Putins Invasion der Ukraine hat für neuen Wind beim Ausbau der Erneuerbaren Energien gesorgt, was noch durch die Fridays for future Bewegung 2020 gefordert wurde ist auf einmal im Eilverfahren möglich. Wäre der Anlass nicht derart bedrückend, könnte man sich freuen, oder?
Ich bin Verfechter der erneuerbaren Energien und es braucht deutlich mehr Ausbau, insbesondere bei Wind- und Solarenergie.
Doch mehr noch bin ich Artenschützer und genau hier gibt es ein großes Problem.
Die großen Krisen unserer Zeit
Wenn man an die großen Krisen des noch jungen 21. Jahrhunderts denkt, wird man wohl an den Klimawandel, die Corona-Pandemie und diverse militärische Konflikte (Syrien, Ukraine, Afghanistan, Irak, etc.) denken. Das 6. große Artensterben haben dabei die wenigsten auf dem Schirm. Das ist insofern bedenklich, dass der Klimawandel als solcher eine Teilursache des 6. großen Artensterbens ist. Lösen wir also den Klimawandel, lösen wir einen Teil des deutlich größeren Problems (weil das 6. große Artensterben ist ein Kollektiv diverser Umweltkrisen, die wir Menschen ausgelöst haben: Klimawandel, Plastikverschmutzung, Wilderei, Insektensterben, etc.).
Eine einfache Rechnung, die aber nur funktionieren kann, wenn wir die Klimakrise mit dem Artenschutz im Hintergedanken lösen.
Aber das wäre langfristig gedacht.
Das sechste große Artensterben
Wer sich genauer mit dem sechsten großen Artensterben beschäftigen will, findet im Kapitel Big Six mehr dazu. Für alle, die nicht über 8000 Worte lesen wollen, sei in Kürze das Problem zusammengefasst:
Selbst bei einer noch sehr zurückhaltenden Schätzung, rottet die Menschheit heute so viele Tier- und Pflanzenarten aus, als jemals zuvor in der Menschheits-Geschichte. Seit Beginn der Neuzeit (~ 1500) wurden mindestens 340, wahrscheinlich mehr als 600 Wirbeltierarten ausgerottet. Mehr als zwei Drittel davon seit dem Beginn des 20. Jahrhunderts. Das beunruhigende daran, dass Menschengemachte Massenaussterben verläuft bereits 85-mal schneller als das Massenaussterben, als das Massenaussterben der Dinosaurier vor 65 Millionen Jahren. Unsere bisherige Aussterberate sichert uns damit den dritten Platz unter allen Massenaussterben-Events der Erd-Geschichte.
Allerdings ist seit den 1980er das weltweite, massenhafte Aussterben der Arten um das 300-fache angestiegen.
Jede Handlung gegen den Artenschutz fördert diese Rate.
Die Folge ist nicht nur der Verlust der Artenvielfalt, sondern der Zusammenbruch ganzer Ökosysteme.
Und doch legt man die Hände in den Schoss, es sind ja nur andere Arten die leiden, verschwinden. Was kümmert, dass uns Menschen?
Dass wir ebenfalls unter einem Verlust der Artenvielfalt leiden, dass vergessen dabei die meisten.
Ein Teil des sechsten großen Artensterbens ist zum Beispiel der Verlust der Insektenvielfalt, also jener Tiere, welche die Hauptarbeit beim Bestäuben von Blütenständen unternehmen.
Verlieren wir die bestäubenden Insekten, verlieren wir auch Früchte und Gemüse, Blütenpflanzen aller Art.
Gleiches gilt für die Meere, verlieren wir zu viele Tiere einer bestimmten Gruppe, können auch Meeresgebiete "kippen". Durch Wal- und Haifischfang und generelle Überfischung nehmen die Quallen aktuell massiv überhand, in solchem Ausmaß, dass mancherorts fast nur noch Quallen im Netz der Fischer sind. Manche Quallen sind essbar (siehe Das Zeitalter der Quallen), aber der Absatzmarkt ist vergleichsweise gering und die meisten Quallen sind eben nicht essbar oder nur ein einziges Mal.
