Mittwoch, 10.02.2021 meine Kollegin und ich sitzen auf Arbeit an unseren Rechnern, Drucken Verträge und machen sie für den postualen versandt fertig. Soeben haben die Nachrichten begonnen und berichten über einen neuen Gesetzesentwurfs der Bundesregierung.
Das Bundeskabinett hat endlich, nach MONATELANGEM Ringen ein Gesetzespaket zum Insektenschutz beschlossen. Dabei wurden sowohl die Neufassung des Bundesnaturschutzgesetzes als auch Änderungen der sogenannten Pflanzenschutz-Anwendungsverordnung auf den Weg gebracht.
Während ich mich auf Arbeit noch wundere, dass es unsere Landwirtschaftsminisiterin wirklich mal geschafft hat etwas sinnvolles, ... für die Natur sinnvolles, auf den Wege zu bringen. Widme ich mich am Abend mehr der Thematik und was sie wirklich bedeutet.
Im Detail soll mit dem Gesetzespaket unter der Pflanzenschutz-Anwendungsverordnung weniger Pestizide verwendet werden dürfen, insbesondere Glyphosat, welches 2023 endlich und hoffentlich endgültig von unseren Äckern verschwindet. Weiter sollen in Schutzgebiete noch weniger Pestizide zugelassen sein (hier möchte ich kurz den Gedanken sacken lassen, dass ich als normal denkender Mensch davon ausgehen würde das in einem Schutzgebiet erst gar keine Pestizide zugelassen sind, die eine Pflanze nicht selbst produziert, weil das tun sie). Der Entwurf des Insektenschutzgesetzes sieht unter anderem vor, dass Biotope wie Streuobstwiesen und artenreiches Grünland für Insekten als Lebensräume erhalten bleiben. Auch die Lichtverschmutzung als Gefahr für nachtaktive Insekten soll künftig eingedämmt werden. Gerade in Zeiten des großen Insektensterbens ist jedes Gesetz in diese Richtung Gold wert. Um hier als kleinen Exkurs den nordrhein-westfälischen NABU-Landesvorsitzenden Josef Tumbrinck zu zitieren "Während wir 1995 im Durchschnitt noch 1,6 Kilogramm [an Fluginsekten] aus den Untersuchungsfallen sammelten, sind wir heute [2016] froh, wenn es 300 Gramm sind." Nach 21 Jahre sind es 1,3 Kilogramm Fluginsekten weniger. Dabei ist die Region Krefeld, um die es speziell ging, mit einem Verlust von 60 Prozent ihrer Fluginsekten noch nicht einmal das härteste extrem. 60 PROZENT! - Wir reden von der vielfältigsten, einer der widerstandsfähigsten und mit der reproduktivisten Gruppen der Tiere die überhaupt jemals auf diesen Planeten existierten. Früher waren Schmetterlinge (mehrere Arten) für mich ein normaler Frühling und Sommer, heute bin ich froh, wenn ich mal einen Kohlweißling und mit viel Glück einem Zitronenfalter oder Tagpfauenauge begegne. Der Verlust der Artenvielfalt ist spürbar und deshalb ist dieser Gesetzesentwurf mehr als lobenswert. Dieser Meinung sind unter anderen der Naturschutzbund Deutschland (Nabu) und der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND).
Dabei ist zu sagen, dass die Umweltschutzorganisation Greenpeaceauch ein Wort der Mahnung zur grundsätzlich positiven Meldung verlauten ließ, man müsste den Insektenschutz trotz teils freiwilliger Maßnahmen weiterhin konsequent angehen. Diesem Punkt will ich ebenso zustimmen, ein Gesetzespaket reicht nicht aus um so etwas Komplexes und unwiederbringbares wie eine Artenvielfalt zu retten.Wie es üblich ist, erntete der Gesetztesentwurf ebenfalls Kritik, in diesem Fall von Bundesländern und Landwirten, wie in Form des Bauernpräsidenten Joachim Rukwied, der die Verkündung das Gesetzespaket als schlechten Tag für die Kooperation der Landwirtschaft und des Naturschutzes. Zwar sei Insektenschutz ein Muss für die Landwirtschaft, aber der Gesetzesentwurf sei kurzsichtig und ein strategischer Fehler für die Naturschutzpolitik.
Ich würde es hingegen begrüßen, wenn er den Schneid besäße, den Grund für den Unmut: Befürchtete Einbußen. Er beschwert sich das die Massenproduktion in Monokulturen erschwert wird, welche im Grunde nichts weiter als ein Betrug ist. Extrem ineffizient und die Ressourcen der Erde förmlich verbrennend bis nichts mehr die Erde düngt und keine Landwirtschaft mehr möglich ist.* Wer ist hier wirklich kurzsichtig?
Leider ist das Gesetz noch nicht vollständig beschlossen, doch ich hoffe es wird unverändert vom Bundestag abgesegnet, den wir und die Insektenwelt braucht es dringender den je.
Quellen
https://www.radiosaw.de/insektenschutzgesetz-beschlossen Abegerufen am 12.02.2021
https://www.bmu.de/gesetz/gesetzentwurf-eines-dritten-gesetzes-zur-aenderung-des-bundesnaturschutzgesetzes/ Abgerufen am 12.02.2021
https://www.nabu.de/tiere-und-pflanzen/insekten-und-spinnen/20997.html Abgerufen am 12.02.2021
https://www.bmu.de/pressemitteilung/schulze-insekten-schuetzt-jetzt-ein-gesetz/ Abgerufen am 12.02.2021
*"Die Massenproduktion ist im Grunde Betrug. Sie ist ein extrem ineffizientes Verfahren, um die Ressourcen der Erde zu nutzen. Düngemittel und Pestizide sollen den Ertrag steigern, zerstören aber den Boden, das Wasser und die Atmosphäre." -Vandana Shiva, Januar 2021