Was wäre, wenn in einem Land einer der häufigsten Vögel aussterben würde? Eine Frage, die man sich leicht beantworten kann, schließlich ist dies mit der Wandertaube (Ectopistes migratorius) Ende des 19. Jahrhunderts (in Haltung überdauerten manche der Vögel bis in das frühe 20. Jahrhundert).
Doch warum sollte man sich so alten Themen stellen?
Was wäre, wenn der Star (Sturnus vulgaris), ein Vogel der mit seinen Schwärmen, leicht die Sonne verdunkeln kann, so selten wird, dass man ihn in Deutschland als gefährdet einstufen muss?
Was wäre, wenn es keine Hypothese wäre?
Es wäre wahrer Horror, Realität und um das Schweigen der Vögel zu brechen, müssen wir unsere Rolle in dieser grausamen Geschichte begreifen.
Alle Vögel sind schon Tod - oder doch nicht?
Bleiben wir zunächst einmal beim Star, dem berühmten Abschluss eines Quartetts in einem der beliebtesten deutschen Kinderlieder. Er steht seit 2016 auf der Roten Liste der Brutvögel Deutschlands. Laut internationaler Roter Liste ist die Art allerdings (noch) nicht gefährdet. Die Bestände sinken aber, wie drastisch sie sinken zeigen deutsche Bestandsstudien von 1998 bs 2009, also in einer Zeitspanne von 12 Jahren, reduzierte sich der Bestand der Stare in Deutschland um 42 Prozent. Das entspricht einem Verlust von 2,6 Millionen Brutpaaren oder anders ausgedrückt 5,2 Millionen erwachsener Vögel. Um das in eine menschliche Perspektive zu bringen, das wäre so, als ob Berlin und München innerhalb von 12 Jahren Menschenleer wären. Ausradiert.
Der einzige Grund, warum der Star in der Roten Liste der IUCN noch nicht als gefährdet geführt wird, ist, weil er zum Glück nicht nur in Deutschland lebt, sondern ein großes Verbreitungsgebiet besitzt. Allerdings ist die Entwicklung kein rein deutsches Problem. Zumal es nicht nur den Star betrifft, es betrifft eine ganze Vogelschar!
Denn zwischen 1998 und 2009 ist die Zahl der in Deutschland brütenden Vogelpaare um 15 Prozent zurückgegangen. Das sind 12,7 Millionen Brutpaare bzw. 25 Millionen Vögel. Oder um es verständlicher zu machen, als wären Baden-Württemberg, Niedersachsen und Bremen all ihrer Einwohner beraubt.
Dabei sind auch die Populationen so bekannter Arten wie Spatzen (Passer spec.), Buchfinken (Fringilla coelebs) und Feldlerche (Alauda arvensis) sind erheblich geschrumpft.
Wieso sieht man das "Vogelsterben" nicht?
Langsam kommen diese Populationsentwicklungen auch in den Medien immer mehr zur Sprache, man liest vom "Vogelsterben" und wundert sich, warum keine toten Vögel vom Himmel fallen. Das ist allerdings auch gar nicht mit dem Begriff "Vogelsterben" gemeint. Mit dem Begriff wird eine langfristige Entwicklung beschrieben: Immer mehr Vögel ziehen weniger Nachwuchs groß, sodass über die Generationen immer weniger Vögel vorhanden sind. Gleichsam steigt die Sterberate vieler Vögel, da die Gefahren für Zugvögel beispielsweise zunehmen, aber auch Standvögel sehen sich immer mehr mit Problemen konfrontiert.
Der Rückgang ist inzwischen so stark, dass er nicht mehr als schleichend zu beschreiben ist, er ist vor allem hörbar. Es wird still, es wird ein Schweigen.
Schweigen das neue Singen?