Heruntergebrochen: Der Verlust der Artenvielfalt, wird eine Preis-Explosion bei Nahrungspreisen verursachen und zu gewaltigen Hungersnöten führen.
Bedenkt man also diese Umstände, sollte man im Kampf gegen den Klimawandel nicht kopflos handeln, sondern überlegt, aber mit einem angemessenen Tempo, um diesen zu lösen und die Artenkrise ebenfalls in Angriff zu nehmen.
Lockerung des Artenschutzes
Man will sich verständlicherweise so schnell wie möglich vom russischen Öl, Gas und derKohle lösen. Robert Habeck und Umweltministerin Steffi Lemke (Grüne) wollen deshalb den Windkraftausbau vorantreiben. Dafür sollen (weitere) Windenergieanlagen im Wald und in Nord- und Ostsee errichtet werden. Wie am 4.04.2022 auf einer Pressekonferenz in Berlin bekannt gegeben wurde.
Um diesen Ausbau auch umsetzen zu können, soll u.a. der bestehende Artenschutz von 16 Kollisionsgefährderten Brutvogelarten wie Baumfalke (Falco subbuteo), Schreiadler (Clanga pomarina, Syn.: Aquila pomarina), Steinadler (Aquila chrysaetos), Rotmilan (Milvus milvus) und Uhu (Bubo bubo) gelockert werden.
Bereits vor Putins erweiterter Ukranineinvasion hatte man diese Aufweichung des Artenschutzes ins Auge genommen.
Natürlich soll nicht einfach gelockert werden, es sollen 80 Millionen Euro in einem Artenhilfsprogramm für die gefährdeten Arten ausgegeben werden.
Ausgleichsflächen sollen zukünftig auch in anderen Bundesländern möglich sein als dort, in denen die Windkraftanlage gebaut wird. Blöd nur für Arten wie den Schreiadler wird in Mecklenburg-Vorpommern, wo dieser Vogel brütet, eine Windkraftanlage gebaut und entschieden das Ausgleichsgebiet dafür kommt beispielsweise nach Rheinland-Pfalz, wird es außerhalb seines Verbreitungsgebiets gesetzt und ist für ihn absolut nutzlos.
Das sogenannte Trenngesetz, das Artenschutz und Windkraftausbau trennen soll, um das Zwei-Prozent-Ziel des Windkraftausbaus zu erreichen, ignoriert aber nicht nur die Auswirkungen auf den Schreiadler.
Die Auswirkungen der Windenergieanlagen auf das Ökosystem Wald spielen in diesen Planungen so gut wie keine Rolle.
Dabei ist ausdrücklich vom Weltklimarat in seinem jüngsten Bericht zur Anpassung der Menschheit an die Erderwärmung die Rede, dass ein Klimaschutz ohne Natur nicht möglich ist.
Klimaschutz ohne die Natur zu schützen, ist nicht möglich oder so wenig nachhaltig, dass er beinah mehr schadet als nützt.
Natürlich kann man anbringen, dass "Natur" für die Hälfte aller deutschen Wälder unzutreffend ist, da sie Wirtschaftsforste aus Kiefern und Fichten für die Holzproduktion sind. Schließlich sind diese Forste ökologisch verarmt und werden in den kommenden wärmeren und trockeneren Jahren zugrunde gehen.
Zusätzlich sei erwähnt, dass die Bundesregierung mit einer Milliarde Euro den Umbau der Nadelforste zu Laubmischwäldern fördert, das wäre gut, wenn sie nicht gleichzeitig die Naturschutzgesetze vereinfacht, um die Wälder zu zerstückeln. Denn Windparks werden nicht nur in Wirtschaftsforsten gebaut, sondern auch in ökologisch wertvolle Wälder, also Wäldern mit einer hohen Artenvielfalt.
