Delina schrie auf, als eine Sense sich tief in Vincents Brust bohrte, Arya hielt sie zurück, sodass sie sich Merlin nicht weiter nähern konnte. "Delina!", erschallte Merlins Stimme auf dem Schlachtfeld, "Während ich hier deinen Daddy und deine feine Vampirschwester getötet habe nehmen sich meine Lakaien die gute Newra vor! Denkst du immer noch du könntest mich besiegen, Tochter?"
Erst das Erscheinen eines Portals führte dazu das Merlin verschwand und Arya Delina loslassen konnte. Diese stürmte zu ihrem Vater, der mittlerweile auf dem Rücken lag und die Hand des anderen Körpers hielt. Ein Donnergrollen kam über die sandigen Schlachtfelder vor Katzus und die ersten Regentropfen begannen zu fallen. Delina sank neben Vincent zu Boden: "Janina!"
Der Körper, fein säuberlich gepfählt und schon starr durch den Tod, gehörte ihrer Schwester, wie von Merlin prophezeit. Der Regen prasselte in Delinas Gesicht, ihre Tränen vermischten sich mit den Tränen die der Himmel über ihr zu weinen schien. "Delina...", Vincents Stimme war kaum noch ein Flüstern, "Du musst mit Vernon gehen... Ary... Arya hat den Schlüssel! Gib nicht auf... Die Dunkelheit erhebt sich... Der Krieg wird nicht nur auf dem Schlachtfeld entschieden..."
Delina sah, wie in diesem Atemzug das Leben aus seinen Augen wich, sie saß nun zwischen zwei völlig seelenlosen Körpern. Langsam legte sie ihre Hand auf die von Vincent und Janina, sie bemerkte nicht einmal mehr das ein riesiger Feuerball auf sie zuschoss.
"Wir haben sie!", Celles wartete nur auf den Aufprall ihres Geschosses, dieses wurde aber einer goldenen Flut nicht Herr und verglühte. "Was zum Teufel!", Celles erstarrte, als aus der Asche eine zierliche blonde Elfe trat, "Finn!"
Finn schnellte zu dir: "Das ist doch...."
"Arya Ronalien!", vervollständigte Ation ihren Satz, "Meine verschollene Schwester! Ich wusste doch das ich diese Stimme kenne!" Arya hob ihren rechten Arm, ein Schild aus Licht erschien, wie in ihrem linken ein Schwert derselben Beschaffenheit.
"Finn, ich warne dich genau einmal!", Aryas Stimme klang wütend, "Greif nicht die an die deine Stadt beschützt haben!" Sie deutete in die Richtung der Ruine, die von Katzus übrig war, welche trotz des Regens noch immer schwarz qualmte. Shanora drängelte sich nun an Finn vorbei, um zu sehen was passiert war: "Katzus... Wie konnte das sein... Wir haben doch..." Church kam nun ebenfalls hinzu und starrte auf Arya: "Wo ist sie?" Arya warf ihm einen strengen Blick zu: "Du solltest sie in Ruhe lassen!"
Delina hatte Vincents Arm um ihre Schulter gelegt und lag nun zwischen der Leiche ihres Vaters und ihrer Schwester am Boden. Church ließ sich nicht beirren und sah zu ihr herunter: "Delina..."
"Verschwinde!", Delinas Stimme klang dünn, "Du bist für seinen Tod verantwortlich, du und dein heiliger Finn! Ihr habt sie und die Bewohner von Katzus, die es nicht hinausgeschafft haben, auf dem Gewissen. Mörder!"
Chruch schauderte, dass sie das wirklich dachte, er und Finn versuchten das richtige zu tun, das hatte sich nicht geändert, oder etwa doch?
"Lina, bitte, steh auf!", sprach er sanft und wollte nach ihrer Hand, die auf dem Brustkorb ihres toten Vaters ruhte, greifen.
