CN: Gewalt gegen Kinder, Mord, Rache
"Es war doch grün", bemerkte der Mann, der ein Stück Stoff vom Boden aufgehoben hatte und damit in aller Seelenruhe einen Blutfleck von seinen noch unbeschädigten Felgen seines aufgemotzten Rennboliden Stuttgarter Bauart putzte. Die Front seines Autos war zerbeult und zeigte die grausigen Abdrücke derer, die das Pech hatten, seiner Farbenblindheit zum Opfer zu fallen. Sechs Kinder lagen in ihrem Blut auf der Straße. Die restlichen hatten einen Schock. Das sie überhaupt noch lebten, ein Wunder.
Aber auch eines, was man ihm wohl später zu gute halten würde. Diesem Monster, das für ein bisschen Spaß einfach alle Ampeln ignorierte, um seine Protzkarre auf dem Hansaring zu Köln am frühen Abend so richtig auszufahren. Die Kinder? Eine Gruppe von Kindergartenkindern, die mit einer Betreuerin und zwei Eltern in Bambi waren. Ein Klassiker. Den musst du gesehen haben. Und auf der großen Leinwand ist das doch noch mal schöner. Mit Popcorn und Cola, die man sonst niiiie trinken durfte.
All dieses schöne hatte am Kühlergrill dieses Monsters geendet.
Und ich? Ich war 18, hatte meine Ausbildung zum Rettungssanitäter gerade erst begonnen, nachdem ich von zuhause geflüchtete war vor dem Vater, der ein eben solches Monster war. Aber doch anders wie dieses, dass auf seine Schuhe schaute, weiße Treter mit Goldeinsätzen. Der uns fragte, ob es noch lange dauerte. Ihm war das hier lästig. Für ihn war die Gruppe der Kinder schuld. Normal um dieses Zeit sollten die doch im Bett liegen. Wenn sie das täten, wäre er nicht in sie rein gefahren. Sonst wären ja auch keine hier am rumlaufen.
Mein Gesichtsfeld verengte sich immer mehr. Ich erfüllte meine Aufgabe, stabilisierte seine Opfer, aber in mir schrie das Tier. Doch noch würde ich es nicht freilassen. Noch musste ich diesem Mädchen sagen, dass alles gut würde, obwohl ich es besser wusste.