Verinseln die Waldgebiete, können die sich darin befindlichen Tiere nicht mehr mit anderen Tieren aus anderen Waldgebieten treffen. Der genetische Austausch geht verloren, die Folge Inzucht und somit Erbkrankheiten, welche die kleine Inselpopulation bei dem kleinsten Problem dahin raffen kann.
Fledermäuse
Baut man in einem eher artenreichen Wald eine Winparkanlage, ist die Vertreibung der Arten eine andere, als in einem Wirtschaftsforst. Auch in der Betriebnahme ist die Gefahr von Kollisionen mit Tieren im artenreicheren Wald deutlich höher als im Wirtschaftsforst.
Pro Jahr sterben an einer Windkraftanlage zehn bis zwölf Fledermäuse pro Jahr. Dagegen helfen Abschalteinrichtungen und Fledermaussensoren. Ja so etwas gibt es, allerdings nur bei einem Viertel der Windkraftanlagen in Deutschland.
Weshalb man davon ausgehen kann, dass aus Geiz 200.000 Fledermäuse jedes Jahr getötet werden. Die großen Druckunterschiede vor und hinter den Rotoren zerreißen die inneren Organe der Tiere. Gelegentlich werden sie auch von den Windradblättern erschlagen.
Wie sehr die Windkraftanlagen verschiedene Fledermausarten beeinflussen, ist bis heute nicht ermittelt. Denn von vielen Arten haben wir keine genauen Bestandsanalysen. Fledermäuse sind schwer zu beobachten, sie jagen und fliegen im Dunkel der Nacht. Zusätzlich wandern diese Tiere teilweise hunderte Kilometer zwischen Sommer- und Winterquatieren, was das zählen erst recht schwierig macht. Nur eins kann man mit Gewissheit sagen, die Windkraftanlagen die wie in Berlin errichten, nehmen Einfluss auf Bestände bis ins Baltikum.
Vernünftig wäre daher, dass man erst die Wissenslücken schließt und dann baut. Aber diese Zeit hat man nicht mehr, da man Jahrzehnte verstreichen ließ und nun Husch Husch ganz schnell, ganz viel Windkraft gebaut werden muss.
Rotmilane
Rotmilane sind ein beliebtes Argument gegen Windkraftanlagen. Hier zeigen aber Studien, dass sich Rotmilane tausend Stunden innerhalb eines Windpark bewegen können, ohne gegen ein einziges Rotoblatt zu fliegen. Unfälle der Rotmilane erfolgen meist nur dort, wo ein Rotmilan in einem ihm unbekannten Gebiet aktiv ist (nicht auf die Gefahr vorbereitet ist), der Vogel erschöpft ist oder die Sicht schlecht ist.
Um die Gefahr für Rotmilane und andere Vögel zu verringern, kann man Schutzvorrichtungen an den Windkraftanlagen anbringen. Diese bestehen aus Weitwinkelkameras. Sollte ein geschützer Vogel seinen Weg in Richtung der Windenergieanlage nehmen, lässt sich die Anlage abschalten um eine Kollision zu vermeiden. Sobald der Vogel außerhalb des Gefahrenbereichs ist, geht die Windenergieanlage wieder in Betrieb.
Es ist nachgewiesen das solche Systeme die Zahl an Vogelschlag drastisch senken, aber man setzt lieber auf Mindestabstände, die von den Vögeln, welche sich dieser gesetztlichen Vorschrift nicht bewusst sind, nicht immer eingehalten werden.
Mit bestehendem Artenschutz könnte man ein Gesetz formulieren, dass Betreiber von Windparks dazu verpflichtet, solche Anlagen zu instalieren, damit die Vögel besser geschützt sind. Gleichzeitg kann durch das Vorhandensein solcher Schutzanlagen mehr Raum für mögliche Projekte gewonnen werden.