Ein Wissenschaftlerteam hat die Veränderungen im Vogelgesang erforsch, dazu konnten sie auf Daten aus Vogelzählungen an rund 200.000 Orten in Europa und Nordamerika zurückgreifen, aufgrund der großen Datenansammlungen ließen sich Vergleiche des Vogelgesangs von heute zu vor 25 Jahren erstellen. Das Ergebnis der Studie ist dabei ziemlich eindeutig, es ist ein weit verbreiteter Rückgang der akustischen Diversität und Intensität der natürlichen Klanglandschaft festzustellen. Insbesondere dann, wenn man am ehsten viele Vogelrufe, nämlich im Frühling, erwarten würde, fehlen sie. Grund dafür ist, in Deutschland, vor allem der Verlust singfreudiger Arten, wie die Feldlerche oder der Kiebitz (Vanellus vanellus), dessen Bestand allein von 1975 bis 1999 um 40 Prozent gesunken ist und in Deutschland als stark gefährdert gilt.
Vogelsterben nur ein gefühltes Sterben?
Das Vogelsterben ist wie bereits oben dargelegt in Zahlen und Daten zu ermessen. Doch wie kommt man an diese Daten?
Zwischen März und Juni kommt es zu landesweiten Vogelzählungen, welche von verschiedenen Vogel- und Naturschutzverbänden (u.a. NABU) unternommen werden. Dabei werden aufdefinierten Arealen Vögel gezählt, die Daten werden vom Dachverband Deutscher Avifaunisten ausgewertet und von der Bundesregierung für ihre Berichte genutzt. Diese Berichte werden alle sechs Jahre von der EU geprüft (nächstes Mal 2025) und nach einer solchen Prüfung wird ein weiterer Handlungsbedarf ermittelt.
Die letzte Prüfung, 2019, brachte zutage, dass vor allem bekannte Singvögel, wie etwa die Amsel (Turdus merula), andere Drosseln, Finken und eben auch Stare in ihren Beständen immer seltener werden. Unter den Arten, deren Bestände besonders drastisch zurückgehen, finden sich vor allem Arten aus Wiesen und Felder, so auch Arten, welche sich von Insekten und Spinnen ernähren oder diese für die Jungenaufzucht benötigen.
Was sind die Gründe für das Vogelsterben?
Wie sooft gibt es leider nicht den einen Grund, den man viel leichter aus der Welt schaffen könnte, als eine ganze handvoll Gründe, die alle unzählige Vogelleben auf dem Gewissen haben.
Dadurch dass wir wissen, dass vor allem Vogelarten betroffen sind, die auf Feldern und Wiesen leben, wie auch Insektenfressendende Arten, ist uns die Wirkung bekannt und wir müssen die Ursache ergründen.
Felder und Wiesen
Widmen wir uns zunächst den Vögeln, welchen auf unseren Feldern und Wiesen heimisch sind und immer seltener werden. Hier wären Feldlerche und Rebhuhn (Perdix perdix) zu nennen. Bei der Feldlerche hat der Bestand, obwohl sie der neunthäufigste Vogel Deutschlands ist, seit den 1970er Jahren zwischen 50 und 90 Prozent, zwischen 1980 und 2005 gesichert um 30 Prozent abgenommen. Beim Rebhuhn sieht es noch schlimmer aus, die Art ist weltweit zwar nicht gefährdet, hat aber in Europa von 1980 bis 2016 ganze 94 Prozent seiner ursprünglichen Größe eingebüßt.
Grund für diese großen Verluste ist die Intensivierung der Landwirtschaft. Agrarbetriebe werden immer größer, und dadurch entstehen immer ausgedehntere Feldflächen. Das hat zur Folge, dass Feuchtwiesen entwässert werden und ideale Brutlebensräume verloren gehen. Weiden werden ebenfalls immer häufiger umgepflügt (insbesondere weil immer mehr Tiere nur noch in Ställen gemästet werden und nicht mehr auf der Weide) und so schön endlos weite Rapsfelder auch anmuten mögen, sie sind ein totes Land, in dem kaum noch ein tierisches Lebewesen überleben kann. "Biodiesel" stößt zwar keine oder weniger CO₂-Emissionen aus, dafür tötet die Artenvielfalt - ist das wirklich noch "Bio"?
Neben Raps und Mais (der nicht einmal natürlich in Europa vorkommt und somit noch weniger als Nahrung dienlich ist) ist auch der Winterwizenboom ein treibender Faktor im Vogelsterben. Dieser verspricht hohe Erträge und damit Profite - verständlich also, dass Landwirte darauf setzen. Allerdings wächst er so rasch und dicht, dass Bodenbrüter, wie etwa das Rebhuhn, in einem solchen Winterweizenfeld nicht brüten können, daher ist es nicht verwunderlich, dass gerade das Rebhuhn so selten geworden ist.
