Wieder schneit es dicke Flocken in Halle und wieder muss ich Zug fahren. Warum schneit es eigentlich immer dann, wenn ich in einem Zug sitze und nur die Betrachterfreude habe? So knirscht doch gar nicht der Schnee unter meinen Schuhen, so können doch keine Schneeengel und Schneemänner entstehen. Ich seufze und blicke aus dem Fenster.
Die weißen Landschaften ziehen an uns vorbei. Häuser bedeckt, als hätte man sie mit Zuckerguss verziert, die Felder in weiße Decken gehüllt und so unberührt, dass man sie mit Watte verwechseln könnte. Wie herrlich doch alles aussieht! In diesem Moment hechtet ein Feldhase (Lepus europaeus) in mein Augenfeld, galant hüpft er in großen Sätzen durch die weiße Pracht und hinterlässt seine Spuren als Zeichen seiner Existenz. Es ist schon länger her, dass ich einen Feldhasen gesehen habe, früher erblickte ich sie häufiger. Einer der Gründe dürfte sein, dass der Bestand der Feldhasen seit den 1960er abnehmend ist, auch wenn er weltweit als nicht gefährdet zu betrachten ist, so ist die intensive Landwirtschaft eine Bedrohung, insbesondere in Deutschland. Hier gilt Meister Lampe im gesamten Bundesgebiet als gefährdet, in Sachsen-Anhalt ist er sogar stark gefährdet. Kein Wunder warum ich ihn so selten sehe! Doch das ist nur die halbe Geschichte, zwar bedrohtet vor allem die Landwirtschaft die Existenz des Feldhasen, weil ihm die Nahrungsgrundlage und Versteckmöglichkeiten durch die intensive Landwirtschaft (insbesondere Raps und Maisanbau) genommen werden, aber die viel zu feuchten und wenig kalten Winter setzen der Feldhasenpopulation ebenfalls zu. Ein frostiger, trockener Winter, wie er früher einmal war, war unangenehm und auszehrend, aber ein feucht nasser Winter, wie wir in inzwischen fast immer haben, bringt den jüngsten Feldhasen Lungenentzündungen, an denen sie letztendlich verenden.
Oder um es in Zahlen auszudrücken, 2011 gab es noch etwa 4 Millionen Feldhasen in Deutschland, 2016 nur noch 3 Millionen. Immer mehr Feldhasen betreiben Landflucht, suchen die Nähe zu den Städten, weil sie keine Lebensgrundlage auf Feldern voller Monokulturen haben. Sie haben die Wahl zwischen Heimat und verhungern oder Fremde und ggf. überleben. Keine besonderen rosigen Aussichten. Damit die Lebensumstände der Feldhasen in Deutschland wieder besser werden, muss die Strukturvielfalt in der Agrarlandschaft erhöht werden. Doch wer bestimmt das? Grundsätzlich die Förderpolitik der EU mittels milliardenschwerer Subventionen. Leider gehen diese Subventionen in eine Richtung die keine Zukunft für den Feldhasen bedeutet. Eine Abkehr von den pauschalen Direktzahlungen pro Fläche und eine Förderung einer naturverträglichen Landwirtschaft müsste erfolgen, so würde sich ein Umrüsten für die Landwirte lohnen und letztlich für den Feldhasen (und viele andere Feldtiere). Bisher erscheint das Utopie, insbesondere mit einer Lobbyismus-, Verzeihung "Agrarministerin", wie Julia Klöckner. Doch was wenn doch? Was, wenn wir nur noch solche naturverträgliche Felder hätten? Die Hasen würden wieder in ihre angestammten Lebensräume zurückkehren.
Was wäre wenn, wir nicht mehr die Klimakiller subventionieren? Sondern die Klimaretter? Sodass wir Winter mit frostig kaltem Schnee und Feldhase die darüber hoppeln? Man stelle sich das einmal vor...
Reine Utopie, doch was wenn doch?
Quellen
Thomas Gehle, Forschungsstelle für Jagdkunde und Wildschadenverhütung, Bonn: Die Sache mit den Hasen. In: Landwirtschaftliches Wochenblatt Westfalen-Lippe. 04/2013, 24. Januar 2013, Seite 44 f.
Süddeutsche Zeitung: Feldhasen bleiben zahlenmäßig stabil, 7. April 2017, https://www.sueddeutsche.de/wissen/wissenschaft-feldhasen-bleiben-zahlenmaessig-stabil-dpa.urn-newsml-dpa-com-20090101-170407-99-978064 Abgerufen am 29.01.2021
https://www.nabu.de/tiere-und-pflanzen/saeugetiere/sonstige-saeugetiere/16729.html Abgerufen am 29.01.2021
Weitere Inspiration: https://www.youtube.com/watch?v=rRy_Fhr6j2Y