Allerdings hat man sich ja entschieden den Artenschutz aufzuweichen, was es schwer macht, Argumente für eine Verpflichtung der Installation zu etablieren.
Auerhühner
2018 balzten noch 167 Auerhähne (Tetrao urogallus) im Schwarzwald.
Zwischen 1983 und 1993 waren es jährlich zwischen 448 und 498 Auerhähne. Die Population verschwindet, da das Verbreitungsgebiet um die Hälfte geschrumpft ist, die scheuen Tiere immer mehr von Skiläuferinnen, Wanderer, Mountainbiker gestört werden, der Wald, so sie noch ungestörrt Leben könnten, sich immer weiter verdichtet und dunkler wird, sodass sie dort keine Nahrung mehr finden. Weiter zerschneiden Straßen und Wohn- und Gewerbegebiete ihren Lebensraum.
Windkraftanlagen könnten nun auch die letzten Bestände vom Winde verwehen. Denn die Vögel meiden die Anlagen und wir wissen nicht woran es liegt. Liegt es am Schall der Rotoren? Dem Schatten der Rotoren? Eine Kombination aus beidem? Näher als 650 Meter bewegen sich die Schwarzwald-Auerhühner nicht an Windenergieanlagen heran und damit sind sie mutiger als die Auerhühner in Schweden (850 Meter) - oder verzweifelter.
Das müssen sie auch sein, denn in den Arbeitsgruppen Baden Würtembergs werden beim Ausbau von Windkraftanlagen im Schwarzwald, zwar Bellologen angehöhrt, aber wissenschaftlichen Erkenntnisse zum Leben der Auerhühner haben in den Planungen kein Gewicht.
Das sich Auerhühner an die für sie vorgesehen, aber nicht auf sie abgestimmten Gebiete, nicht aufhalten und bessere Lebensräume suchen, sollte nicht verwundern.
Wozu also Artenschutz, wenn einem der Schutz der Arten egal ist? Unter diesem Motto scheint die Regierung in Baden Würtemberg, aber auch in anderen Bundesländern zu handeln und beschließt, was gegen die wissenschaftliche Vernunft und Erkentnisse spricht.
Muss die Situation erst so schlimm werden, wie in den Vogesen, wo nur noch 20 Auerhähne existieren und die Innzucht die Population zum genetischen erlischen bringen wird?
Pflanzen
Manchmal sieht man auch den Wald vor lauter Bäumen nicht oder man vergisst, dass in einem Wald auch Pflanzen wachsen. So scheint es zumindest, wenn man erfährt, dass es keine wissenschaftliche Untersuchungen gibt, wie Windenergieanlagen auf die Pflanzenwelt der Wälder und das Mikroklima wirken.
Fächeln Windräder in warmen Zeiten eher kühlende Luft in den Wald oder trocknen die Rotorblätter die Wälder aus? Welche Auswirkungen hat das auf das Wachstum des Waldes? Oder die Zusamensetzung des Baumbestandes? Wird die Bestäubung der Bäume, insbesondere der Windbestäubten Baumarten, gefördert, geschädigt oder in einem bestimmte Richtung gelenkt, sodass nur bestimmte Baumindividuen profitieren und andere sich gar nicht mehr fortpflanzen können?
Fragen, auf die Experten keine Antwort haben, den es wird erst jetzt gefragt, wo schon die ersten Windkraftanlagen in Wälder gesetzt werden (sollen).
Vermuten kann man nur, dass es ähnlich seien wird, wie bei einem Kahlschlag. Dieser wirkt bis zu 30 Meter in den Wald hinein. Zum einen fällt mehr Licht in den Wald, die Luft ist dort trockener und das natürliche feuchte Waldinnenklima ist gestört.
