Hallo, Professor Undulat ist wieder da!
Ich weiß, eigentlich hatte ich mein kleines »Welli-Ein-Mal-Eins« bereits für beendet erklärt, aber das hält mich nicht davon ab, ein paar Zusatzkapitel hinzuzufügen. Diese sind aber vermutlich eher etwas, für erfahrenere Welli-Halter oder jene, die es ganz genau wissen möchten. Es geht um die Farbschläge der Wellensittiche. An dieser Stelle möchte ich euch die Vielzahl der verschiedenen Farben der Vögel einmal vorstellen und ein bisschen was über die Vererbung erklären. Denn so einfach wie Farben im Tuschkasten mischen ist das bei den Tieren nicht.
Kaum eine andere Vogelart kommt in so vielen unterschiedlichen Farben daher wie der Wellensittich. Die australische Wildform der Wellensittiche ist allerdings der Normal-Hellgrüne. Aber was heißt das eigentlich? Wieso »normal«?
Die wilden Wellensittiche in Australien (und damit auch die ersten, die nach Europa kamen) sind Normal-hellgrün gefärbt. Ihre Maske (also das Köpfchen) ist butterblumen-gelb. Am Hinterkopf und im Nacken sind über dem Gelb deutlich die namensgebenden schwarzen Wellenlinien zu sehen. Diese Zeichnung nennt man in Fachkreisen „normal“. Sind diese Wellenlinien nur blass zu erkennen, spricht man von „Opalin“ (dazu später mehr). Auch die Flügel sind bei den „normal“ gezeichneten Wellis gelb mit kontrastreicher schwarzer Zeichnung. Der Körper, also Bauch, Brust, Beine und Bürzel sind leuchtend hellgrün. Die Schwungfedern sind schwarz-grün und die lange Schwanzfeder dunkelblau gefärbt. Der Wangenfleck ist, wie bei fast allen Farbschlägen dunkel-violett und die Kehltupfen schwarz. Die Augen sind schwarz mit einem weißen Irisring bei erwachsenen Vögeln, die Füßchen sind blaugrau. Erwachsene Hähne haben eine blaue und Hennen eine weißlich-hellblaue oder braune Nasenwachshaut.
In der Natur ist diese Färbung maßgeblich für das Überleben der Vögel verantwortlich. Denn damit sind sie in ihrem Lebensraum optimal getarnt und können im Schwarm ihre Angreifer (meist Greifvögel) verwirren, ähnlich wie die Streifen bei Zebras. Aus diesem Grund haben die normal-hellgrün gefärbten Tiere die maximale Überlebenschance. Farbliche Abweichungen (Mutationen) kommen vor, sind aber extrem selten und die Vögel fallen oft einem Beutegreifer zum Opfer, ehe sie ihre Gene weitergeben können.
In menschlicher Obhut überleben anders gefärbte Tiere jedoch und können sich erfolgreich paaren. Im Jahr 1915 kam in Frankreich der erste dunkelgrüne Wellensittich hervor. Dabei wird die grüne Farbe durch den sogenannten Dunkelfaktor dunkler als bei der australischen Wildform. Die anderen Merkmale bleiben hierbei identisch. Der Dunkelfaktor kann sowohl einzeln, als auch doppelt auftreten. Beim doppelten Dunkelfaktor haben die Wellis dann ein oliv-grünes Gefieder.
Neben dem Dunkelfaktor gibt es außerdem den Graufaktor. Dieser ist für die graugrünen Wellis verantwortlich. Diese Vögel haben eine graugrüne Körperfarbe und im Gegensatz zu den anderen grünen Wellis keinen blauen, sondern schwarze Schwanzfedern. Außerdem ist der Kehlfleck auch eher gräulich als violett.
Normal-grüne Wellensittiche gibt es aber nicht nur mit schwarzer Wellenzeichnung, sondern zum Beispiel auch mit einer blasseren, eher ins bräunliche gehenden Zeichnung: Die Zimter. Das kommt daher, dass die Wellis weniger Pigmente haben und das Schwarz somit deutlich aufgehellt ist. Junge Zimter haben dadurch übrigens rötliche Augen, die erst später nachdunkeln.
Noch weniger Pigmente haben die Grauflügler, bei denen dann auch das Grün sehr hell erscheint. Noch heller wird die Zeichnung bei den Hellflüglern. Jedoch ist hier im Gegensatz zu den Grauflüglern die Körperfarbe nicht mit aufgehellt. Ihnen fehlen somit lediglich die welli-typischen Wellenmuster ganz oder zum größten Teil.
Des Weiteren gehören zur Grünreihe alle Wellensittiche mit der Grundfarbe Gelb. Andere Mutationen wie Schecken oder Lacewings werden in den kommenden Kapiteln von!