CN: Blut, Gemetzel
Ich war nie beim Militär. Das vereinte mich mit meinem Großvater, der das offiziell auch nicht war. Inoffiziell war er am Ende des zweiten Weltkrieges sieben gewesen und hatte als Scharfschütze auf alles geschossen, was seine Familie bedrohen konnte. Ein Soldat mit sieben, ich mag es mir kaum vorstellen. Das hatte ihn noch nach Jahren geprägt.
Mein Vater war beim Heer und hatte Karriere gemacht, zumindest in den vier Jahren, für die er sich verpflichtete hatte. Es war genug Erfahrung, um sich als Sicherheitsexperte verkaufen zu können. Ein militärischer Hintergrund war da genauso viel Wert wie etwa Expolizist oder Exbundesgrenzschutz.
Ich habe das abgelehnt und war zum Zivildienst gegangen und später Arzt geworden.
Und trotzdem hatte ich jetzt gekämpft, an einem Ort, der für den Kampf gebaut worden war. Ich hab um mein Leben und das meiner Familie gekämpft, aber nicht alleine. Der Bunker, der vom Angriff dieser ... sie Menschen zu nennen, widerstrebte mir gerade, immerhin hatten sie meine erste Frau so gut wie getötet und beinahe meine zweite Frau auf dem Kindsbett dazu ... Söldner in einen Trümmerhaufen verwandelt worden war, war das Sinnbild des Krieges.
Und wenn ich alleine gewesen wäre, ich hätte sowas von verloren. Aber ich war nicht alleine. Ich hatte meine ganz persönlichen Helden.
Ich stand in dem Zimmer, in dem die drei noch untergebracht waren, bis wir für sie jeder ein Einzelzimmer haben würden. Meine persönlichen jetzt so friedlich schlafenden Helden:
Jan, der junge Rocker, der, nachdem sein Vater seine Freundin vor seinen Augen genommen hatte, sein Motorrad mit 140 km/h in einem Tunnel vor die Wand gesetzt hatte. Sein Kopf war das einzige, was heile geblieben war. Die restlichen waren nur noch Mus.
Mark, der Junge, der seine Schwester vor einer Entführung hatte retten wollen und dafür von den Entführern vor einen einfahrenden Zug geschubst worden war. Er hatte überlebt, aber seine Arme und Beine blieben auf den Schienen.
Alex, der Bauarbeiter, der in seinem Bagger von einem einstürzenden Plattenbau zerquetscht worden war und der von einem Baudezernten mit Dreck am Stecken lieber für Tod erklärt wurde, statt zugeben zu müssen, dass der Bau schon vor Jahren so instabil gewesen war, dass man schon den Stadtteil besser nicht mehr betreten hätte.
Das waren meine persönlichen Geister im System, meine Botpiloten. Nummer 5 lebt nicht, sie wurden von diesen Männern gesteuert und sie hatten mit mir, dem Zivi, 20 Männer abgewehrt. Ausgebildete Soldaten, die ehemalige Elite der Fremdenlegion, die nun bei mir eingedrungen waren, um mir das Erbe meines Großvaters streitig zu machen. Und ich wusste eigentlich nicht so genau, was sie gesucht hatten, nur dass wir ihnen dabei im Weg waren.
Egal. Sie waren nun tot. Besser sie als die kleine Lena und meine Frauen Pia und Nicole.