werden wir sie zur Gänze auslöschen, Hauptmann“, sagte der Kommandant laut. Er hatte keine Lust mehr, diese Gedanken für sich zu behalten. Zu tief saß der Hass verankert. „Ich will, dass Deckungen auf der Mauer und im Ring platziert werden. Jeder soll seine Waffen überprüfen und wenn nötig austauschen. Zum Aufladen der Magazine haben wir keine Zeit mehr.“
„Zu Befehl, Kommandant.“
„Und funken Sie die Artillerie an. Ich habe da einen Plan. Außerdem, bevor ich es vergesse, bringen Sie mir diese Frau und das Baby.“
Die werden ihr blaues Wunder erleben. Diese Ketzer denken, sie haben genug Stärke, um sich gegen den Gottimperator auflehnen zu können. Doch ich werde es sein, der sie eines Besseren belehrt.
Ein grimmiges Lächeln breitete sich auf dem Gesicht des Kommandanten aus.
„Kommandant Greif an die Arrowhead“, rief er durch den Funk und wandte den Blick gen wolkenverhangen Himmel. „Arrowhead, hören Sie mich?“
„Admiral Andulla hier, Kommandant“, kam die zackige Antwort. „Höre Sie laut und deutlich.“
„Statusmeldung, Admiral“, verlangte der Kommandant.
„Aktuell stehen wir unter Beschuss von einigen feindlichen Jägern, die sich von der anderen Seite des Planeten gemeldet hatten. Wir hatten sie vorher nicht auf dem Schirm und haben auch keine fremden Signaturen empfangen.“
„Werden Sie damit fertig?“
„Diese armseligen Kakerlaken sind schnell und wendig, aber wir werden sie ausradieren. Es sollte nicht allzu lange dauern.“
Ich mag diesen Andulla. Vielleicht kann ich ja weiter mit ihm zusammenarbeiten.
„Dann hören Sie mir jetzt ganz genau zu, Admiral“, begann der Kommandant und gab Andulla einen Befehl, der die Ketzer vernichten würde.
Wenig später stand der Kommandant noch immer auf der Mauer und schaute durch ein Fernglas, das er sich zwischendurch hatte geben lassen.
Zu seiner Überraschung entdeckte er einen Soldaten, welcher einen blauen Helm trug, der ihm sehr bekannt vorkam.
„Dieser Verräter ist ein zäher Bastard“, flüsterte der Kommandant leise und verfolgte Asmodeus, wie dieser sich den Weg durch die Reihen seiner Ketzersoldaten nach vorne bahnte.
Asmodeus nahm seinen Helm ab und schaute direkt zum Kommandanten auf. Das Plasmageschoss hatte ihm das Gesicht verbrannt, an einigen Stellen fehlte die Haut vollständig, und die Knochen des kahlen Schädels stachen hervor.
Ein entstellter, zäher Bastard.
„Und Johann? Überrascht, mich zu sehen?“, rief Asmodeus zum Kommandanten rauf, ein siegessicheres Lächeln spiegelte sich auf dem Rest seines Gesichts. „Hast du wirklich gedacht, dass wir so leicht aufgeben?“
„Du wusstest nie, wann du aufgeben solltest, alter Freund!“, antwortete der Kommandant. Dir wird das Lachen gleich vergehen.
„Du hast keine Chance, Johann! Wir werden diese Mauern stürmen und dich sowie deine reißerischen Hunde vernichten! Danach ist der Gottimperator selbst dran!“
Der Kommandant brach in ein giftiges Lachen aus. „Ihr elendigen Würmer glaubt, dass ihr wirklich den Hauch einer Chance habt? Haben eure Götzen euren Verstand völlig verdreht?“
Dass der Sturm ihre Worte beinahe verschluckte, machte ihnen nichts aus.
„Wir werden es sehen, Johann! Ich weiß, dass der Herr mich leitet!“
„Dann lass mich dich eines besseren belehren, Asmodeus!“, rief der Kommandant lachend herunter und trat einen Schritt zur Seite.
