Christian Benedikt Holderreiter von Naunburg geborener Hebenstriet, Sohn von Doktorin Professorin der Medizin Johanna Hebenstriet und Halbbruder der berühmten Jura Professorin Johanna die Jüngere Hebenstriet, hatte irgendwann echt die Schnauze voll. Dank seiner Familie hatte er eine herausragende, vorbildliche Erziehung genossen. Hatte Philosophie, Juristerei and Medizin und leider auch Theologie durchaus studiert, mit lauwarmen Bemühn. Eine Ritterin geheiratet - bei der sich herausstellte, dass sie nur eine Rittergutsbesitzerin gewesen war, deshalb - wieder scheiden lassen und das Adelsprädikat behalten, als Entschädigung. Jetzt überlegte er, ob er den Antrag von Georgina Neubart, einer reichen Kauffrau und Reedereibesitzerin annehmen sollte. Diese war auf seinen eigenwillig erworbenen Titel scharf, genauso wie mindestens zwölf andere gut betuchte Damen.
Da schlenderte Chris nun in seinem schicken Gehrock mit Stock und Zylinder durch den Park zur Einkaufsstraße, als ihm die Plakate auffielen, die gerade von den eifrigen Kindern an die Wände geklebt wurden.
„Geschwestern Grimsch sind in der Stadt,
und laden jeden der was zu sagen hadt.
Sie wollen eure Geschichten und zwar satt,
kommt ins Foyer und kriegt nen Donutt.“
Chris staunte nicht schlecht. Die international bekannten Schwestern Wilhelmine ‚Billy‘ und Jacqueline ‚Jamie‘ Grimsch. Das waren zwei Hagestolz wie sie im Buche standen. In ihren eigenen wohlgemerkt, denn die beiden Frauen und eingefleischten Junggesellinnen waren wandernde Märchensammlerinnen. Das hieß sie zogen umher und sammelten Geschichten, schrieben sie auf, verglichen sie, sammelten sie, archivierten sie und publizierten sie dann. Das war ein tolles Handwerk, eines für das man viel Prestige sah in der heutigen Zeit. Christian überlegte nicht lange und ging hin zum Theater „Foyer“ und machte sich vorstellig. Wollte er jedenfalls.
Eine unglaublich lange Schlange von Gleichgesinnten (und vielleicht nur denen die scharf auf ein kostenloses Plunderteilchen waren), stand einmal rund um das Gebäude. Manche ausgehfein, andere noch mit Schweißtuch vor Nase und Mund. Chris seufzte und sah sich um, er würde Stunden hier herumstehen und vom Stehen würden seine Knie auch nicht besser werden. Außerdem hatte er heute noch nicht seine zwei Liter getrunken und war daher einer erneuten Kopfschmerzattacke näher als einer Blasenentleerung. Er konnte jetzt hier unmöglich mehrere Stunden stehen und warten, bis er die beiden Idole kennenlernen konnte. Es musste doch eine andere Möglichkeit geben hinein zu kommen. Aber da die Menschenkette wirklich rundherum ging, waren auch zu viele Leute am Hintereingang und den Nebeneingängen und vor dem Feuerlöschzugzugang.
Als er zufällig beim erneuten Seufzen hinaufsah zum Himmel, fielen ihm die dicken Drahtseile auf, die dort gespannt waren, um die Gießkannen aufzuhängen für das alljährliche Frühjahrsfest. Und ihm kam da eine echt verrückte Idee.
Fortsetzung folgt
Anmerkung:
Wem es vlt nicht aufgefallen ist: Alle Figuren sind "genderbent", sprich alle Männer sind Frauen und alle Frauen sind Männer die Frau ist ein Mann.
Chris - Christiane Benedikte Naubert
Grimsch - Grimm
(usw)