Insektensterben
Neben dem immensen Lebensraumverlust wird für viele Arten das Nahrungsangebot immer knapper, insbesondere für Insektenfresser. Den in den letzten 25 Jahren hat Deutschland 80 Prozent seiner Fluginsekten eingebüßt. Das ist eine Entwicklung, die bei r-Strategen, wie den Insekten, noch um einiges erschreckender seien sollte, als bei Arten mit geringerer Nachkommenschaft. Das Insektensterben hängt zu einem gewissen Anteil, wenn nicht sogar zum größten Anteil, mit der intensiven Landwirtschaft zusammen. Neben den Monokulturen, welchen Insekten ebenfalls die Nahrung und die Lebensräume nehmen, werden durch Insektizide, die zum Pflanzenschutz auf den Feldern versprüht werden, nicht nur ausgewählte Schädlinge, sondern auch viele andere Arten getötet.
Aber nicht nur Insektizide töten Insekten, auch Unkrautvernichter, wie Glyphosat töten unzählige Insekten, wie Bienen.
Aber Glyphosat wurde doch verboten?
Wurde es das? Denn es ist weiterhin in Verwendung bis 2024 bis zum Auslaufen der aktuellen Nutzungsgenehmigung, aber keine Sorge, die Nutzungsgenehmigung für nach 2024 ist so gut wie durch. Das Glyphosat bleibt erhalten, die Artenvielfalt und die Bienen wohl eher nicht.
Das Problem ist, dass wenn wir keine Monokultur Felder hätten, mehr Insekten existieren würden (die wenigsten davon für die angebauten Pflanzen schädlich), was die Zahl der Vögel steigern würde. Wozu bräuchte es dann noch Insektenschutzmittel? Wenn es Vögel zum Nulltarif gäbe?
Klimawandel
Auch der Klimawandel betrifft die Vogelbestände, insbesondere die Bestände der Zugvögel, welche rund zwei Drittel aller deutschen Vögel ausmachen. Viele Zugvögel kehren im Frühjahr etwa drei Wochen früher aus ihren Winterquartieren zurück als vor 40 Jahren, manche ändern ihre Abzugszeiten im Herbst, wodurch sich teilweise die Aufenthaltsdauer im Brutgebiet verlängert. Das hat unter anderem auch zur Folge, dass die Brut früher beginnt. Was erstmal nach mehr schöner Vogelzeit in Deutschland klingt, bedeutet eine erhebliche mehr Belastung für die deutschen Ökosysteme. Wenn Zugvögel drei Wochen früher zurückkehren, fressen sie auch drei Wochen länger mehr Insekten - und die sind ja eh schon rar.
Neben dieser Entwicklung steigen die Temperaturen in Afrika und die Mittelmeerküsten werden trockner (es regnet weniger). Manche Vogelarten, insbesondere jene welche die Sahara passieren müssen, erhalten so größere Verluste, da durch die hohen Temperaturen die Sahara sich weiter ausdehnt und die Vögel so länger über trockene, Wasserarme Gebiete fliegen müssen.
Die Royal Society for the Protection of Birds (RSPB) fand 2018 heraus, dass über 80 Prozent der europäischen Langstreckenzieher zunehmend längere und weitere Migrationsreisen unternehmen (müssen).
Die Forscher schätzen, dass die Nachtigall (Luscinia megarhynchos) im Jahr 2070 fast 800 Kilometer weiter reisen muss, wobei sich die Reisedauer um mindestens fünf Tage verlängern wird. Hunderte Kilometer davon müssen Nonstop zurückgelegt werden, da die Sahara kein Ort ist, wo eine Nachtigall rasten könnte. Denn hier gibt es keine Nahrung für eine Nachtigall und schon gar nicht für tausende Zugvögel.
Die Folge wird sein, dass die meisten der 16,5 Zentimter großen Vögel kein groß genuges Fettpolster anfressen können und der erste Vogelzug ihr letzter seien wird.