"Verschwinde!", diesmal schrie Delina diese Worte, und Church wurde von Arya an der Schulter gepackt und aus Delinas Blickfeld geschoben. Finn warf Arya einen prüfenden Blick zu: "Ich werde Delina mitnehmen und befragen und du wirst uns ebenso begleiten! Dein Verbleib war all die Jahre unklar und eure Familie muss erfahren das Ation nicht getan hat was ihm vorgeworfen wurde."
Arya biss sich auf die Unterlippe und ließ ihren Blick belustigt über Finns verbündete schweifen. Dann setzte sie sich auf den Boden: "Nein!" Finn zog eine Braue hoch: "Nein!?" Arya nickte freundlich: "Genau, nein! Das Wort, das du nicht kennst! Nein, im Sinne von ich werde bestimmt nicht mitkommen. Ich bleibe nämlich jetzt genau hier sitzen und jeder der versucht in Delinas Richtung zu gehen stirbt!"
Ation warf seiner Schwester einen schockierten Blick zu: "Arya!"
Diese grinste ihn frech an: "Du solltest am besten wissen, wie stur ich sein kann!" Während Finn noch zu überlegen schien, trat Shanora vor Arya: "Darf ich bitte kurz zu ihr? Sie war meine Freundin, sie ist doch meine Freundin! Ich will nur nach ihr sehen! Bitte lass mich vorbei, ich muss ihr doch beistehen in diesem Moment!"
Arya sah abschätzend in Shanoras türkise Augen, in welchen extrem viel Sorge lag, dann nickte sie und Shanora eilte an ihr vorbei und beugte sich über Delina.
"Lina!", Shanora sah in Delinas scheinbar leere violette Augen, "Lina bitte tu dir das nicht länger an, das sind nicht mehr Vincent und Janina. Die beiden hätten nie gewollt das du hier liegst, zwischen ihren leeren Hüllen!"
Delina starrte weiter ins Leere, nicht gewillt ihren Platz zu verlassen: "Was weißt du schon, Shanora. Du hast sie auch nicht aufgehalten! Ich habe an dich geglaubt, ich habe für dich gekämpft, genau wie sie. Aber es hat ihnen bloß den Tod gebracht..."
Shanora stiegen die Tränen in die Augen: "Es tut mir so leid!"
Dann sank sie bitterlich weinend vor den drei Körpern auf die Knie: "Lina, es tut mir so leid! Ich habe viel zu lange nichts gemacht! Aber jetzt bin ich bereit dazu, ich werde die verteidigen die noch leben!"
Arya warf Shanora einen ernsten Blick zu, dann schoss eine Welle aus Licht auf Finn und seine verbündeten und katapultierten sie außer Hörweite.
"Dann musst du gehen, Shanora!", Arya sah die Erbin des weißen Throns ernst an. Hör mir genau zu, es gibt einen Pfad hinter dem Wald an Allisters Haus, folge ihm und finde jene, die bereit sein könnten für dich zu kämpfen. Es steht eine gewaltige Schlacht bevor, du brauchst mehr Männer!"
Shanora musterte sie schockiert: "Was werde ich hinter diesem Pfad finden?"
Arya schüttelte betrübt den Kopf: "Ich weiß es nicht, eine Welt aus verbannten und Verurteilten. Wenn du sie vereinen kannst, dann hast du eine Armee, die groß genug ist um sich der Übermacht, die euch überfluten wird Einhalt zu gebieten! Aber du musst alleine gehen. Lasse Finns kleine Schwester hinter dir und stell dich deinem Schicksal!"
Shanora nickte und sagte nichts mehr, da ihr Bruder sie beinahe erreicht hatte, er und die anderen sahen nicht gerade friedlich aus.
"Die noch leben...", wiederholte Delina zuerst leise, dann schrie sie die Worte und sprang auf, "Die noch leben! Arya! Wir müssen sofort zurück, jemand wird versuchen mir auch noch Newra zu nehmen!"
