„Augenblick mal“, Siobhan hielt die anderen zurück.
Rabe, Hund, Katze, Schlange, Skorpion und Tausendfüßler blieben wie angewurzelt stehen.
Siobhan war die Älteste und Protokollantin des SonderEinsatzKommandos. Das konnte man sich ein wenig vorstellen wie eine Gruppe von Schutzengeln mit besonderen Aufgaben. Ihre Waffen waren meistens Schwert, Dreizack und Schild. Das Schild musste stets auf Hochglanz poliert sein, damit es spiegelte. Deswegen trugen die Einsatzkräfte des SE.SEK (Schutz Engel Sonder Einsatz Kommando) auch Sonnenbrillen. Die Schilde waren nämlich so überpoliert, dass sie den kleinsten Lichtstrahl in alle Richtungen warfen und einem die Sicht verblitzen konnten, was immer im ungünstigsten Moment stattfand. Das Schwert war altertümlich und meistens nur noch Prunkwaffe beim jährlichen SE-Ball. Anders sah das aus mit dem Dreizack, der hatte tatsächlich noch eine wichtige Funktion.
Siobhan belehrte die Gruppe über ihr taktisches Vorgehen, welches sie im Unterricht gelernt hatten.
Rabe, Hund, Katze, Schlange, Skorpion und Tausendfüßler verdrehten einstimmig die Augen.
„Seit über dreitausend Jahren“, machte Siobhan lehrerhaft mit dem Zeigefinger erhoben und zitierte: „müssen im Kampf gegen Ig-huls und andere derartige böse Geister welche Waffen mitgeführt werden?“ Sie sah in die Runde. Einerseits stellte sie zufrieden fest, dass keiner der anderen antworten konnte, also hatten sie alle ihre Hausaufgaben nicht gemacht, was sie zur Klassenbesten machen würde. Mal wieder. Andererseits, dies war ihre Gruppe, deren Teamleiterin sie war und es war eine Schande, dass sie sich immer auf sie verließen, statt einmal selbst mitzudenken. TollEinAndererMacht’s, hieß bei ihnen TESM - Siobhan macht’s.
Siobhan hob das Gerät mit dem angeschweißten Behälter in die Höhe. Es wirkte wie ein antiker Staubsauger, wenn man das Rohr, welches heute aus Plastik war und daher gelenkiger verglich. Es saugte auch wirklich etwas ein, oder vielmehr fungierte es wie eine ‚Mausefalle‘ nur ohne Köder. Wenn das Zielobjekt erst einmal los war, hatten sie nicht viele Chancen und mussten es auf direktem Weg mit den Schilden in die richtige Richtung lenken, auf dass es in den Trichter fiel, durch das Rohr rutschte und im voll verspiegelten Behälter gefangen war, bis sie die dann versiegelte Amphore im Hauptquartier fachgerecht entsorgen konnten. Das war kein Spaß und kein leichtes Unterfangen.
„Also, kann mir einer sagen was das ist, was wir unbedingt brauchen?“
Tausendfüßler hob die Hand: „Ein Blickfang.“
Siobhan nickte zufrieden und drückte das Gerät dem Mitglied ihres Teams in die Hand: „So, dann los. Diesmal keine Patzer. Sonst gibt das wieder Abzug in der Okuli-Note.“
Mehrstimmges: „Ja ja.“
Dann verschwand die Gruppe, um sich dem bösen Blick zu stellen. Einer der schlimmsten und furchtbarsten Verwünschungen, die der Fluchmarkt beherbergte. Man konnte sie nicht ausrotten. So lange es Augen gab und Blicke und das Sehen, so lange würden sich die kleinen, bösen Geister hineinschleichen und ihr Unheil treiben. Da konnte man nur als SE-SEK hinterher sein und immer wieder diese kleinen Biester mit dem Dreizack herauslocken, einfangen im Gerät und dann entsorgen in einem Spiegel, der einem Spiegel gegenüberstand, damit er sich immer selbst angiften musste.