„Ich geh mal zu Tante Meier, die legt drei Eier und dann ist besetzt“, sprach die Oma und verschwand um die Ecke.
Die die zurückblieben kicherten vergnügt und warfen sich wissende Blicke zu. Nur die Kleinsten stupsten die Großen.
„Was meinte sie denn damit?“
„Wer ist denn Tante Meier?“
„Und warum legt sie Eier?“
Da sprach eine der Großen: „Das wollt ihr wirklich gerne wissen? Na, dann komm mal mit, wir machen einen Ausflug, dabei werdet ihr so einiges lernen.“
Und sie teilte ihre Schützlinge in Zweierreihen ein. Im Gänsemarsch ging es hintereinander weg. Die gesamte kleine Prozession zog sich eine Weile dahin, weil ständig die ganze Mannschaft anhalten musste, wenn ein einzelner Schützling sich ablenken ließ vom Weg. Doch als sie ein kleines Lied anstimmten, blieben die meisten bei der Sache. Und sie brauchten furchtbar viel Musik, um bei Laune zu bleiben. Bis der Jammer unerträglich wurde, ständig dieselbe Strophe zu hören, nach dem momentanen Lieblingsgekreische der Kleinen.
Ganz laut sprach sie da zu den Kleinen: „Jetzt passt gut auf, wir verlassen jetzt die Straße und betreten den Garten hier. Also bleibt schön zusammen, achtet auf euren Spazierganggefährten und wenn ihr euch verliert, treffen wir uns hier am Zaun wieder.“ Sie deutete auf die Stelle, durch die sie hindurchlaufen würden.
Einer der Kleinen murrte: „Aber ich will lieber mit jemand anderem gehen.“
Padautz, da hatte er einen Klaps sitzen von seinem Nachbarn: „Du bist gemein, Karlo.“
Und die liebe Aufpasserin hatte ihre Mühe, die beiden auseinanderzubringen. Schließlich aber versöhnten sie sich wieder kuschelten miteinander. Und die Große sprach weiter: „So. Was tun wir als erstes, wenn wir durch sind, meine Lieben?“
Im Chor antworteten ganz viele kleine Stimmchen: „Uns brav den Dreck der Straße abtreten.“
Sie nickte und fragte: „Und was machen wir dann?“
Viele, aber nicht alle Stimmen antworteten enthusiastisch: „Ganz lieb Danke sagen.“
„Und wem danken wir?“
Die Kinder lachten und warfen alle etwas anderes ein: „Tante Meier“, war mehrfach darunter.
„Meinem Papa“, meinte eine.
„Der Göttin“, ein anderer.
„Meinem Frühstück“, fand sich auch darunter.
Genauso wie: „Meinem Ball.“
Und das Schöne war: Jede Antwort war gleich gut.
Die Große sprach: „Gut gut, dann ab mit euch.“
Und alle kletterten sie durch die Lücke und wuselten dahinter davon. Wohin war recht klar, denn es gab nur ein Ziel in Frau Meiers Garten. Den großen Sandkasten, in exponierter Lage, der eine anziehende Wirkung hatte. Aus allen Richtungen kamen die späten Besucher. Sie umringten den Platz am Rahmen, hielten einen Plausch, keiften sich mitunter auch an, hier und da wurde ein leichter Hieb um die beste Lage verteilt. Alles in allem aber lief es recht zivilisiert ab. Die Kinder stürmten den Sand und sprangen herum. Doch nicht lang, dann sahen sie ihre Großen und ahmten sie nach. Scharren, buddeln, schaufeln, drehen, zu allen Seiten verteilen und sich dann elegant hinhocken. Ja so ein gemeinsamer Besuch des großen Geschäftes bei Frau Meier, war schon ein Ereignis wie dereinst in Rom. Ob die Katzen dort ebenfalls von einer kreischenden, mit einem Besen wild um sich schlagenden Domina Latrina davon rennen mussten? Alle in eine andere Richtung? Und die kleinen Kätzchen immer zu Zweit, ab durch den Zaun, um sich dahinter gibbelnd zu treffen und mit der fürsorglichen Katzendame davonzumachen?
Karlo rief ganz laut: „Wann besuchen wir Tante Meier wieder? Das ist meine große Sandkatzenliebe.“