Arya sah zu Finn: "Wir sollten sowieso aufbrechen, ich schätze die Verhandlungen sind gescheitert!"
"Ist das dein Weg diese Welt zu verlassen, Bruder?", Vincent, sein Geist, starrte auf seine Tochter, die nun hektisch mit Arya vor ihren ehemaligen Freunden floh. "Kalisra!", die Stimme seiner Schwester war ihm wohlbekannt, "Es ist der einzige Weg um aufzuhalten, was kommt. Du selbst weißt am besten, welche Finsternis auf unserer Familie lastet!"
Kalisras Stimme klang verächtlich: "Und du denkst das Mädchen ist fähig die Waffe unserer Familie zu führen? Du weißt was sie anrichtet, selbst mit den Stärksten. Du hast deine letzte lebende Tochter in den Tod geschickt!"
Vincent schüttelte den Kopf: "Nein, im Gegensatz zu dir besitzt sie Güte und Weitsicht. Sie wird dem Fluch nicht erliegen!"
Kalisras Lachen durchzog die Schatten in denen Vincents Geist noch verweilte: "Du solltest sehen was vor all den Jahren wirklich passiert ist, Bruder! Als ich es schaffte mir die Macht unserer Familie anzueignen..."
Die Schatten verschwanden und wurden durch die steinernen Mauern von Buldarak ersetzt, welche hell erleuchtet waren durch die Fackeln. Lange bevor die Guren ausgelöscht worden waren.
"Das war der Tag an dem ich herausfand was dich Nacht für Nacht in den Keller getrieben hat, Schwester. Der Tag an dem Vater starb!", Vincent konnte sich selbst sehen wie sein junges Ich sich der Türe zum Keller näherte...
...Vincent öffnete die schwere Holztüre, die hinunter zu den Verliesen im Keller führte. Er versuchte dabei kein Geräusch zu verursachen, zu lange dachte Kalisra schon das sie etwas vor ihm verheimlichen konnte. Auch wenn sie Zwillinge waren, so könnten Sie unterschiedlicher nicht sein. Zwar hatten beide beinahe schwarzes Haar, aber Kalisras Augen waren im Gegensatz zu den seinen mit einem Tigerauge zu vergleichen. Beide erfreuten sich nobler Blässe, und doch zierten Kalisras Wangen einige Sommersprossen. Beide waren Hexenmeister und doch plagte Vincent das Gefühl, das seine Schwester sich weit finstereren Mächten verschrieben hatte.
Buldarak, das Zuhause der beiden, verfügte über einen weitläufigen unterirdischen Kerker, welcher durch das nahe liegende Meer im Falle eines Ausbruchs geflutet werden konnte.
„Wenn das wieder nur auf deine Eifersucht zurückzuführen ist...“, zischte Talaria, seine Mutter, ihm zu. Angewidert sah die Adelige sich um, sie würde sonst nie in den Kerkern wandeln, aber Vincent hatte es geschafft sie zu überzeugen.
Sie, wie auch sein Vater, waren überzeugt das Kalisra etwas Besonderes war, sie war mächtiger als Vincent, stärker, gerissener. Vincent dachte mit grauen daran wie sie ihn immer und immer wieder in allen Kampfkünsten am Hof besiegt hatte. Kalisra kannte keine Gnade und zögerte nicht ein Leben zu nehmen wenn sich ihr die Gelegenheit bot. Sein Vater hatte angemerkt das man ihr sofort die Schlüssel zu den Relikten geben würde, wäre sie mit dem richtigen Geschlecht geboren worden. Den Relikten, dem einen Relikt das den Guren so viel Macht verleihen konnte. Sie hatten ihn gefunden, vor vielen Jahren. Er hatte ihnen unbeschreibliche Macht verliehen. Agares Schädel. Aber ihn zu führen musste mit Blut bezahlt werden, darum wurde er verwahrt und durfte nicht berührt werden.