Mehr Licht und mehr Sonne bedeuten zudem, dass sich der Boden stärker erwärmt und austrocknet. Damit können dann wiederum Kleinstlebewesen Blätter und was sonst im Wald abfällt nicht zersetzen und in den Boden einarbeiten. Der Nährstoffkreislauf ist am Rande von Kahlflächen gestört.
Wenn Kahlflächen einen negativen Einfluss auf den Wald haben, was haben dann Windkraftanlagen für einen Einfluss?
Sind es wirklich 30 Meter Einflusszone oder noch mehr? Schließlich ist auf dem Kahlschlag noch ein Ventilator instaliert?
Man weiß es nicht. Man muss es untersuchen.
Und da man so wenig von den Auswirkungen weiß, sollte man vielleicht nicht in Waldgebieten mit einer hohen Artenvielfalt bauen, wo die Verluste größer sind.
Aus dem Wald ins Wasser
Wenn im Wald die Probleme einer Windkraftanlage so schlimm sind, dann könnte man vielleicht eine Windkraftanlage aufs Meer verschieben. Offshore-Anlagen sind weg von der Küste, niemand sieht sie, da ist die Bevölkerung schon mal glücklich und kein Auerhuhn und keine Fledermaus stört es, oder?
Meer-Fledermäuse
An nahezu allen Offshore-Standorten der Nord- und Ostsee wurden Fledermäuse während der Wanderungszeiten im Frühjahr und Spätsommer nachgewiesen. Insbesondere waren über der Ostsee in der Kadetrinne nördlich von Rostock und am Arkonabecken sowie über der Nordsee auf Helgoland sehr hohe Aktivitäten von Fledermäusen zu verzeichnen. Auch hier gilt, dass eine Windkraftanlage für sie eine Gefahr darstellt und das im besonderen, wenn der Fledermausschutz mal wieder fehlt.
Seevögel
Aber was weiß man bislang über die Kollision von Seevögeln mit Windrädern? Tatsäächlich noch weniger. Während bei onshore Anlagen tote Tiere am Boden liegen bleiben, sind bei offshore Anlagen die toten oder verletzten Vögel ins Meer geplumst und verschwunden. Man kann daher nur vermuten.
Von Hochseeschiffen und Leuchttürmen wissen wir, dass die Beleuchtung die Vögel anlockt. Man kann annehmen, dass dies auch bei Windkraftanlagen passiert.
An Land praktiziert man teilweise bereits ein ganz einfaches Prinzip: Man schaltet die Lichter an, nur wenn man sie braucht.
Wenn man das an offshore-Anlagen installieren würde, würde das bedeuten, dass die Anlage ihr Beleuchtung nur einschaltet, wenn die Sensorik Schiffe oder Flugzeuge in der Nähe wahrnimmt.
Meer-Schweine... Schweinswale
Der Gewöhnliche Schweinswal (Phocoena phocoena) ist ein bis zu 1,85 Meter langer Zahnwal. Seinen Namen erhielt das Tier, weil bereits die alten Griechen feststellten, dass die Eingeweide desTieres, eher dem eines Schweins glichen, als dem eines Fischs. Der Gewöhnliche Schweinswal findet sich in den nördlichen Gewässern des Atlantiks und Pazifiks. Man unterscheidet drei Unterarten P. p. phocoena, P. p. relicta und P. p. vomerina. Unterarten sind eine Gruppe von optisch ähnlichen Populationen, welche ein geografisches Teilgebiet des Areals der Art bewohnen.
Um das in einem Beispiel zu veranschaulichen, die Art des Braunbären (Ursus arctos) besitzt ebenfalls mehrere Unterarten, während in Europa der Europäische Braunbär (U. a. arctos) zu finden ist, finden wir in Nordamerika u.a. den Grizzlybär (U. a. horribilis), dieser besitzt vor allem in den Haarspitzen ein deutlich gräulicheres Fell (daher der Name) und ist geographisch von den europäischen Braunbären getrennt.
