„… schmecken wirklich lecker. Blattsalat putzen, waschen, bisschen herum wedeln und zupfen - nicht schneiden. Schnittlauch auch und dann kleine Röllchen schneiden, Radieschen, sofern die grad nicht wieder viel zu teuer sind waschen und in Scheibchen schneiden. Alles fröhlich mischen.
Das Dressing ist ein kleines Gedicht: Öl, ein Schuß Essig, ein Klecks Senf, Salz, Pfeffer und als Clou ein bisschen Apfelsaft. Gut schütteln, nicht rühren und dann träufeln, nicht schütten über den Salat. Und zum Schluß die Gänseblümchen dazu, ohne Stängel. Die Blüten sind leicht bitter, die winzigen Blätter eher nussig im Geschmack.“
Aufseufzend griff Raban zu, packte die Gänseblümchen, stopfte sie sich in den Mund, kaute und schluckte: „Stimmt, sind lecker.“
Marlik riss die Augen entgeistert auf: „Ja klar, oder man isst sie halt einfach so wie sie sind, Banause.“
Sein Freund grinste, schulterte seinen Wanderrucksack und deutete den ausgetretenen Pfad entlang: „Was ist nun, gehen wir weiter?“
Doch Marlik stand noch immer da und stützte sich schwer auf seinen Wanderstab. „Ich habe so Hunger.“
„Iss doch ein paar Gänseblümchen“, riet ihm Raban, leicht gehässig, „sie sind wirklich lecker.“ Da war er schon zehn Schritt voraus, konnte aber seinen Freund immer noch hören, der sich den Mund wässrig redete. Er schüttelte leicht den Kopf, Marlik würde schon hinterherkommen, wenn er soweit war, spätestens wenn er außer Sicht war. Hinter sich hörte er:
„… auch in einer Suppe, oder in der Kräuterbutter, oder als Füllung in Maultaschen, hm… Maultaschen, … kann bestimmt auch einen Kuchen damit garnieren, … oh eine Pastete, …“
Raban knurrte schon selbst der Magen und er warf den Gänseblümchen am Wegesrand böse Blicke zu, auch wenn die nichts dafür konnten, aber wie viele müsste er wohl pflücken, damit er satt wurde?
weiter geht es hier:
https://belletristica.com/de/books/21088-sixty-minutes/chapter/101745-vergissmeinnicht