CN: Kannibalismus angedeutet, BDSM erwähnt
"Chef, wir müssen reden", sagte einer meiner Angestellten, der früher einer meiner Patienten gewesen war. Er gehörte zu denen, die irgendwie an mir hängen geblieben waren, als wir aus unserem geheimen Forschungslabor in einem Belgischen Bunker mit Kannibalenverköstigung eine ordentliche Klinik für Wiederherstellungsmedizin und Schönheitsoperationen bei Köln ohne merkwürdige Nebenleistungen gemacht hatten. Das Fetischhotel der besonderen Art war schon vorher entstanden und gehörte der Familie meiner Mutter. Heute wurde dieses von meiner Frau und ihrer Schwägerin geleitet und hörte auf den Klangvollen Namen Fetischhotel von Hirschberg. Slogan: Wir erfüllen ihre Wünsche.
Jedenfalls war mein Angestellter auch in diesem beschäftigt und baute dort Sexspielzeug der besonderen Art. Er war der beste und alleine das machte eine bedeutenden Ruf des Hotels aus. Aber auch die medizinischen Roboter der Klinik waren von ihm. Eigentlich war er meine wichtigste Humanressource und wenn er so wie jetzt vor mir stand und etwas wollte, dann steckte dahinter meist immer ein Auftrag, der aus dem Rahmen fiel. Ich hatte keine an ihn weitergegeben, also kam er vom Hotel.
"Okay, was will der Kunde?", fragte ich wachsam.
"Ich glaube, er will sterben."
"Wie kommst du darauf?"
"Er hat einen authentischen Spießrutenlauf aus dem frühen 16. Jahrhundert bestellt. Fünfzig Landsknechte sollen sich im Spalier aufstellen und auf ihn einstechen. Das war damals ein Todesurteil, keine Folter."
Ich kratzte mich am Kopf. Im Bunker hätten wir das noch leisten können. Wir hatten für alles Klone, die man in jeder erdenklichen Art zerkleinern konnte. Wir hätten ihn in einen Anzug gesteckt und ihn wie beim Rasenmähermann in diesem Film durch eine für ihn realwirkende virtuelle Welt laufen lassen können. Aber diese Technologie hatten wir nicht aus dem Bunker mitgenommen und ihre Benutzung eingestellt. Fast echte Menschen, die aus der Ferne gesteuert werde? Dafür war die öffentliche Welt noch nicht reif. Sofort hätte ich einen Haufen Millitärs aller Länder an der Backe, die die perfekten Attentäter gesehen hätten. Meiner Meinung nach würde die Welt nie reif für eine derartige Technologie werden. Sollte ich für diesen Mann eine Ausnahme machen?
"Dann geht es nicht", sagte ich bestimmt.
"Er bietet fünf Millionen Dollar für das Erlebnis."
"Geld ist nicht alles."
"Das hast du mal anders gesehen."
"Und du weißt auch warum, oder? Heute habe ich sowas nicht mehr nötig. Nicht seitdem ich die optisch ewige Jugend verkaufen kann. Fünf Millionen sind zehn Frauen und Männer über vierzig, die ihre Jugend zurück haben wollen."
"Aber wir könnten doch so tun. Ich mein ja nur. Für fünf Millionen könnten wir den alten Ostflügel des Hotels wieder im Original aufbauen. Statt dem Parkhaus, meine ich."
"Und dann?"
Ich hatte das Gefühl, dass da noch ganz andere Gedanken hinter standen als nur einem Mann einen merkwürdigen Abgang zu bereiten. Wenn das Parkhaus wegkam und die Burg dort wieder ihren alten Glanz bekäme, würde sich auch zur gleichen Zeit die Hotelfläche verdoppeln.
"Kann es sein, dass du mir fremd gehen willst?", fragte ich ihn auf den Kopf zu und er begann herum zu drucksen. "Deine Frau möchte mit dir nach den Bergen ziehen."
"Ja", gab er schlussendlich zu.
"Und du willst dem Mann seinen Traum mit einem Klon von sich erfüllen. Das wäre Betrug."
"Man müsse es ihm nur richtig verkaufen. Wir haben ja auch einen Ruf zu verlieren, dass wir alle Träume wahr machen."
"Wenn sie nicht das eigene Ableben beinhalten. Das steht auf dem Flyer auch drauf. Ich weiß das, weil ich habe diese Regel da selber drauf platziert."
Er sah mich an und ich nickte dann.
"Okay, du darfst zurück in den Bunker und die Klonefabrik reaktivieren. Aber nur für diesen einen Kunden. Dass deine Frau das überhaupt mitmacht. Die hat mir damals die Hölle heiß gemacht wegen der Klone."
"Sie wird es nicht erfahren", sagte er und wollte gehen.
"Dann denk dir was anderes aus", sagte ich und er stoppte in der Tür. "Der Kerl will einen Spießrutenlauf in den Tod? Soll er doch sich seinen eigenen Fetischclub aufmachen. Ich werde mich nicht mit deiner Frau anlegen und sie mir zum Feind machen. Sie ist die beste Freundin meiner Töchter. Was glaubst du, was passiert, wenn sie es raus bekommt. Ich habe dann den Streit mitten in meiner Familie. Nein. Kein Spießroutenlauf mit meiner Technologie."