Manche Arten, wie die Mönchsgrasmücke (Sylvia atricapilla) reagieren bereits auf die Entwicklungen und ziehen nicht mehr über Spanien und Nordafrika. Heute zieht ein Großteil dieser Vögel nach Großbritannien, weil es dort bereits so mild ist, dass sie dort überwintern können. Das hat aber zur Folge das dort nun deutlich mehr Vögel sind, welche die vorliegenden Ökosysteme nutzen und so auch die Insektenzahl dezimieren.
Dazu kommt, dass wärmeangepasste Brutvogelarten Europas und Nordamerikas, wie etwa die Blaumeise (Cyanistes caeruleus, Syn.: Parus caeruleus) zwar eine grundsätzlich positive Bestandsentwicklung erfahren. Die Arten, welche aber eher an das atlantische, boreale oder alpine Klima bzw. den entsprechenden Lebensräumen angepasst sind, verringern sich in ihren Bestänen, wie etwa die Tannenmeise (Periparus ater).
Auch das verschieben von Verbreitungsgebieten stellt eine enorme Umwälzung da. So dehnt sich in nördlicher Richtung das Verbreitungsgebiet der Silberreiher (Ardea alba, Syn.: Casmerodius albus, Egretta alba), des Wiedehopf (Upupa epops) oder des Bienenfressers (Merops apiaster)bereits jetzt schon um 2 bis 20 Kilometer pro Jahr aus. Dabei vergrößert sich jedoch nicht zwangsläufig das Verbreitungsgebiet, denn durch die immer stärker werdende Trockenheit im Süden und Osten gehen vormals geeignete Lebensräume auch verloren. Allerdings kommt es bei dieser "Nordwanderung" dazu, dass dort lebende Arten immer weiter in den Norden verdrängt werden. Diese flüchten ebenfalls weiter gehend Norden um dens teigenden Temperaturen und dem Konkurrenzdruck durch die wärmetoleranteren Arten auszuweichen. Das hat zur Folge, dass irgendwann für die kältetoleranteren Arten das Ende der Fahnenstange erreicht wird, sie können nicht mehr weiterziehen und finden sich in einem Konkurrenzdruck wieder, in dem sie nicht überleben können, weil die ihnen folgenden Arten, deutlich besser an die wärmeren Lebensbedingungen angepasst sind.
Wilderei
Wilderei ist nich das erste Wort was einem in den Sinn kommt, wenn man an heimische Vogelarten denkt. Welche Rolle Wilderei und krimineller Vogelhandel spielen, ist zum Zeitpunkt dieses Artikels noch nicht vollständig bekannt. Allerdings hat die Wilderei heimischer Vogelarte, vor allem für die Heimtierhaltung, einen großen Aufwind erfahren. Nicht nur sind durch das selten werden vieler Vogelarten ihre Schwarzmarktwerte in die Höhe gestiegen, so ist die wachsende Nachfrage nach "neuen" / "ungewöhnlichen" Hausvögeln in den letzten Jahren stark gestiegen, der Größte Teil dieser Nachfrage, wird aber nicht durch ehrliche Zucht, sondern eben die kriminelle Wilderei gedeckt.
Zum Beispiel der Stieglitz (Carduelis carduelis) ist eine einheimische Vogelart, kennzeichnend für den schlanken Vogel sind eine kräftig schwarz-rote Gesichtsmaske, ein weißer Kopf mit weißen Halsseiten und abgesetzt ein schwarzer Nacken und Oberkopf. Der Ruf des Stieglitz ist eine sehr hastig vorgetragene Strophe, die unter pendelnden Bewegungen vorgetragen wird. Im allgemeinen kann man ihn als wohlklingend beschreiben. Dieser Vogel ist der häufigste gehaltene Vogel in Deutschland, nicht Wellensittiche oder Kanarienvögel. Da die Vögel meist falsch gehalten werden, leben sie nur wenige Wochen, während sie in der Natur bis zu acht Jahre und in kompetenter zoologischer Haltung bis zu 17 Jahre alt werden können. Aufgrund der kurzen Lebensweise in schlechter Haltung werden immer wieder neue Stieglitze gefangen, ein wahrer Teufelskreis.
Das ist vor allem ein Problem für deutlich seltenere Arten, wie den farbenfrohen Bienenfresser. Jedes Jahr werden laut Schätzungen mehrere hunbdertausend bis zu eine Millionen einheimische Vögel in Deutschland gewildert.