Ähnlich geht es den Gewöhnlichen Schweinswalen, P. p. phocoena besiedelt den Nordatlantik und ist damit auch die Schweinswal-Unterart der Nord- und Ostsee.
Zumindest glaubte man das bis 2018. Den wie sich rausstellte, ist P. p. phocoena eine Sammlung aus drei Schweinswalunterarten. Davon ist die seltenste eine bisher unbenannte Unterart die es nur in der Ostsee gibt.
Oder anders ausghedrückt die Ostsee-Schweinswale können nur in der Ostsee überleben, weil in dem restlichen Nordatlatnik andere Schweinswale leben. Sie können nicht ausweichen.
Der Bau von Offshore-Anlagen und damit die Verringerung ihres Lebensraums ist daher für diese seltenen Tiere eine ernst zunehmende Bedrohung.
Wie egal den jeweiligen Landesregierungen dieser Umstand ist, zeigt ein Fall von 2014. Damals flohen Schweinswale vor dem Baulärm des Offshore-Windparks Butendiek, wie Flugbeobachtungen aus dem Sylter Außenriff belegten. Für gewöhnlich halten sich dort im Juni die Schweinswale auf, um ihre Kälber aufzuziehen. Doch in diesem Jahr wurden deutlich weniger Tiere gezählt alsim voran gegangenen Jahr. Der Baulärm wäre sicher auch nicht so problematisch zu betrachten gewesen, wenn man nicht gerade während der Fortpflanzungszeit den Baulärm verursacht hätte. Der NABU klagte gegen das Vorgehen vor dem Verwaltungsgericht Köln. Doch anstatt Verantwortung für dieses Fehlverhalten zu übernehmen, schoben sich die einzelnen Behörden die Zuständigkeiten zu und versuchten so die berechtige Klage zu verhindern um weiter zu bauen. Das ganze ist besonders Dilikat, bedenkt man, dass Schweinswale streng geschützt in Deutschland sind (oder besser seien sollten) und der Bau in einem FFH-Schutzgebiet stattfand. Also einem Fauna-Flora-Habitat-Gebiet oder anders ausgedrückt in einem Natur- und Landschaftsschutz-Gebiet. Und denoch wurden die lautesten Bauarbeiten genau in der Fortpflazungszeit vorgenommen.
Dem geographisch bewanderten Leser wird bereits aufgefallen seien, dass Sylt nicht in der Ostsee, sondern in der Nordsee liegt. Hier leben keine Ostsee-Schweinswale, sondern die Schweinswale der Nordsee, genauer die Greater North Sea-Schweinswale, welche deutlich weniger bedroht und selten sind als die Ostsee-Schweinswale.
Bedenkt man aber nun, dass in der Windkraft-Branche, sich in der Nordsee sehr vieles um den Schweinswal dreht. In der Windkraft-Branche der Ostsee, dieser aber eher eine Randnotiz darstellt. Baulimitierungen hier, werden selten aus ökologischen Folgen entschieden, spondern eher durch Konflikte mit dem Tourismus und dem Schiffsverkehr. Wenn also in einem Meer, wo sich fast alles um die Schweinswale dreht, es den Behörden egal ist, wie sie mit diesen verfahren, wie gut werden dann die Behörden die Ostsee-Schweinswale schützen?