„Vincent, was ist jetzt?“, fragte seine Mutter ungeduldig und zog ihre seidene Robe zurecht, sie fror angesichts der feuchten Räume unter der Burg.
Vincent sah die steinigen Treppen hinauf zur Türe: „Wo ist Vater? Er muss sehen was hier unten passiert sonst wird er nie erkennen was sie ist!“ Talaria warf einen Blick in die feuchte Dunkelheit vor ihr: „Ich konnte ihn nicht finden! Er ist nicht in der Feste, ich wusste auch nicht das er sie verlassen hat.“
Vincent seufzte tief, sein Vater würde ihm sowieso nicht glauben was er vermutete. Talaria betrachtete ihren Sohn, konnte ihm seine Verzweiflung ansehen: "Gut, lass uns sehen was Kalisra im Kerker treibt! Aber dann will ich, das ihr euch vertragt!"
Trotz der Tatsache das sich einige Tiermenschen in den Kerkern befinden sollte herrschte eine eigenartige Stille, ein kupfriger Geruch erfüllte die Luft und eine eigenartige Bedrücktheit machte sich in Vincent breit. Schnell eilte er durch die Gänge, bis er schließlich zu einem Wegkreuz kam, wo er schockiert verweilte. Seine Schuhe trafen auf Flüssigkeit, doch war es kein Wasser das den Steinboden bedeckte. Eine einzelne Fackel erhellte den Raum, welcher über und über mit Blut bedeckt war.
"Mein Bruder kommt also, um diese Familienfeier mit Mutter komplett zu machen, das erspart mir die Suche!", Kalisras Stimme klang noch grausamer als sonst, ihre Augen glühten weißblau, ihr Gesicht sowie ihre Kleidung waren mit frischen Blut besudelt.
"Du solltest wissen das er nur mein Vater war, keine Sorge, deiner lebt vielleicht noch!", Kalisra kicherte, "Was für eine witzige Sache, das Zwillinge verschiedene Väter haben können!"
Vincent starrte auf den frisch wirkenden Schädel in Kalisras Hand: "Nein..."
Talaria eilte um die Ecke: "Schweig, grausames Mädchen!"
Kalisra lächelte wirklich grausam: "Ist es in diesen Hallen verboten die Wahrheit zu sprechen, Mutter? Vater wusste es, er hat es mir gesagt als ich ihm die Haut abgezogen habe!" Talaria starrte auf den Schädel in Kalisras Hand und begriff was die Tochter ihr sagte, schreiend sank sie in das Blut, welches ihre Robe befleckte.
"Mutter, wer wird den gleich verzweifeln, du siehst ihn gleich wieder! Im Tod werdet ihr vereint sein!", Kalisra streckte ihre freie Hand aus und Talaria wurde in die Luft gehoben.
"Mutter!", Vincent versuchte sich zu bewegen, aber das Blut schien ihn Bewegungsunfähig zu machen. Langsam schälte sich die Haut vom Körper seiner Mutter, ihr Blut floss in Strömen auf den Boden und vermischte sich mit dem Blut seines vermeintlichen Vaters. Ihr Fleisch wurde von ihr gerissen und die Knochen bis auf den Schädel zerberstenden zu Staub. Der Schädel levitierte dann langsam in Kalisras Hand.
"Nun ist es vollbracht!", Kalisra startete ein weiteres Ritual....
"Lass mich nicht noch einmal sehen wie du deine Seele an die Dunkelheit verkaufst!", Vincent kehrte in die Schatten zurück.
"Meine Seele wurde an diesem Tag unsterblich, während du gehst verweile ich, sammle Kraft... Für meine Rückkehr! Agares Erbe wird mir geben was ich so dringend dafür benötige... Er ist so kurz davor, er muss nur den Befehl ausführen und mir einen Körper verschaffen...", Kalisras Stimme sprach dieses unheilvolle Versprechen während sich Vincents Körper langsam auflöste und er ganz hinüber auf die andere Seite ging.