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„… schmecken nach nichts. Aber als Garnierung sehen sie wunderschön aus.“ Marlik hielt Raban einen ganzen ausgerupfen Bund der Wegwildblume unter die Nase. Sein Wandergefährte verzog das Gesicht. Er hatte immer noch Hunger. Sie waren jetzt schon den ganzen Tag unterwegs, in einem gemächlichen Tempo, oder sollte er besser sagen: kriechend langsam wie zwei Schnecken? Was vor allen daran lag, dass Marlik ständig stehen blieb.
„Schau mal das Eichhörnchen“, hier.
„Oh, oh, oh, hast du das gesehen, da war ein Reh“, dort.
Ein: „Was für eine wunderschöne Eiche, ob ich die umarmen kann?“, später.
Sowie ein: „Hm, Brennnesseln, daraus kann man einen herrlichen Tee kochen“, obendrauf.
Und Raban war derjenige der ständig vorausging und dann doch wieder irgendwo wartete, dass sein Freund aufschloss zu ihm. Sein Ranzen war völlig leer inzwischen und sein Bauch knurrte ununterbrochen. Vor allem immer dann, wenn Marlik wieder davon anfing wie lecker doch ein Salat mit Gänseblümchen wäre; wie gut eine Tasse Haselnusskaffee tun würde; wie wundervoll Löwenzahn schmeckte und jetzt obendrauf, dass Vergissmeinnicht ungiftig waren - jedenfalls die aus dem Wald - und dass er vorhatte einen Kuchen zu backen und ihn dann mit den himmelblauen Blüten zu garnieren.
Marlik: „Möchtest du einen Karottenkuchen oder lieber einen Hefezopf? Ich kann auch einen Streuselkuchen machen.“
Raban seufzte und umschloss Marliks Hand mit seinen langen Fingern, er nahm ihm die Pflanze ab, von dessen Wurzeln noch immer Erde rieselte. Er hielt sie sich vor den Mund und biss hinein, mehrere Blüten mitsamt Stängeln ab und kaute kurz darauf herum. „Stimmt, schmecken nach nichts.“
Marlik riss die Augen weit auf und stampfte mit dem Fuß auf: „Du bist so ein furchtbarer Banause.“
Raban grinste und warf die Reste bis auf einen Strunk wieder in die Botanik. Aus seinem Ranzen holte er sein Wanderbuch, schlug es auf und legte den Stängel hinein, mit einem „Klapps“ schloß er es unter Marliks Nase und zwinkerte ihm zu. Dann rückte er seinen Hut zurecht und hob seinen Stecken.
„Können wir dann weiter, vielleicht finden wir bis heute Abend noch eine Herberge.“
„Und einen Teller Suppe“, hoffte Marlik. „Ich habe so Hunger.“
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