Eigentlich wollte ich ein anderes Thema für den heutigen Tag in Angriff nehmen, doch Hitzewellen und folgende Brände in Kannada und den USA, die nur als Hölleninferno beschrieben werden können und nun Überflutungen im Westen Deutschlands, lassen mich meine Pläne über Bort werfen und das Extremwetter der letzten Tage, Wochen und Monate in den Fokus nehmen.
Was ist Wetter?
Das ist doch klar! Wetter ist... Ja was ist Wetter eigentlich? Es ist so alltäglich, dass seine Abgrenzung, seine Defition was es ist, gar nicht so einfach ist. Das Wetter wird als Zustand der Atmosphäre an einem bestimmten Ort und zu einem bestimmten Zeitpunkt verstanden. Es setzt sich aus den meteorologischen Elementen Strahlung, Luftdruck, Lufttemperatur, Luftfeuchtigkeit und Wind, sowie den daraus ableitbaren Elementen Bewölkung, Niederschlag, Sichtweite, etc; zusammen.
Wetter ist eine temporäre und aktuelle Erscheinung und was wir als Wetter wahrnehmen ist eine Folge von Vorgängen die sich hauptsächlich in der Troposphäre (unterste Schicht der Erdatmosphäre) abspielen.
Im Gegensatz zur Wetterlage und der Witterung, kann sich ein Wetter täglich mehrfach ändern. Während sich eine Wetterlage meist gar nicht oder einmalig am Tag ändert. Die Witterung selbst ist der vorherschende Charakter des Wetters an einem Ort über mehrere Tage.
Oder vereinfacht gesagt Wetter ist ein chaotisches und sehr komplexes System. Verändert sich nur ein Parameter, wie die durchschnittliche Temperatur, so kann das Kettenreaktionen auslösen, die Naturkatastrophenartigen Charakter ausarten.
Was ist Extremwetter?
Erst einmal Extremwetter ist kein meteorologischer Begriff. Das Phänomen beschreibt vielmehr ein außerordentliches Wetterereignis, wie starke Dürren, extremer Schneefall oder sintflutartige Regenfälle. Sie gelten als statistisch selten, sowohl in ihrer Häufigkeit, als auch Intensität und anhaltende Länge. Damit man die Ungewöhnlichkeit erkennt, benöigt man genügend Vergleichs- und Beobachtungsdaten. Diese klimatologische Normalperiode oder einfach gesprochen das "Normalwetter" muss dabei immer auf einen klar definierten geografischen Raum bezogen sein. So ist Schneefall in Kairo bereits in leichter Bepuderung absolut ungewöhnlich, in Deutschland wäre es zur Winterzeit eine absolute normale Erscheinung.
Der Deutsche Wetterdienst (DWD) rechnet für die Zukunft mit mehr Stürmen, extremen Regenfällen und Hitzewellen aufgrund der globalen Klimaerwärmung, da das für unsere Breiten ungewöhnlich ist, sind damit mehr Extremwetter zu erwarten.
Geregnet hat es immer!
Der Klimaleugner wird sagen, es habe doch schon immer geregent, oder die Überflutungen in NRW, Rheinland-Pfalz und Saarland sind die bekannten Einzelfälle, welche sich in den letzten Jahren, wieder ihrer Natur immer weiter häufen. Gerade weil diese "Einzelfälle" sich immer mehr häufen sind sie eine Bestätigung dessen, was Klimaforscher schon seit vielen Jahren immer stärker vermuteteten und inzwischen ziemlich sicher sagen können: Der Klimawandel existiert und er wird unser Leben, wie wir es kennen, mit sich reißen.
Denn mit steigenden Temperaturen, steigen die extremen Wetterverhältnisse. Der Nachweis, dieser einfachen Aussage, ist nicht so leicht und gestaltet sich schwierig, dennoch kommen Klimaforscher eben zu diesem Schluss, was nahe legt, dass es sich wirklich darum handelt.
Klimawandel ein Zukunftsproblem?
Wir betrachten den Klimawandel meist als ein Ereignis das in der Zukunft liegt, doch das ist nur ein Teil der Wahrheit. Der Klimawandel ist unsere Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Und über diesen langen Zeitraum wird er immer mehr zum Problem.
Seit Beginn der systematischen Wetteraufzeichnungen im Jahr 1881 hat sich die durchschnittliche Temperatur bis 2019 in Deutschland beispielsweise um 1,6 Grad Celsius erhöht.
Bei einer Erwärmung von nur einem Grad kann Luft bereits sieben Prozent mehr Wasser, in Form von Wasserdampf, aufnehmen. Wird sie abgekühlt, gibt sie den Wasserdampf in Form von Regen wieder ab. Sieben Prozent mehr aufgenommes Wasser, bedeuten sieben Prozent größer, stärkere und länger anhaltende Regenfälle.