Das Problem ist hierbei nicht eine fehlende Gesetzgebung, die gibt es nämlich. Der Grenzwert des Umweltbundesamtes erlaubt im Meeresgebiet nur 160 dB SEL, wobei SEL für "Schallexpositionspegel" steht. Dieser ermöglicht eine Aussage über die Wucht eines Schallereignisses, die das Tier erreicht und wird im Abstand von 750 Metern gemessen (Allerdings gilt das pro Rammschlag, beim Bau werden hunderte bis tausende dieser Rammschläge verursacht und können aufgrund der Dauer ebenfalls Schaden verursachen). Bis 2014 waren sämtlich Meeresbauprojekte durch das einrammen der Pfeiler über diesem Grenzwert. Der Grenzwert selbst ist dabei sogar issnschaftlich begründet, Schweinswale erleiden nämlich erst einen Orrientierungsverlust ab 164 db SEL. Dabei sei auch erwähnt, dass für den Schweinswal die Betriebnahme der Windkrafanlage unbedenklich ist und in laufenden Anlagen häufig Schweinswale gesichtet werden. Grund dafür ist, dass in Windkraftanlagen auf dem Meer das Leben Unterwasser durchaus pulsiert. An den Anlagen finden sich rasch tausende Muscheln und andere Tiere ein, die Fische anlocken, welche Robben und Schweinswale anlocken. Läuft die Windkraft-Anlage, erzeugt sie Unterwasser auch deutlich weniger Schall, als bei ihrem Bau.
Also wie den Bau für die Schweinswale unbedenklicher machen?
Das war lange nicht beantwortet.
Man entwickelte drei Methoden um die Schweinswal fern zu halten:
- Kleiner Blasenschleier: Auf den etwa 40 Metern zwischen Meeresboden und Wasseroberfläche werden um die Pfeiler herum in kurzen Abständen Druckluftschläuche angebracht, durch deren Löcher Luftblasen aufsteigen. Durch diese Vorrichtung entsteht ein Vorhang aus Blasen, welcher die Schallwellen der Hammerschläge etwas dämpft. Er dämpft bestätigt, allerdings nicht immer ausreichend.
- Großer Blasenschleier: Um die Rammstelle herum liegt auf dem Meeresboden ein einziger dicker Druckluftschlauch, der Luftblasen aufsteigen lässt. Theoretisch kann er deutlich mehr Schall dämpfen, als der Kleine Blasenschleier, allerdings benötigen die Blasen vergleichsweise lang bis zur Wasseroberfläche und können so deutlich leichter von der Strömung weggespühlt werden, was die Schalldämpfung mindert.
- Hydro Sound Damper (Wasserschalldämpfer): Netze mit Bällen aus Plastik oder anderen Materialien, die um den kompletten Pfeiler herum angebracht werden. Auf diese Weise kann der Lärm direkt an der Lärmquelle gemindert werden.
Auch wenn diese Methoden nachweislich einen postiven Effekt beim einrammen von Pfeilern besitzen, werden sie häufig aus Kostengründen nicht eingesetzt.
Schlußwort
Es gibt Möglichkeiten, wie Klimaschutz und Arten/Naturschutz ein miteinander gehen, den Kompromiss zur Koexistenz finden, können. Dazu braucht es in erster Linie aber eine fundierte Datengrundlage, diese muss dann auch genutzt werden um Entscheidungen zu treffen, die langfristig den höchsten Nutzen für alle Beteiligten besitzen. Und wenn diese Entscheidungen getroffen wurden und als Gesetz und Beschlüsse in Kraft tretten, müssen sie auch umgesetzt und kontrolliert werden.
Denn wir brauchen die Erneuerbaren Energien, wir brauchen aber auch eine Artenvielfalt und Natur, sonst besitzen wir endlose, nachhaltige Energie, aber keine Lebensgrundlage.
Quellen
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- https://www.deutschlandfunk.de/strandende-wale-in-der-ostsee-100.html Abgerufen am 3.06.2022
„Klimaschutz darf den Naturschutz nicht beeinträchtigen, mahnen die Wissenschaftler:innen,
denn die Menschheit braucht genau die natürlichen Ökosysteme, um die Auswirkungen des
Klimawandels auszuhalten“
„Nur durch belegbare Sachverhalte und einer daraus resultierenden konsequenten Umsetzung von Schutzmaßnahmen lässt sich eine ökologisch-nachhaltige Energiewende realisieren, welche einvernehmlich mit den Biodiversitätszielen Deutschlands praktiziert wird.“