Müde und mit hängenden Schultern, als trüge er die Last der Welt auf den Schultern, schritt Klaus die hölzernen Stufen vor der Hütte hinab.
* * *
Einige Stunden vorher am selben Tag war Flo in jenem Bungalow nahe Berlin wie ein Tiger im Käfig auf und ab gelaufen.
Er war unruhig und nervös, und sie alle wussten, warum.
Heute war Donnerstag, und Flo hatte nur einen einzigen Gedanken im Kopf:
„Würde der Polizeibericht heute veröffentlicht werden?“
Max sah ihn mit sorgenvollen Augen an und hoffte, dass sie bald Nachricht bekommen würden, denn wenn das so weiterginge, würde Flo sich immer mehr hineinsteigern und völlig ausflippen.
Max seufzte.
Sie alle hatten ihre Handys nicht bei sich. Sven hatte seines absichtlich im Polizeirevier gelassen, um nicht so leicht verfolgbar zu sein, und den anderen hatte man am Montag beim Verhör die Mobiltelefone neben anderen persönlichen Sachen abgenommen.
Doch Sven hatte Rat gewusst. Er war heute morgen zu einem Freund gefahren, von dem er wusste, dass der ihn nicht an die Behörden verraten würde, und hatte sich dessen Handy geborgt.
Seit einer halbe Stunde war er wieder hier und verfolgte nun die aktuelle Lage im Internet.
Auch Olli war unruhig, doch er beschäftigte sich, indem er das Frühstücksgeschirr abwusch, die Betten lüftete und für die anderen kochte.
Gegen Mittag war Flo nicht mehr auszuhalten. Er war wie ein Kater mit aufgestelltem Schweif und gesträubten Fell; beim geringsten Anlass fuhr er die Krallen aus und fauchte alle und jeden an.
Genug ist genug, dachte Max, so geht das nicht weiter. Und er stand wortlos auf, fasste Flo beim Handgelenk und zog ihn hinter sich her in das kleine Schlafzimmer.
Olli blickte ihnen hinterher. Dann wandte er sich an Sven.
„Komm“, sagte er zu dem Mann, zu dem er inzwischen Vertrauen gefasst hatte und, ja, so etwas wie eine beginnende Freundschaft empfand.
„Lass und eine halbe Stunde im Wald spazieren gehen. Die beiden brauchen ...“ er schluckte, „ein bisschen Freiraum, glaube ich.“
Sven runzelte die Stirn, doch dann folgte er Olli nach draußen.
Im Schlafzimmer angekommen, setzte Max sich auf das Bett.
Flo, der hinter ihm her gestolpert war, funkelte ihn wütend an, doch noch bevor er etwas sagen konnte, zeigte Max auf eine Stelle vor sich auf dem Boden und befahl mit ruhiger Stimme:
„Auf die Knie!“
Flo schluckte und verschränkte trotzig die Arme vor der Brust.
Max zog die Stirn in Fakten.
„Flo, mein Lieber. Ich liebe dich und habe Verständnis dafür, dass du nervös bist. Aber was zu viel ist, ist zu viel. Und jetzt kniest du dich hin! Lass es mich nicht noch einmal sagen müssen!“
Wieder schluckte Flo, doch dann löste sich die Spannung aus seiner Körperhaltung und er ließ sich auf die Knie sinken.
Und kaum kauerte er in dieser demütigen Haltung vor seinem Dom, als er auch schon spürte, dass der Stress weniger wurde.
Er fühlte Erleichterung darin, sich so seinem Geliebten zu unterwerfen; die Verantwortung abzugeben und sich fallen zu lassen.
Diese Erleichterung kam so heftig und schnell, dass Tränen in seine Augen schossen.
Max zog Flos Kopf auf seinen Schoß und begann, ihm sanft das weiche, braune Haar zu kraulen.
Er genoss es, wie sein Sub sich an ihn schmiegte, wie er leise Seufzer des Behagens von sich gab, wie das tiefe Brummen aus seiner Kehle vibrierte und sich beinahe anfühlte und anhörte, als wäre Flo wiederum ein Kater, nur dass er jetzt eben schnurrte.
„Es tut mir leid“, sagte Flo irgendwann leise.
„Schon gut“, sagte Max. „Ich weiß ja, wie wichtig dir das alles ist. Mir im übrigen auch, das ist dir klar, ja?“
Flo brummte zustimmend.
„Ich will so gerne wissen, was passiert, wenn der Bericht an die Öffentlichkeit geht. Aber ich habe auch Angst davor“, sagte er. „Und dann, na ja, ich weiß ja nicht mal, wo der Bericht jetzt überhaupt ist ...“
Max seufzte. Stimmt, Felix hatte ihn weitergegeben, und sie wussten nicht, an wen. Aber ihre Freunde waren alle zuverlässig, und er war sicher, dass alles seinen Gang gehen würde.
Eine Weile verharrten sie in dieser Position.
Dann hob Flo den Kopf.
„Max?“, sagte er leise.
„Ja, Kleener?“
„Ich ... ich brauche ...“
Max nickte. Er wusste, was Flo brauchte.
„Komm“, sagte er. Flo erschauerte leicht, doch dann stand er auf, streifte seine Hose und seine Boxershorts ab, gerade soweit, dass sein Hintern entblößt war, und legte sich über Max' Schoss.
„Du weißt, wofür ich dich bestrafe?“, fragte Max.
„Weil ... weil ich respektlos war, dir gegenüber und auch den Freunden gegenüber?“, antwortete Flo.
Max knetete seine schönen, weißen Pobacken.
„Und...?“, fragte er weiter.
„Weil ich dir nicht gleich gehorcht habe.“
„Ja, mein Spatz“, sagte Max, und dann hob er die Hand und ließ ohne weitere Vorrede schnell hintereinander kräftige, nachdrückliche Schläge auf Flos Po regnen.
Flo schnaufte. Er wand sich und stöhnte, er begann zu jammern.
Max machte weiter, er wusste, wie weit er gehen musste, um Flos Seele die Entlastung zu geben, die sie brauchte.
Er setzte Schlag um Schlag, wohl gezielt und wohl dosiert, bis Flos Jammern schließlich in ein leises Schluchzen überging.
Das war der Moment, wo es genug war, wo all die Anspannung sich löste und mit den Tränen aus Flo hinaus strömte.
Das war der Augenblick, wo alles wieder leichter wurde und Flo die Kraft fand, sich all dem, was noch kommen würde, zu stellen.
* * *
Und als einige Stunden später Sven Schneider, Polizeihauptkommissar, wenngleich jetzt vermutlich suspendiert, voller Aufregung rief:
„Da! Da ist es! Eure Freunde, die von Joikos, haben einen Blog erstellt ... schaut euch das an!“
Da war er ruhig und trotz aller Aufregung in der Lage, das ganze mit Gelassenheit und Mut anzugehen.