Nun, Max hatte es tatsächlich geschafft. Er hatte dafür gesorgt, dass Flo sich an diesem Wochenende wirklich verausgabt hatte. Und vor allem, dass er es geschafft hatte, sich selber in einem Strudel aus Gefühlen zu verlieren. Vollkommen runterzukommen und nun erschöpft, aber doch entspannt zu sein.
Er hatte ihn abdriften lassen und doch wieder geerdet.
Hatte ihn mit Zärtlichkeit überschüttet, doch auch mit Strenge und Dominanz.
Hatte ihm süße Folter geschenkt, bis er vor Lust von Sinnen war, nur um ihn kurz vor dem Ende, kurz vor de 'Ja, ja, jaaaaaa!' mit einem scharfen 'Nein!' wieder auf dem Boden der Tatsachen zu holen. Hatte ihm schmerzhafte Zuwendung geschenkt, so intensiv, dass Flo um Gnade gefleht hatte, nur um ihn am Ende wieder mit sanfter Zärtlichkeit aufzufangen.
Hatte ihm gezeigt, wie sehr er geliebt und geachtet wird.
Und hatte ihn schlussendlich erlöst, in einem wilden Wirbel aus Lust, der dafür gesorgt hatte, dass Flo Sterne sah.
Flo war erledigt, aber zufrieden. Glücklich. Innerlich in seiner Mitte. Einfach im Reinen mit sich selbst.
Nun stand er in der Küche und bereitete das Abendessen vor.
Und während er zart gewürztes Fischfilet in der Pfanne briet, das es gleich mit einem knackigen Salat geben sollte, war Max hinter ihn getreten. Er hatte seinen Kopf auf Flos Schultern gelegt und mit den Armen seine Taille umfasst.
„Ich liebe dich, das weißt du, ja?“, sagte Max und hauchte einen Kuss in Flos Nacken.
„Ich liebe dich auch“, sagte Flo schmunzelnd, „aber wenn du mich jetzt ablenkst, verderbe ich vielleicht den Fisch. Und ich weiß nicht, ob ich dich dann noch lieben kann.“
„Frecher Kerl“, lachte Max und gab Flo einen festen Klaps auf den Hintern.
Dann ließ er seinen Schatz los und deckte schon einmal den Tisch.
„Das hat nichts mit Frechheit zu tun“, sagte Flo. „Einen solchen hochwertigen Fisch zu versauen, das ist geradezu eine Sünde, ein Sakrileg, und das kann nicht verziehen werden.“ Und er schaute Max dabei breit grinsend an, während er das Meerestier aus der Pfanne nahm.
Max lachte nun um so lauter. Er mochte diese Leichtigkeit im Umgang mit Flo. Immerhin waren sie beide nicht einfach nur Dom und Sub. Nicht einfach nur ein Liebespaar. Sie waren darüber hinaus auch einfach die besten Freunde. Das waren sie schon gewesen, lange bevor sie zusammengekommen waren. Und das hatten sie sich bis heute bewahrt, und dafür war Max wirklich dankbar.
„Hab ich wohl noch mal Glück gehabt“, sagte Max, „dass der Fisch ja anscheinend doch noch was geworden ist.“
„Gerade noch mal davon gekommen“, kicherte Flo.
„Gut, dann lass uns mal speisen, mein Sub, und nach dem Essen haben wir beide noch etwas zu erledigen. Denn du, mein Lieber, kommst mir nicht so leicht davon.“
Ach richtig, da war ja noch etwas. Flo bekam rote Ohren.
Seine Bestrafung stand noch aus.
Er füllte den Salat auf zwei Schälchen und überlegte, ob er Max fragen sollte, wie streng seine Strafe ausfallen würde. So weit er das überblickte, hatte er sich keinen weiteren Patzer geleistet, und somit müsste ein übers Knie gelegt werden reichen ... aber natürlich würde Max das entscheiden, und es wäre sicher besser, jetzt nichts zu sagen. Also verkniff er sich die Frage.
Er drapierte das Filet auf den Teller, legte etwas Baguette dazu und garnierte das ganze hübsch.
Dann stellte er beide Portionen auf dem Tisch ab und wartete mit gesenktem Kopf, ob Max ihm erlauben würde, sich hinzusetzen, oder ob er von ihm verlangen würde zu knien.
Max sah ihn an. Er lächelte.
Flo war ein wunderbarer Sub, für ihn, Max, war er der beste, den er sich vorstellen konnte.
„Setz dich“, sagte er und sah mit Vergnügen, wie Flo ihn anstrahlte und mit blitzenden Augen Platz nahm.
Einige Zeit später war das Essen verspeist, die Küche aufgeräumt und die beiden befanden sich im Schlafzimmer.
Flo kniete auf dem weichen Teppich, während Max vor ihm stand und ihm durch das Haar fuhr.
„Deine Strafe“, sagte Max leise.
Flo schluckte.
„Was meinst du?“, fragte der Dom. „Wie soll ich dich bestrafen?“
„Ich weiß nicht ... wie immer du es für richtig hältst ...“
„Mein Sub, ich möchte wissen, was du für richtig hältst.“
Max wusste, dass Flo das nicht mochte. Gefragt zu werden, und seine eigene Strafe zu bestimmen. Nun bestimmen war das falsch Wort, denn letztendlich entschied immer noch sein Herr, aber ... nun ja.
„Soll ich dich übers Knie legen, oder glaubst du, du hast es verdient, dass ich den Riemen aus dem Schrank hole?“
Flos Blick hob sich und glitt über die Schranktür. Wenn man diese jetzt öffnen würde, fände man dort neben dem schweren Lederriemen, den Max eben erwähnt hatte, auch noch einen dünnen, biegsamen Rohrstock, dessen Biss sehr einprägsam war; einen Flogger mit butterweichen Lederriemchen, der eher der Lust und dem Spiel diente; zwei Paddel, aus Holz und aus Leder, die in der Lage waren, eine angenehme Wärme auf einem Hinterteil zu verbreiten, aber mit entsprechender Absicht auch verdammt schmerzhaft sein konnten.
Man würde Hand- und Fußmanschetten finden, aus weichstem Leder und wunderbar anschmiegsam.
Man würde Augenbinden finden, aus Seide, und ja, auch einen Knebel, den Max allerdings nur in ganz seltenen Fällen anwendete. Er mochte es lieber, wenn Flo sich deutlich äußern konnte, sei es Wohlbehagen oder Schmerz.
„Nun?“, fragte Max.
„Ich denke, der Schrank kann geschlossen bleiben“, sagte Flo leise.
Max schmunzelte.
„Ja, mein Lieber. Das denke ich auch.“
Er setzte sich auf die Bettkante und klopfte auf das Bett neben sich.
„Komm!“
Flo erhob sich.
Er ging langsam aber gehorsam zu Max hinüber.
Er legte sich über Max' Schoss und kuschelte sein Gesicht in das duftige, weiche Laken.
Und so seltsam sich das vielleicht anhören mag, für jemanden, der nicht in einer Beziehung lebte, wie er und Max und mit ihnen ungefähr ein Drittel der Weltbevölkerung: hier war der Platz, wo er hingehörte, und hier, über Max' Knien, fühlte er sich geborgen und geliebt.