CN: Kannibalismus erwähnt, BDSM erwähnt
Jessica stand da wie eine Dompteurin. Sie hatte zuerst dafür gesorgt, dass ich endlich den Durchbruch erlangte, vor dem ich mich seit Jahren gedrückt hatte. Ich hatte ihr als erste meiner Patientinnen wieder ihre Arme und Beine zurück gegeben. Dann hatte sie mich dazu gezwungen, den Ort, an dem ich im Geheimen dieses erforscht habe, zu verlassen und mit diesem Erfolg in die Welt zu gehen.
"Ich bin jung", hatte sie erklärt, "deine Töchter sind es und viele deiner Patienten sind es auch. Sie wollen Leben. Du kannst das hier nicht ewig so weiter machen, aber das hast du auch gewusst. Du wusstest, dass du ihnen schon vor Monaten allen helfen konntest. Warum hast du es nicht? Warum musste erst ich kommen? Warum musste ich erstmal all dies hier im Bunker erleiden, was so viele vor mir erlitten haben? Eurer bescheuertes Abendmahl!"
Die letzten Worte hatte sie mir mit ihren neuen Armen in die Brust gehämmert. Diese von mir gezüchteten Arme waren deutlich stärker als normale menschliche Arme und ich würde blaue Flecken davon tragen. Ich ließ trotzdem zu, dass sie es tat. Ich hatte viel von ihrem achtzehn Jahre jungen Leben verlangt. Sehr viel. Sie war freiwillig zu jemanden gegangen, der Sexpuppen erstellte. Was sie nicht wusste, war, dass er diese dadurch erzeugte, dass er den Frauen, die zu ihm kamen, Arme und Beine nahm. Ich hatte sie ihm abgekauft, damit sie keinem anderen Perversen in die Hände fiel.
Da ich jedoch dachte, dass sie es gewollt hatte - ich hatte diese Motivation nicht hinterfragt - habe ich ihren Körper dem Spiel meiner Gäste ausgesetzt und die waren nicht sehr nett mit ihr gewesen. An dem Abend hatte sich auch meine Tochter Jannet zu so einem Abendmahl eingeladen, weil sie durch Jessica erfuhr, womit ich über Jahre das Geld für die Erforschung der körperlichen Wiederherstellung von Unfallopfern erwirtschaftet hatte. Eine Welt, vor der ich Jannet immer hatte schützen wollen. Ich hätte sie beinahe an diese Sadisten verloren, sie alle.
Danach war Jessica so grausam wie ich geworden. In ihr schlummerte ein ähnliches Tier wie in mir. Ein Tier der kalten Vergeltung. Das sie mich nicht auch angriff, lag daran, dass sie sich mit meinem Tier verstand. Aber der Mensch Jessica konnte wie der Mensch Martin an der eigenen Natur verzweifeln und das passierte ihr gerade, als sie in meine Brust heulte. Das war das verletzliche Wesen unter der Fassade der Kämpferin. Die, die verzweifelt sein konnte und das nur bei mir auch zeigte. Weil sie wusste, dass es wichtig war, dass sie für die anderen stark war. So wie auch ich das über all die Jahre gewesen war.
"Jessica, ich hatte Angst."
Sie lachte bitter auf.
"Wovor sollte der große Martin van Düren bitte Angst haben? Der Herr und Meister eines ganzen Dorfes mit über hundert Angestellten, die sich damit beschäftigen, den heimlichen Kannibalen von Deutschland aus Schweinefleisch gedruckte Fakemenschen zu servieren. Der Dom seiner Frau und einem Dutzend anderer, die sich von Zeit zu Zeit von ihm den Körper blutig schlagen lassen und dafür auch noch Geld bezahlen. Du hast vor nichts Angst."
"Ich habe Angst davor, Jacqueline zu verlieren. Dass ich es nicht schaffe, sie auch wiederherzustellen, so wie ich es bei euch anderen schaffte. Sie ist meine Tochter, genauso wie sie deine Cousine und die Tochter deiner Tante und deines Onkels ist. Ich sehe sie noch immer als mein Kind, auch wenn ich jetzt weiß, warum ihre Eltern sie nie gesucht haben, ja nicht mal wussten, dass sie noch lebt. Sie jetzt noch zu verlieren, wo wir zwölf Jahre um ihr Leben gekämpft haben, dass würde mich umbringen."
Jessica nickte: "Aber du musst sie irgendwann befreien. In diese Biokammer gefesselt und an duzende Fakekörper angeschlossen in einer virtuellen Welt gefangen, das ist kein Leben. Das weißt du doch. Du kannst dich nicht ewig drücken. Nicht mehr. Dieser Ort hier und alles muss endlich enden. Martin von Düren muss enden. Du musst wieder Martin von Hirschberg werden. Das Kapitel van Düren muss endlich abgeschlossen werden, wie das Kapitel Gor von euch abgeschlossen wurde. Das verstehst du doch?"
Ich verstand das, wie kein anderer es verstand. Ich hatte das Spiel viel zu lange laufen gelassen. Wir hatte es nicht mehr gebraucht. Das Fetischhotel von Hirschberg war der Renner und meine Frau Pia, die seit wenigen Monaten auch offiziell meine zweite Frau neben meiner ersten Frau Nicole war, nachdem das deutsche Polygamiegesetz aufgeben wurde, verdiente damit mehr Geld als ich. Ich musste keine Kannibalen mehr füttern. Wir mussten nur noch gehen. Und das taten wir nun auch.
"Ich danke dir, dass du mir hilfst, hier alles abzubauen."
"Das mache ich nicht für dich."
"Danke, dass du es für meine Töchter und ihren neuen Anfang ins Leben machst."
Jessica stellte sich auf ihre Zehenspitzen und küsste mich.
"Dann werde ich mal meinem Mann Jan und Mias Mark in den von dir geformten Hintern treten, dass er schneller seine Werkstatt in die Container verfrachtet."
Und weg war sie.