Der Anstieg der durchschnittlichen Temperatur bedeutet auche eine Veränderung der Extremwerte. Denn wenn sich unsere mittlere Temperatur von den kälteren zu den heißeren Temperaturen bewegt, bewegen sich auch die Extremtemperturen in eine noch heißere Richtung. Das hat zur Folge, dass es weniger Tage mit Frost gibt und mehr Tage mit heißen Temperaturen. Die Folge: Hitzewellen nehmen zu.
Aber nicht nur Hitzewellen, wenn es auch häufiger heiße Tage gibt, nimmt die Luft auch immer mehr Wasser auf und entlädt sich dann in einem gewaltigen Schwall von Sturzbachartigen Regenfällen. Das wäre an sich nicht das größte Problem, wenn das Wetter weiterziehen würde und eine Möglichkeit besteht das auf heiße Tage, kühle Tage folgen, oder das sich Sturzbachartige Regenfälle verteilen und so ihre zerstörrischer Kraft verlieren.
Das perfide, die Temperaturen steigen global, dass bedeutet sie nehmen nicht nur bei uns Einfluss auf die Wetterlage, sondern auch auf andere Mechanismen des Klimas an sich. Luftströme, welche als Wetterföderbänder zu verstehen sind, werden schwächer. Insbesondere der Westdrift ist hier zu nennen, denn er ist für unsere europäischen Wetterbewegungen von Relevanz. Durch das starke abtauen der Artktis verliert er seinen Motor und kommt immer mehr zum Erliegen. Die Folge, Wetter bleiben an einem Ort länger gleichbleibend. Das ist gut, wenn wir von einem milden Tag ausgehen und umso katastrophaler wenn es bei Extremwetter der Fall ist.
Erst der Anfang
Wissenschaftler gehen vor allem in Bezug auf sintflutartigen Regenfälle davon aus, dass die Regenmengen mit der globalen Erwärmung zunehmen werden. Im Bereich von 2001 bis 2019 ist fast jeder Ort in Deutschland, von mindestens einem Starkregenereignis betroffen worden. Selbst in besonders heißen und trockenen Jahren gab es gehäufte Starkregenereignisse. Die Schäden solcher Events sind meist eher klein, besonders gefährlich werden sie erst dann, wenn sie nicht weiterziehen könen. Das ist vor allem in Bergregionen der Fall, wo sich die tiefliegenden Regen- und Gewitterwolken an den Bergkämmen stauen und solange weiterregnen bis sie diese überbrückt haben. Auch die Eifelregion zeigt zerklüftete Felshänge und Beregionsartigen Charakter, es müssen eben nicht immer die Alpen sein.
Klimaforscher konnten zudem zeigen, dass eine Hitzewelle, unter der Sibirien im Jahr 2020 litt, ohne den menschenverursachten Klimawandel nahezu unmöglich gewesen wäre. Ohne unseren Einfluss käme es nämlich nur etwa alle 80.000 Jahre zu einer solchen Extremwetterlage. Doch durch die Treibhausgas-Emissionen erhöhte der Mensch die Wahrscheinlichkeit für solche Hitzewellen um das 600-fache.
Die Klimawebsite Carbon Brief hat eine interaktive Karte zusammengestellt, auf der bisher mehr als 350 wissenschaftliche Studien gesammelt wurden, welche sich mit der Zuordnung von Extremwetterereignissen beschäftigen. Die Analyse zeigt das 79 Prozent aller untersuchten Ereignisse durch den menschenverursachten Klimawandel verursachten worden, 70 Prozent davon wären mit großer Wahrscheinlichkeit ohne unser zutun nie passiert.
https://www.carbonbrief.org/mapped-how-climate-change-affects-extreme-weather-around-the-world
Was tun?
Eine Zunahme von Extremwettern in Deutschland wird beobachtet, aber wir reagiert man am besten darauf? Die Erketnis bringt uns leider nur wenig. Zwar ist ein Unwetterpotenzial in den Wettervorhersagen Tage vorher zu erkennen, aber wo genau mehr als hundert Liter Regen pro Quadratmeter fallen werden, ist meist nur wenige Minuten vor dem eigentlichen Ereigniss festzustellen. Eine Präventiton für das Extremwetter ist ist daher schwierig.
Primär müssen wir dabei zwei Punkte besonders in den Fokus nehmen:
- Die Globale Erwärmung stoppen und endlich das Pariser Klimaabkommen von 2015 umsetzen!
- Städte, Infrastruktur und ähnliches an die Klimaänderungen anpassen um Extremwetterkatastrophen in Zukunft zu verhindern. Sogenannte blaugrüne Infrastruktur
Dass diese Extremwetter erhebliche Kosten verursachen dürften und der Schutz gegen solche in der Zukunft häufiger auftretende Wetterlagen noch wesentlich mehr kosten wird, ist leider ein Fakt. Aber wie viel kostet ein Menschenleben? Oder zehn? Oder hundert?
