Du lieber Himmel. Was für eine schwierige Frage, die Marti ihm da stellte.
Was erwartete er, Jako, von ihrer neuen, veränderten Beziehung?
Er räusperte sich. Er war gewillt, Marti, seinem Dom, zu antworten, so wie der es von ihm erwartete. Das Problem war nur: er wusste es nicht.
Bisher hatte er es vollkommen Marti überlassen, zu entscheiden, wie schnell oder langsam sie voran schritten. Und Marti wiederum hatte sich sehr zurückgehalten und ihm das Tempo überlassen. Sein Tempo ... ha, er hatte einfach nicht den Mut gefunden, etwas zu unternehmen, weil er sich einfach überhaupt nicht darüber klar war, was er ...
Aber Moment mal.
Das stimmte doch überhaupt nicht!
Jako schluckte.
Immerhin hatte er heute morgen die Initiative ergriffen und vor Marti gekniet.
Später am Vormittag dann hatte Marti seinerseits ihm befohlen, sich erneut vor ihm auf den Boden zu knien.
Und gerade eben wieder hatte er selber gehandelt, um die Geschwindigkeit ihres Fortschrittes zu forcieren ...
Es war ein Wechselspiel, und es schien tatsächlich zu funktionieren.
Es durchfuhr ihn, wie ein Blitz, als ihn diese Erkenntnis traf.
Wie es aussah hatte er wieder einmal viel zu sehr die Dinge zergrübelt. Zu viel gedacht, zu viele Sorgen gemacht.
Typisch, Joiko, du Idiot, sagte er zu sich selber.
Und dann hob er den Blick und sah Marti in die Augen.
Martis Augen lagen fragend auf ihm. Natürlich, sicher hatte er bemerkt, dass es in Jako brodelte. Er kannte ihn einfach zu gut.
Außerdem erwartete er noch immer eine Antwort auf seine Frage, und Jako wusste, er würde nicht locker lassen.
Also begann er, zu versuchen, seine Erwartungen zu formulieren.
Oder besser seine Nicht- Erwartungen, denn er hatte noch immer keine Ahnung, was er eigentlich wollte.
„Marti, ich möchte... ich weiß es einfach nicht. Ich möchte dir überlassen, was geschieht. Ich möchte mich vollkommen deiner Führung anvertrauen. Was diese Dinge betrifft.“
Er räusperte sich, verdammt, warum musste sich denn gerade jetzt ein Frosch in seinem Halse einnisten?
„Ich möchte lieber von ... Augenblick zu Augenblick stolpern als Erwartungen und Pläne zu schmieden.“
„Okay“, sagte Marti und nickte ernsthaft.
„Ich möchte es einfach auf mich zukommen lassen, und dann möchte ich ... bitte ... die Möglichkeit haben, wenn eine Situation so ... nicht funktioniert, dass ich mich daraus zurückziehen kann. Sie beenden kann.“
Wieder nickte Marti. „Dafür gibt es Stopp-Wörter.“
„Was?“ Jako war verwirrt.
„Das kommt später“, sagte Marti. „Was noch?“
Jako kaute auf der Unterlippe.
„Ich möchte, dass du mich auf Händen trägst, mich umsorgst“, und er wurde knallrot dabei, „weil ich es mag wenn du mich so verwöhnst. Und ich möchte“, das Rot wurde noch eine Spur dunkler, „dass du mich zurechtweist, wenn ich ... nicht auf deine Worte höre.“
Marti lächelte leise.
„Na ja“, sagte Jako, „ich hab einfach keine Ahnung, was ich sagen soll.“
„Also dafür, dass du nicht weißt, was du sagen sollst, hast du eine ganze Menge gesagt, und dich dabei ziemlich gut ausgedrückt“, sagte Marti schmunzelnd.
„Ehrlich?“
„Ehrlich.“
„Oh.“
„Ich kann eine ganze Menge damit anfangen, Jako. Das ist gut. Ich werde dich beschützen. Wir werden, ohne das kaputt zu planen, einfach einen Schritt nach dem anderen gehen. Ich werde dich verwöhnen, das habe ich doch eigentlich schon immer getan, nicht wahr?“
Jako nickte.
„Und ich werde dich zurechtweisen ... bestrafen, wenn du nicht auf mich hörst.“
Der Blick aus Jakos Augen war nun unergründlich.
„Und wie ...?“ fragte er leise.
Marti legte die Stirn in Falten.
„Ehrlich gesagt, ich denke, auch dabei lassen wir einfach alles auf uns zukommen, okay?“
Der größere nickte.
Marti lächelte zufrieden. Dann kniete er sich hinter Jako. Er legte die Arme um ihn, legte seinen Kopf auf Jakos Schulter ab und schmiegte die Wange an Jakos Wange.
„Ich liebe dich, mein Sub. Wir beide werden das hinbekommen, okay?“
Jako nickte und schmiegte sich seinerseits an Marti.
Der begann sanft Jakos Bauch zu streicheln, was diesem ein schnurrendes Brummen entlockte.
Eine Weile saßen sie so.
Dann sagte Marti:
„So, mein Sub. Ich möchte, dass du dich nun wieder auf den Boden kniest. So wie vorhin.“
Er strich mit dem Finger Jakos Kinnlinie entlang.
„Ich möchte mit dir spielen. Möchte deine wunderschönen Körper bewundern, der ganz und gar mir gehört, einverstanden?“
Jako nickte mit vor Aufregung trockener Kehle.
„Zuvor such dir bitte ein Wort aus. Ein Wort, dass wir beide selten benutzen und vor allem nicht in diesem Zusammenhang hier.“
Jako überlegte einen Moment. Dann sagte er: „Hüttenkäse“, und verzog angewidert das Gesicht. Marti lachte. Ja, Jako verabscheute dieses Zeug.
„Gut“, sagte er dann, „also Hüttenkäse. Wenn einer von uns dieses Wort verwendet, brechen wir ab, was immer wir gerade tun, und reden darüber, okay?“
„Okay“, sagte Jako und spürte, dass auch das ihm wieder ein wenig Sicherheit gab.
Wer hätte gedacht, dass ausgerechnet Hüttenkäse eines Tages dazu beitragen würde, sich beschützt und wertgeschätzt zu fühlen, dachte er und schnaubte amüsiert.
Marti jedoch gab ihm einen sanften Klaps auf die Hüfte und sagte:
„Auf, mein Sub. Lass mich deine Unterwerfung sehen und spüren.“
„Ja, mein Dom“, sagte Jako gehorsam und ließ sich erneut in der perfekten Haltung eines Subs auf den Boden sinken.