Mit Freude betrachtete der Kommandant, wie das Gesicht seines alten Freundes kreidebleich wurde, als er auf seine Frau und sein Baby starrte.
Zwischenzeitlich hatte der Kommandant sich Zeit für ein kleines Verhör genommen und so herausbekommen, wer diese Frau war und wem das Baby gehörte.
„Du verdammter Bastard!“, rief Asmodeus voller Zorn. „Lass sie gehen! Sie haben nichts getan!“
„Sie ist ein genauso wertloses Stück degenerierter Müll wie du es geworden bist, alter Freund!“ Der Kommandant wandte sich an die Frau. „Gib dem Hauptmann dein Kind“, befahl er im schroffen Ton.
Die Frau weinte bitterlich, doch als der Kommandant seine Pistole auf sie richtete, übergab sie das Baby schließlich.
„Bitte, tun Sie ihm nichts“, flehte sie schluchzend. „Er ist doch noch ein Baby!“
„Komm her!“ Der Kommandant zeigte vor sich auf den Boden, und die Frau trat zitternd an ihn heran.
„Schau genau hin, Asmodeus! Das, was gleich passiert, ist allein deine Schuld! Deine, und die von diesen Ketzern, die sich der Heilung verweigert haben!“
„Wag es ja nicht, du verblendeter Spinner! Ich schwöre, wenn du ihr etwas antust, dann …!“
„Du hast nichts und niemanden, auf das du schwören könntest! Versteh es doch endlich! Der Gottimperator gab euch die freie Wahl, und ihr habt euch gegen ihn entschieden!“
„Wir haben uns für die Freiheit entschieden!“
„Und sieh, was du damit angerichtet hast!“
Der Kommandant trat hinter die Frau, die ihre Arme um ihren Körper geschlungen hatte. Sie zitterte und weinte bitterlich, doch der Kommandant hatte kein Mitleid mit ihr. Sie ist genau so wie diese anderen Hunde.
Ein Blitz schlug irgendwo neben der Stadt in die weite Ebene ein, zeitgleich löste sich der Schuss aus der Plasmapistole.
Der Kommandant hörte den Aufschrei seines ehemaligen Freundes, dann fiel der tote Körper der Frau nach vorne von der Mauer. Das Baby begann in den Armen des Hauptmanns zu weinen.
„Bringt das Baby zum Kommandoposten, Hauptmann. Darum werden wir uns später kümmern.“
„Zu Befehl.“ Falls der Hauptmann etwas gegen das Vorgehen seines Vorgesetzten einzuwenden hatte, so ließ er sich das nicht anmerken.
„Angriff! Angriff!“, schrie Asmodeus den Widerständlern wutentbrannt zu.
Sogleich setzten diese sich in Bewegung und zogen durch die Straßen, näherten sich von allen Seiten den Toren, die in den inneren Kreis führten.
Beide Seiten schossen aufeinander, und sowohl auf der Mauer als auch am Boden fielen die Soldaten.
Der Kommandant wartete jedoch ab und beobachtete das Geschehen. Wenn er zu früh oder zu spät handelte, dann könnte sein eigener Plan ihm das Leben kosten. Und das wollte er bei Leibe nicht riskieren.
Ja, kommt nur näher. Weiter. Weiter. Noch ein kleines Stück.
„Artillerie, Feuer!“, rief er dann in sein Funk, und kurz darauf hörte er das vertraute Donnern der Artillerie.
Die Geschosse kamen von weit oben über die Mauern und schossen auf die Koordinaten zu, die der Kommandant den Hauptmann hatte weitergeben lassen.
Die Aufschläge erfolgten so nahe an der Mauer, dass der Kommandant sich am Stein festhalten musste. Die Druckwelle riss einige der Soldaten auf der Mauer von den Beinen, doch die Widerständler traf es schlimmer.
Während die hintersten Reihen der Angreifer sofort durch die Detonationen der Plasmageschosse zerrissen wurden, wurden jene, die weiter vorne in den Reihen standen, von umherfliegenden Splittern und Schutt getroffen, die wie kleinere Geschosse durch die Straßen flogen.
