Achtung!
Dies ist eine Fortsetzung! Den Anfang findet ihr hier: https://belletristica.com/de/books/17574-writeinktober-2019/chapter/68939-kapitel-21-heilung
„Kommandant?“ Der Hauptmann klang irritiert, das konnte der Kommandant selbst durch den Vocoder durch hören.
Der Kommandant kam gerade wieder aus dem eingestürzten Haus heraus, zusammen mit der Frau, die ihr Baby an sich gedrückt hielt und bitterlich weinte. Das Baby selbst blieb dagegen eher ruhig.
„Wir werden sie mitnehmen. Das wird diese degenerierten Wesen davon abhalten, uns anzugreifen. Ich glaube kaum, dass sie das Risiko eingehen, ihre eigene Brut zu verletzen.“
„Verstanden, Kommandant. Wir haben gerade eine Meldung bekommen, dass eine ihrer Kirchen den Angriff weitestgehend überstanden hat.“
Der Kommandant überlegte kurz. Diese Ketzer werden das sicher als eine Art Zeichen sehen und sich darin verstecken.
„Wir werden uns das genauer ansehen. In welcher Richtung liegt diese Kirche?“
„In Richtung Norden, Kommandant, gar nicht weit von hier.“ Der Hauptmann deutete auf eine Karte, die er per Hologramm anzeigen ließ.
„Gut. Wir rücken weiter vor und bleiben auf der Hauptstraße!“
Die Soldaten versammelten sich hinter dem Hauptmann, und der Kommandant setzte mit ihnen den Weg durch die zerstörten Straßen fort. Überall wo sie lang kamen, lagen die Häuser in Schutt und Asche. Es stiegen weiterhin die Rauchschwaden gen Himmel, und obwohl die Filter ihrer Helme die Gerüche weitestgehend filterten, roch es nach Tod und Zerstörung. Auch der Sturm tobte weiter, es regnete in Strömen.
Fühlt sich an wie zuhause. Vielleicht werde ich mich hier sogar niederlassen, wenn es mir erlaubt wird.
Etwas später standen der Kommandant und seine Soldaten vor den Toren der Kirche.
Auf dem Weg hatten kleinere Gruppen von Widerständlern sich ihnen entgegengestellt, doch sobald sie die Frau und ihr Baby sahen, hatten sie alle Angriffe eingestellt. Nicht so der Kommandant, der jeden einzelnen von ihnen töten ließ. Vielleicht wird sich der Herr ihrer fehlgeleiteten Seelen ja gnädig erweisen. Doch er glaube selbst nicht wirklich daran.
Die Kirche selbst ragte weit in den Himmel, und wie der Hauptmann bereits gesagt hatte, waren kaum Spuren des Angriffs an ihr zu sehen. Wie eine standhafte Säule ragte sie hervor, während die anderen Gebäude in der Nähe nur noch Ruinen waren. Lediglich einige der bunt bemalten Fenster wiesen ein paar Risse auf, auch in der Fassade zogen sie sich lang. Doch das Gebäude stand stabil vor ihnen.
„Aufsprengen“, befahl der Kommandant und deutet auf die große Flügeltür vor ihnen.
Erneut liefen die zwei Soldaten, die schon das große Stadttor gesprengt hatten, an ihm vorbei. Sie platzierten eine kleinere Sprengladung, gingen in Deckung und sprengten dann das Tor.
Die krachende Detonation riss das Tor aus den Angeln, das Holz splitterte, und einige Splitter trafen auf die Rüstung des Kommandanten und vielen dann zu Boden.
Sofort darauf folgten Schüsse aus dem Inneren der Kirche. Die Soldaten warfen sich in Deckung, und auch der Kommandant und sein Hauptmann gingen neben dem gesprengten Eingang in Deckung.
„Das sind neue Waffen!“, rief der Hauptmann ihm zu. „Es ist anzunehmen, dass sie fähig sind, unsere Rüstungen zu durchdringen!“
„Das werden wir aber nicht zulassen!“, antwortete der Kommandant und spähte um die Ecke.
Auf der anderen Seite der Kirche hatten die Ketzer die Bänke und Tische umgeworfen und sich dahinter verschanzt. Imme wieder lugten sie hervor und gaben abwechselnd ein paar Schüsse ab, um die Soldaten festzunageln und davon abzuhalten, in die Kirche einzudringen.
„Hauptmann! Werfen Sie eine Impulsgranate in dieses verschissene Ketzernest!“ Diese degenerierten Wesen glauben wohl, dass wir einfach so aufgeben.
„Das könnte die Struktur der Kirche beschädigen und sie einstürzen lassen, Kommandant!“
„Das weiß ich. Machen Sie einfach!“
„Jawohl!“ Der Hauptmann griff an seinen Gürtel und holte aus einer der Taschen eine längliche, blaut leuchtende Granate hervor. Er aktivierte sie, und während die Ketzer weiter auf sie feuerten, warf er sie mit Schwung in die Kirche.
Daraufhin folgte eine ohrenbetäubende Explosion. Darunter mischte sich der Aufschrei mehrerer Widerständler, bevor diese für immer verstummten.
Es krachte laut, als Teile der Kirche einstürzten. Schwere Steinbrocken lösten sich aus den Wänden und fielen zu Boden. Eine Welle aus Staub und Schutt schlug ihnen aus dem gesprengten Eingang entgegen und vernebelte ihnen die Sicht.
Als der Nebel sich legte und der Kommandant sowie der Hauptmann die Kirche betraten, sahen sie das Ausmaß der Zerstörung. Die hintere Wand der Kirche existierte nicht mehr, stattdessen konnten sie die dahinterliegende Straße sehen. Sämtliche Bänke, hinter denen sich die Widerständler versteckt hatten, waren durch die Explosion zerrissen worden, genau so wie die Widerständler selbst. Deren Überreste lagen überall verstreut, und wer nicht direkt durch die Granate sein Ende gefunden hatte lag vergraben und zerquetscht unter dem Geröll.
Nur ein Widerständler lag neben dem Eingang, ein Arm und seine Beine fehlten ihm, doch trotzdem versuchte er nach seiner Waffe zu greifen. Ein Schuss aus der Pistole des Kommandanten beendete sein Leben endgültig.
„Sehen Sie, Kommandant“, sagte der Hauptmann und deutet auf ein Podest, welches zur Hälfte noch in einer Ecke der Kirche stand.
Der Kommandant nähere sich dem Podest und fand darauf einen kleinen, verschlossenen Behälter. Er war aus Silber und Metall, darauf waren Ornamente in goldenen und roten Farbtönen eingelassen.
Der Kommandant griff an seinen Gürtel und holte eine kleine Zange hervor. Er setzte an der Kante des Schlosses an und hebelte den Deckel auf. Es knackte leise, dann öffnete sich die Kiste und gab den Blick auf ihren Inhalt frei.
Was der Kommandant dort fand verschlug ihm den Atem.