Auch außerhalb von Deutschland und der Europäischen Union kommt es zu Wilderei, gut das wird wohl die wenigsten überraschen. Aber da auch Europäisches Engagement gegen solche Formen der Wilderei vorgeht, sei hier ein spezieller Fall näher betrachtet. In Südostasien sind Singvögel durch übermäßigen und stark kulturell verwurzelten Konsum für Handel, Singvogelwettbewerbe, Haustierhaltung, Export, traditionelle Medizin und Nahrung, sowie gigantischen Palm- und Kokosöl-Monokultueren schon länger vom Aussterben bedroht. Um auf das Problem Aufmerksam zu machen startete die EAZA (European Association of Zoos and Aquaria) von 2017 bis 2019 eine Naturschutzkampagne, die sich hauptsächlich auf Vögel konzentrierte, insbesondere eben auf Singvögel Südostasiens mit dem Namen Silent Forest. Zielsetzung der EAZA Silent Forest Group war es eine wachsende Zahl von Singvögeln zu retten, indem Wissen, Bewusstsein und Engagement innerhalb und außerhalb der Zoogemeinschaft erhöht werden. Etliche Artenschutzprojekte wurden in dieser Zeit eingeführt oder ausgebaut und auch wenn die Informationskampagne 2019 endete, werden die Projekte weitergeführt.
Wie tragisch ist es, dass es inzwischen auch schon Projekte bei uns bedarf, da sich hier, fast unbemerkt, Wilderer eine goldene Nase verdienen können.
Was tun?
Wenn der Schwund an Vogelarten gestoppt werden soll, dann muss sich vor allem die Landwirtschaft wandeln. Haben unsere Vögel ausreichend Brut- und Nahrungsangebote, könnte sich die Anzahl der Verluste durch klimawandel erschwerten Vogelzug abschwächen lassen. Zeitgleich muss mehr unternommen werden um den Klimawandel einzudämmen.
Es reicht nicht, sich am Gesang der Vögel zu erfreuen.
Man muss ihnen eine Stimme geben, laute Proteste, große Proteste, die wie ziehende Vogelschwärme durch die Städte wandern und ihren Vogelgesang präsentieren. Singen davon, dass es so nicht weitergehen kann.
Wir brauchen dringend Änderungen in der Agrarwirtschaft und die komme nicht, wenn wir als Volksgemeinschaft schweigend zu sehen.
Wir brauchen dingend Änderungen in der Klimapolitik, denn die kommen auch nicht von alleine.
Subventionen für Agrarwirtschaften sollten künftig nicht mehr von der Größe der Flächen abhängig gemacht werden, sondern von einer nachhaltigen Bewirtschaftung. Diese Model könnte man auch mit Leichtigkeit auf alle anderen Wirtschaftszweige ausweiten.
Durch den Kauf von Bio-Lebensmitteln unterstützt man ebenfalls die Artenvielfalt. Hier sind chemische Pestiziden und Kunstdünger verboten, gleichsam ist "Bio" nur, was die Landschaftsvielfalt und Biodiversität erhält (weshalb es offensichtlich seien sollte, warum "Bio"diesel, seinem Namen nicht gerechet wird).
Insbesondere hier sollte man auch auf die erworbenen Produkte aus anderen Teilen der Erde achten, denn nicht nur bei uns sind die stillen Wälder und wollen wir wirklich durch unser Kaufverhalten anderen Menschen ihre Freude am Vogelgesang berauben?
Sollte man die Haltung eines einheimischen Wildvogels anstreben, sollten die Vorgaben der 2. Tierhaltungsverordnung eingehalten oder besser überschritten werden. Das bedeutet u.a. keine Käfighaltung. Das bedeutet aber auch, dass nur Tiere erworben werden sollten, die einen Fußring besitzen, dieser kann nur Jungvögeln gegeben werden, da aber deren Wilderei nicht lukrativ ist (da man die Jungvögel dann selbst versorgen müsste) ist dies ein guter Indikator dafür, das es sich um eine Züchtung handelt. Sollte man einen Bekannten kennen, der einen einheimischen Wildvogel ohne Berringung hält, sollte man in Erfahrung bringen, wo er diesen Vogel erhielt und den Händler zur Anzeige bringen, auch wenn die Strafen für Wilderei in Deutschland, leider, noch lächerlich klein sind.