Doch Asmodeus, der sich das ganze Spektakel geschockt mit angesehen hatte, ließ sich davon nicht beirren. Unaufhaltsam stieß er weiter die Straßen vor und näherte sich mit ein paar seiner Widerständler dem Tor, über dem der Kommandant stand und auf sie hinab schaute.
Der Kommandant hörte, wie Asmodeus seinen Truppen mit lauten Brüllen befahl, das Tor zu sprengen. Sein Zorn war nicht mehr zu bremsen. Dort unten liegt irgendwo die Leiche seiner Frau. Vielleicht stolpert er ja über sie und bricht sich selbst das Genick.
Er lachte leise und öffnete wieder den Funkkanal. „Kommandant Greif an die Arrowhead, hören Sie mich?“
„Admiral Andulla hier, höre Sie klar und deutlich!“
„Ausführen“, sagte er nur. Andulla wusste, was gemeint war.
„Sehr wohl.“
Während die Widerständler es bereits geschafft hatten, ein Loch in das Tor zu sprengen, und durch dieses in den Hof dahinter feuerten, schaute der Kommandant in den Himmel.
Durch die Wolken hindurch brachen die Jäger, die die Arrowhead ausgesandt hatte. Sie flogen flach über die Stadt hinweg und feuerten in die verbliebenen Reihen der Widerständler.
Diese wurden hart getroffen, ihre Schreie hörten sich für den Kommandanten wie Musik in den Ohren an. Endlich! Endlich!, jubelte er in Gedanken.
„Erfahrt, was es bedeutet, sich gegen den Gottimperator und den Herrn aufzulehnen!“, schrie er euphorisch, Speichel flog ihm dabei aus den Mund. Sein Blick brannte vor Eifer, als er ihn über das Schlachtfeld vor der Mauer gleiten ließ. Überall lagen tote und verwundete Widerständler, etliche Straßen und Ruinen waren wie weggeblasen von der Macht seiner Kriegsmaschinen.
„An alle Rufzeichen! Der Ketzer mit dem blauen Helm muss lebendig gefasst werden!“, gab er durch den Funk an alle Soldaten durch.
Dann machte er sich schnell auf den Weg in den Hof, wo inzwischen der Kampf sein Ende gefunden hatte.
Die Widerständler waren restlos ausgelöscht, und Asmodeus kniete in der Mitte des Hofes mit den Händen hinter dem Kopf in einem Ring aus Soldaten, die mit ihren Gewehren ununterbrochen auf ihn zielten.
Doch der Kommandant kümmerte sich weder um die Leichen der Ketzer, noch um die seiner eigenen Soldaten. Sie sind für einen guten Zweck gefallen.
„Hauptmann!“
Der Hauptmann löste sich aus einer Gruppe von Soldaten und trat an seine Seite. „Ja, Kommandant?“
„Lassen Sie die Soldaten durch die Straßen ziehen. Jeder überlebende Ketzer ist sofort zu eliminieren.“
„Jawohl, Kommandant!“
Der Kommandant trat in den Kreis der Soldaten und baute sich vor Asmodeus auf.
„Schau nur, wo dein deine Götzenanbetung dich hingeführt hat, alter Freund. Ich dachte ja, ich hätte dich bereits in der Ruine beseitigt, aber dass du so ein zäher Bastard bist, hätte ich nicht gedacht.“
Er trat vor und zog Asmodeus mit einem Ruck den Helm vom Kopf. Diesen warf er achtlos beiseite. „Er bedeutet dir ja eh nichts mehr, oder?“
„Ich werde dich umbringen!“ Asmodeus‘ Stimme triefte vor Gift und Zorn.
„Das glaube ich kaum. Aber ich habe sicherlich noch eine Verwendung für dich.“
Dann gab der Kommandant dem Soldaten hinter Asmodeus ein Zeichen.
Der Soldat schlug ihm mit dem Gewehrkolben auf den Hinterkopf, und Asmodeus ging ohne einen Laut zu Boden.