Noch Fünf.
Die nächste war kariert. Sie war wunderbar unnormal. Sie hatte Taschen und einen Schlag unten.
„Und?“ - Die Stimme von Rayne klang amüsiert.
Dann wurde der Vorhang von draußen aufgezogen. „Uäh.“ Rayne machte Gesten. Diese Art Gesten, die alles umfassten: „Ist nicht dein Ernst.“
Die Hose hing noch auf halb Acht, in ihrem Fall eher halb Oberschenkel, denn höher kamen sie nie. Aber größere konnte sie nicht nehmen, dann waren sie zu lang. Also wieder runter damit.
Noch Vier.
„Nimm mal die, mit schwarz macht man nie was falsch.“ Rayne nahm von der linken Seite die noch nicht probierten Kleidungsstücke und reichte ihr eine schlichte Hose mit eingebügelter Falte. Ein My zu geschäftlich, aber gut.
Sie strampelte die Hose von den Füßen, schlüpfte in die nächste und spürte den kühlen Luftzug am Hintern, den nur noch die Unterhose bedeckte. Sie drehte sich über die Schulter um, toll, Rayne hatte den Vorhang nicht wieder zugezogen. Sie musste selbst wieder danach greifen, aber die Reifen auf der Stange hakten und im nächsten Augenblick riss das ganze Konstrukt aus der Halterung. Alles krachte zu Boden, sie sah dem Mist nach und hob die Augenbraue. Tja. Rayne kam zurück, sie ignorierte die zerstörte Umkleidekabine und starrte auf die Hose: „Ach herrje, das seh ich ja im Ansatz schon, die ist furchtbar.“
Ein Glück. Sie bückte sich und nahm die schwarze Hose vom Boden hoch und reichte sie Rayne. Dann griff sie wahllos nach einer der übrigen.
Noch Drei.
Roter Samt, nicht hübsch, aber womöglich zweckdienlich und passend zu ihrem Teint und den Haaren. Sie bekam sie hoch, über die Schenkel, die Hüften und unter den Nabel. Hervorragend. Sie atmete tief ein, zog den Bauch ein und versuchte den Knopf zu schließen, ehe sie den Reißverschluss auch nur anrührte. Und war froh, dass sie es nicht getan hatte.
„Und?“ Rayne klatschte in die Hände: „Heißer Hintern.“
Dann drehte sie sich um.
„Oh.“ Rayne kniff die Augen zusammen und schnalzte, als der Bauch zurückploppte an seinen angestammten Ort und der Knopf den Abflug machte.
Noch Zwei.
Jeans. Klassisch, stylisch und in allen Formen zu haben. Sie sah sie nur an und warf Rayne einen verzweifelten Blick zu. Musste diese Erniedrigung wirklich sein?
Rayne machte diese andere Geste, diese wedelnde, mit der sie andeuten wollte, dass sie weiter machen sollte. Also Hose runter und die nächste anprobieren.
Oh, überraschenderweise glitt die Jeans problemlos hinauf und über ihre Beine und den Hintern. Was für ein - ungewohntes und zur Abwechslung mal angenehmes Gefühl.
Ranye stoppte sie jedoch: „Wah, nein, nein, nein. Die geht nicht, da ist ja hinten auf den Taschen was aufgestickt. Völlig geschmacklos und sexistisch.“
Sie versuchte sich selbst anzusehen, aber es ging nicht, so sehr sie sich auch im Kreis drehte.
„Warte.“ Rayne hielt sie auf und deutete auf die letzte Hose.
Noch Eine.
Also gut. Wenn man keine Wahl hatte, war die Entscheidung auch ohnehin viel leichter. Hose runter, Hose rauf. Oh, die hatte sie sich selbst vom Ständer genommen und nicht Rayne die Wahl überlassen. Dafür hatte sie sich in die Herrenabteilung „verirrt“ (Rayne machte immer diese Geste mit den Fingern in der Luft, wenn sie das so betonte) gehabt. Weite Stofftrainingshose, ohne Schnick, ohne Schnack, mit einem Bändel zum Zuziehen und Knoten. Sie schlupfte rein, fühlte sich wohl und riss das Preisschild ab. Diese Hose schmiegte sich an ihren Hintern an und kniff nicht beim Kniebeuge machen und beim Vorlehnen explodierte kein Knopf weg.
Perplex blieb Rayne der Mund offen stehen: „Aber jetzt musst du die kaufen.“
Sie nickte: „Die behalt ich gleich an.“
Rayne blinzelte und starrte ihr nach, als sie zum Ausgang stapfte.
Eine Orkin musste tun, was eine Orkin tun musste.