Wer im Besitz eines Gartens ist, kann diesen Insekten- und Vogelfreundlicher gestalten. Zum Beispiel ist das anpflanzen von Hecken aus einheimischen Gehölzen wie Vogelbeere, Weißdorn oder Holunder nicht nur äußerst ansehnlich, sondern birgt auch reichlich Verstecke und Früchte, die von vielen Vogelarten gern gefressen werden.
Ebenso ansehnlich sind bunte Blumenwiesen, welche vor allem Insekten Nahrungsgrundlage bieten und Vögel somit auch.
Auch in der vermeintlichen "Unordnung" den "Unkräuter" und "Unansehnlichen Stellen" liegt Leben. Brennnesseln oder Disteln, sind für viele Insektenarten eine geeignete Kinderstube, auch Totholz ist für Insekten ein Paradies (weshalb der Name Todholz zu weilen irreführend ist) und generieren so noch mehr Nahrung für Vögel.
Auch im Besitz eines Balkons kann man insektenfreundlich pflanzen, dabei sollten vor allem nektar- und pollenreiche Blüten gepflanzt werden. Gute Futterpflanzen sind beispielsweise Vergissmeinnicht und Kapuzinerkresse, aber auch viele Kräuter wie Minze oder Oregano - hilft Insekten, Vögeln und verfeinert unsere Gerichte.
Apropos Gerichte, was ist eigentlich mit Futterhäuschen, sind die sinnvoll?
Jein. Naturschutzverbände sind sich einig, dass man durch Vogelfütterung das Problem des Vogelsterbens nicht lösen wird. Denn von Meisenknödeln und Futtersilos profitieren vor allem einige wenige Arten die nicht gefährdet sind, wie etwa die Blaumeise.
Trotzdem kann auch die Winterfütterung durchaus einen positiven Effekt haben, insbeondere wenn so die eigenen Kinder heimische Vogelarten besser beobachten können und so Interesse gewinnen können. Generell ist das Interesse an unserer heimischen Tierwelt ein sehr wichtiger Faktor.
Schlusswort
Oder um es mit den Worten von Steve Irwin zu sagen: "If we can teach people about wildlife, they will be touched. Share my wildlife with me. Because humans want to save things that they love." ("Wenn wir den Menschen etwas über Wildtiere beibringen können, werden sie von ihnen berührt sein. Teilt meine Tierwelt mit mir. Denn Menschen wollen das retten, was sie lieben.")
Den unsere heimische Tierwelt hat vielleicht keine Tiger, aber zahllose faszinierende Geschöpfe, die wir viel zu oft, viel zu wenig verstehen. Um sie besser zu verstehen, brauchen wir mehr Informationen und jeder kann da seinen Teil dazu beitragen. Denn zum Beispiel der NABU veranstaltet regelmäßig Zählungen - je mehr Daten wir haben, desto besser lernen wir sie kennen und können uns noch besser für sie einsetzen.
Vögel sind faszinierende Geschöpfe, es sind Dinosaurier, Reptilen und doch sehen sie vollkommen anders aus. Ihre Stimmen lösen in uns Erinnerungen aus, geben uns neue Energie und Inspiartion. Wie tragisch wäre es, all das zu verlieren. Aber wir können handeln und das sollte wir.