Es braucht politische Entscheidungen um solche Unglücke in Zukunft zu vermindern.
Damit solche Entscheidungen getroffen werden, braucht es den Bürger. Der wählt und das lautstark fordert, was der Allgemeineheit dienlich ist.
Fazit
Die Extremwetter dieses Jahres mit den extrem hohen Temperaturen in Nordamerika, Sibirien und Australien, die zu vielen Hitzetoten, verheerenden Bränden gigantischer Ausmaße und schweren Infrastrukturschäden geführt haben, sind eine direkte Folge der Klimakrise.
Die sintflutartigen Regenfälle in Deutschland sind ebenfalls eine Folge der Klimakrise.
Wir stehen vor einem katastrophalen Temperaturanstieg, der in einer Vielzahl von Katastrophen udn Tragödoen gipfeln wird. Den Klimawandel zu bekämpfen, die Fehler der Menschheit aus der Atmossphäre zu löschen, ist die Aufgabe des 21. Jahrhunderts. Kein Ziel kann höher sein, denn es geht um unser Überleben.
Meine Gedanken sind bei den Menschen, welche unter diesen Extremen leiden müssen, ihr Leben oder einen lieben Angehörigen verloren haben. Handelt die Politik nun nicht, nimmt sie wissentlich in Kauf, dass es wieder passieren wird.
Quellen
- Starkregen und Sturzfluten – sind wir vorbereitet? DokThema, 26.05.2021 um 22:00 Uhr, BR Fernsehen https://www.ardmediathek.de/video/Y3JpZDovL2JyLmRlL3ZpZGVvLzcwM2VlYzdlLTk2ZmYtNDM4My1iNWJiLTJlMmJmZWVhNmQzNw/ Abgerufen am 16.07.2021
- Wetter extrem - Der polare Jetstream im Klimawandel. nano, 10.12.2019 um 10:45 Uhr, ARD-alpha
- Hitze und Dürre – So wird sich Deutschland verändern: Planet Wissen, 28.11.2019, 13:30 und 22:15 Uhr, ARD-alpha https://www.planet-wissen.de/video-hitze-und-duerre--so-wird-sich-deutschland-veraendern-100.html Abgerufen am 16.07.2021
- Öfter und häufigeres Extremwetter durch den Klimawandel. IQ - Wissenschaft und Forschung, 26.07. um 18:05 Uhr, Bayern 2
- Extremwetter in Europa - Wie gut sind wir vorbereitet? 02.07.2019, 21:00 Uhr, ARD-alpha
- Unwetter – spielt das Wetter immer öfter verrückt? 02.07.2019, 21:45 Uhr, ARD-alpha https://www.br.de/mediathek/video/faszination-wissen-unwetter-spielt-das-wetter-immer-oefter-verrueckt-av:5ce569a0ac532a001a177b4c Abgerufen am 16.07.2021
- 2017 als drittwärmstes Jahr: IQ - Wissenschaft und Forschung, Bayern 2, 15.12.2017, 18.05 Uhr https://www.br.de/mediathek/podcast/iq-wissenschaft-und-forschung/651 Abgerufen am 16.07.2021
- Mitten im Klimawandel: Extremwetter in den USA und Asien, IQ – Wissenschaft und Forschung, Bayern 2, 08.09.2017, 18.05 Uhr
- https://www.br.de/radio/bayern2/programmkalender/ausstrahlung-1142900.html Abgerufen am 16.07.2021
- Blitz, Sturm und Donner – wenn das Wetter verrücktspielt. W wie Wissen, ARD-alpha, 16.08.2017, 19.30 Uhr. o Abgerufen am 16.07.2021
- Unwetter - Spielt das Wetter immer öfter verrückt? Faszination Wissen, BR Fernsehen, 25.04.2017. 22.00 Uhr. https://www.br.de/mediathek/podcast/faszination-wissen/unwetter-spielt-das-wetter-immer-oefter-verrueckt/31502 Abgerufen am 16.07.2021
- https://www.spektrum.de/news/extremwetter-durch-erderwaermung/1581182 Abgerufen am 16.07.2021
- https://www.zeit.de/wissen/umwelt/2021-07/extremwetter-klimawandel-hitzewelle-starkregen-friederike-otto-interview Abgerufen am 16.07.2021
- https://scienceblogs.de/meertext/2021/07/16/klimawandel-verursacht-extremwetter-flutkatastrophe-in-deutschland/ Abgerufen am 16.07.2021
- Richard Hennig: Gut und schlecht Wetter, Verlag B. G. Teubner, Leipzig 1911.
- https://www.spektrum.de/news/unwetter-die-faktoren-hinter-den-vernichtenden-sturzfluten/1895908 Abgerufen am 16.07.2021
- https://twitter.com/heutejournal/status/1415771695676264449 Abgerufen am 16.07.2021 (sehr empfehlenswert)