Ich wollte immer viele Kinder haben. Manchmal fragte ich mich, ob das was mit den Genen zutun haben könnte. Adel verpflichtet, man muss den Fortbestand seines Geschlechtes sichern, sowas. Dann dachte ich an meinen Vater, der nur deshalb fünf Kinder gehabt hat, weil ich als letztes kam. Wenn ich der erste gewesen wäre, gäbe es wohl nur mich.
Ich hatte aber noch mehr Halbgeschwister, aber das war ja dem Orden geschuldet.
Wenn ich mich so in meinem Stammbaum umschaute, Gab es das sowieso oft. Sehr viele Mädchen und ein Stammhalter. Opa Albert hatte nur meinen Vater als Sohn, aber fünf Mädchen gezeugt. Urgroßvater Karl hatte es immerhin auf zwei Jungs und fünf Mädchen gebracht. Aber es waren immer viele. Und gerade jetzt fragte ich mich, ob sie auch so vernarrt in ihre kleinen waren oder ob sie die Erziehung, wie damals üblich, ihren Frauen überließen. Waren Frauen darin eigentlich von Natur aus besser oder warum wollte Juliane ihren Birnenbrei nicht essen?
Kleine trotzige Augen sahen mir entgegen und der Mund war so fest versiegelt, dass ich da nur mit einer Brechstange hätte reinkommen können. Noch viel schlimmer war, meine Frau konnte ich dazu nicht befragen. Sie war mit ihrer Schwester Mia und meiner Schwester Johanna auf Shoppingtour und hatte beschieden, dass ich auch mal auf das Scheusal aufpassen könnte. Es war mein Ausdruck für unsere Jüngste, nicht ihrer. Und ich meinte es durchaus liebevoll.
Wo sie aber immer ein Scheusal war, war der Moment, wo ich ihr Essen einflößen sollte. Das war jedes Mal ein Drama. Und es war auch nicht hilfreich, die Orgelpfeifen auf der anderen Seite des Tisches sitzen zu haben. Meine anderen Kinder begutachteten und beurteilten jeder meiner Versuche.
"Juliane, wenn du jetzt fein ist, dann trägt dich Papa auch wieder durch den Garten", sagte ich gerade, ohne das es eine Wirkung zeigte.
"Ich glaube, die Summe reicht noch nicht", grinste Jannet. "Da musst du bei deinem Angebot noch einiges Drauflegen, damit die Bestechung funktioniert."
"Ich würde beim rumtragen auch nicht den Mund aufmachen", kommentierte Jennifer.
"Weil du mit Albert teilen müsstest?", fragte Lena und grinste.
"Ich würde bei eine Stunde toben umfallen", grinste der angedeutete und steckte sich einen Löffel des Birnenkompott in den Mund. Die Kinder hatten es etwas gröber, nur bei Juliane war es püriert, sie hatte erst einen Zahn.
"Ist klar, dass du so leicht zu bestechen bis, Typisch Mann", kommentierte seine Zwillingsschwester. Der Ausdruck stammte von meiner Frau und passte nicht wirklich auf den fünfjährigen. Das erwiderte der dann auch prompt: "ich bin keine Mann, Ich darf noch toben."
"Dann aber nicht mit Papa, der ist einer und so wie du das sagst, dürfte er das nicht."
Ich lächelte etwas und wandte mich wieder mehr Juliane zu: "Du hast es gehört, eine Stunde toben mit den Männer und denen, die es werden wollen."
Der Mund bliebt verpresst und ich verlor die Geduld.
"Wenn du nicht bald den Mund auf machst, dann füttere ich dich nie wieder. Dann kannst du meinetwegen verhungern", drohte ich ihr jetzt.
"PAPA!!", kam nun von Jannet und auch meine anderen Kindern schauten mich vorwurfsvoll an.
"Was denn! Könnt ihr es besser?"
"Lass mich mal", sagte Jannet und rollte dann um den Tisch. Ich machte ihr platz.
Juliane schaute Jannet genauso trotzig wie mich an.
"Auf mein Kommando", sagte sie und dann verzogen alle Kinder am Tisch ihr Gesicht zu Grimassen. Juliane sah sich das Schauspiel an und begann dann zu quietschen. Zag war der Löffel im Mund. Sie kaute etwas auf dem Mus herum und machte dann den Mund wieder auf, um den nächsten Löffel zu bekommen.
Gott war das einfach gewesen, warum war ich nicht darauf gekommen.