Quellen
- Anita Albus: Von seltenen Vögeln, S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2005, ISBN 3-10-000620-8
- https://www.waschbaer.de/magazin/vogelsterben/ Abgerufen am 12.11.2021
- https://www.nabu.de/tiere-und-pflanzen/voegel/artenschutz/rote-listen/10221.html Abgerufen am 12.11.2021
- Sturnus vulgaris in der Roten Liste gefährdeter Arten der IUCN 2008. Eingestellt von: BirdLife International, 2008. https://www.iucnredlist.org/species/22710886/137493608 Abgerufen am 12.11.2021
- Passer domesticus in der Roten Liste gefährdeter Arten der IUCN 2008. Eingestellt von: BirdLife International, 2008. https://www.iucnredlist.org/species/103818789/155522130 Abgerufen am 12.11.2021
- https://www.agrarheute.com/pflanze/getreide/glyphosat-noch-einsetzen-erlaubt-584951 Abgerufen am 12.11.2021
- C. Sudfeldt, R. Dröschmeister, C. Grüneberg, S. Jaehne, A. Mitschke, J. Wahl: Vögel in Deutschland – 2008. DDA, BfN, LAG VSW, Münster 2008: S. 7. 2.11.2021www.dda-web.de/downloads/texts/publications/statusreport2008_ebook.pdf Abgerufen am 1
- Christoph Grüneberg, Hans-Günther Bauer, Heiko Haupt, Ommo Hüppop, Torsten Ryslavy, Peter Südbeck: Rote Liste der Brutvögel Deutschlands, 5 Fassung. In: Deutscher Rat für Vogelschutz (Hrsg.): Berichte zum Vogelschutz. Band 52, 30. November 2015.
- https://www.nature.com/articles/s41467-021-26488-1 Abgerufen am 12.11.2021
- Hans-Günther Bauer, Einhard Bezzel, Wolfgang Fiedler (Hrsg.): Das Kompendium der Vögel Mitteleuropas: Alles über Biologie, Gefährdung und Schutz. Band 1: Nonpasseriformes – Nichtsperlingsvögel. Aula-Verlag Wiebelsheim, Wiesbaden 2005, ISBN 3-89104-647-2 S. 434.
- Christoph Grüneberg, Hans-Günther Bauer, Heiko Haupt, Ommo Hüppop, Torsten Ryslavy, Peter Südbeck: Rote Liste der Brutvögel Deutschlands, 5 Fassung. In: Deutscher Rat für Vogelschutz (Hrsg.): Berichte zum Vogelschutz. Band 52, 30. November 2015.
- H. Hötker, V. Dierschke, M. Flade, C. Leuschner: Diversitätsverluste in der Brutvogelwelt des Acker- und Grünlands. Natur u. Landschaft 2014/89: 410-416.
- Ralf Joest: Wie wirksam sind Vertragsnaturschutzmaßnahmen für Feldvögel? Untersuchungen an Feldlerchenfenstern, extensivierten Getreideäckern und Ackerbrachen in der Hellwegbörde (NRW). Vogelwelt 2018/ 138: 109-121.
- Einhard Bezzel: Kompendium der Vögel Mitteleuropas. Passeres – Singvögel. Aula, Wiesbaden 1993, ISBN 3-89104-530-1, S. 36–41.
- Deutscher Jagdverband: 2016 ist Jahr des Rebhuhns, https://www.jagdverband.de/2016-ist-jahr-des-rebhuhns Abgerufen am 12.11.2021
- https://www.nabu.de/tiere-und-pflanzen/voegel/forschung/25585.html Abgerufen am 12.11.2021
- http://www.umweltinstitut.org/themen/landwirtschaft/pestizide/neonicotinoide.html Abgerufen am 12.11.2021
- Cyanistes caeruleus in der Roten Liste gefährdeter Arten der IUCN 2008. Eingestellt von: BirdLife International, 2008. https://www.iucnredlist.org/species/103761667/118689415 Abgerufen am 12.11.2021
- Periparus ater in der Roten Liste gefährdeter Arten der IUCN 2013.1. Eingestellt von: BirdLife International, 2012. https://www.iucnredlist.org/species/22735965/118835425 Abgerufen am 12.11.2021
- https://www.deutschlandfunk.de/wilderei-und-artenschutz-stille-im-wald-illegaler-vogelfang.740.de.html?dram:article_id=505041 Abgerufen am 12.11.2021
- Horst Bielfeld: Zeisige, Girlitze, Gimpel und Kernbeißer. Herkunft, Pflege, Arten. Ulmer Verlag, Stuttgart 2003, ISBN 3-8001-3675-9.
- https://www.silentforest.eu/ Abgerufen am 12.11.2021
- https://www.nabu.de/tiere-und-pflanzen/aktionen-und-projekte/stunde-der-wintervoegel/ Abgerufen am 12.11.2021
- https://www.nabu.de/tiere-und-pflanzen/aktionen-und-projekte/stunde-der-gartenvoegel/index.html Abgerufen am 12.11.2021