Es war am frühen Abend an jenem Samstag, als Flo den Schlüssel in der Tür ihrer Wohnung rappeln hörte.
Er hatte die Zeit, die er allein war, genutzt, auf dem Sofa zu liegen und ein wenig Musik zu hören. Bei der ganzen Aufregung des heutigen Tages hatten die Klänge von Fewjar einfach gut getan.
Jetzt jedoch drehte er die Anlage leise und eilte zur Tür.
Er kam gerade im kleinen Flur ihrer Wohnung an, als Max eintrat. Mit einer fließenden Bewegung ließ er sich auf das Kissen gleiten, legte seine Hände auf den Oberschenkeln ab und senkte den Kopf.
Max lächelte. Er mochte diese Art der Begrüßung, auch wenn er sie nicht ausdrücklich forderte und sie nicht ihr Standard war. Er mochte es, also stellte er die beiden Tüten, die er bei sich hatte, auf den Boden, ging hinüber zu Flo und ließ seine Hände durch das Haar seines Subs gleiten.
„Guten Abend“, sagte er sanft.
„Guten Abend, mein Herr“, sagte Flo, und Max wusste nun, dass Flo sich wieder in dieser Stimmung befand, wo er seine eigene Unterwerfung schenken und Max' starke Dominanz spüren wollte.
Nun, sein Sub sollte bekommen, was er brauchte.
Das passte ganz gut, denn das was Max für den Abend geplant hatte, war etwas besonderes und würde einen weiteren großen Schritt für ihre Beziehung bedeuten.
„Komm, Kleener“, sagte er, nahm eine der beiden Tüten und drückte sie Flo in die Hand. „Lauf in die Küche und decke uns den Tisch. Ich habe uns Abendessen besorgt von unserem Lieblingsinder.“
„Ja, Max“, sagte Flo und kam auf die Beine.
„Ach, und ... stell uns zwei Weingläser dazu, ja?“
Flo zog erstaunt die Augenbraue hoch, nickte dann und ging in die Küche, um zu tun was sein Dom ihm befohlen hatte.
Max ging ins Badezimmer um sich ein wenig frisch zu machen. Es war immer noch so unglaublich warm da draußen.
Als er kurz darauf die Küche betrat, hatte Flo nicht nur den Tisch gedeckt, er hatte auch eine Kerze auf gestellt und eine Flasche Rotwein geöffnet.
Gut, das war gut. Ja. Romantische Grundstimmung war genau das richtige.
Flo verteilte das Essen, schenkte den Wein ein und wie immer wartete er danach neben dem Tisch, bis Max ihm erlaubte, sich zu setzten.
„Lass es dir schmecken“, sagte Max, nahm sein Weinglas in die Hand und stieß mit Flo an.
Das Essen war köstlich. Max hatte zielsicher ihre Lieblingsgerichte ausgewählt und er hatte genügend mitgebracht, dass die Reste auch für den morgigen Sonntag noch reichen würden. Denn auch wenn sie eigentlich beide recht gern kochten, nach der Anstrengung der letzten Tage hatte keiner von beiden Lust, sich morgen noch in die Küche zu stellen.
Es war ungewöhnlich für sie, eine Mahlzeit so still einzunehmen wie heute. Normalerweise hätten sie über all das geredet, was ihnen tagsüber so widerfahren war. Doch heute war es einfach zu viel gewesen, und keiner von ihnen wollte sich die romantische Stimmung mit all dem verderben, und so bleib es heute beim stillen Genießen der guten Mahlzeit und der verliebten Blicke, die sie sich gegenseitig schenkten.
Als sie schließlich fertig waren, wartete Max, bis Flo den Tisch abgeräumt hatte. Sein Herz klopfte vor Aufregung.
Man hörte ja immer, dass ein Dom in einer solchen Situation die Ruhe selbst sei, während der Sub innerlich total ausflippte ... reiner Unfug, jedenfalls soweit es ihn betraf. Er war immerhin drauf und dran, gleich mit der Liebe seines Lebens eine noch engere Verbindung einzugehen und Herrgott noch mal, da durfte man doch bitte schön aufgeregt sein, oder?
Während Flo sich gerade die Hände an einem Geschirrtuch abtrocknete, sagte Max:
„Geh dann bitte ins Wohnzimmer!“
Er selber ging in den Flur und holte Flos Kissen sowie die zweite Tüte.
Er folgte Flo, legte die Tüte auf dem Wohnzimmertisch ab und das Kissen auf den Boden.
„Knie dich hin“, sagte er, „und schließe deine Augen.“
Flo gehorchte, und Max wusste, dass er sich darauf verlassen konnte, dass Flo die Augen auch wirklich geschlossen hielt.
Er nahm die Tüte und entnahm ihr eine flache, viereckige Schachtel.
Diese wiederum enthielt das, was Max vorhin in der Stadt besorgt hatte. Ein wunderschönes Stück mit dem er schon lange liebäugelt hatte.
Es war ein Halsband, aus weichstem dunkelbraunem Leder. Es war ganz schlicht und enthielt keinerlei Schmucksteine, Nieten, Prägungen oder sonst etwas. Einfach nur Leder, aber von allerfeinster Qualität und Verarbeitung. Die Verschlußschnalle war schmal und dezent. An der Seite befand sich ein beweglicher Ring, bereit, den Karabinerhaken einer Leine aufzunehmen und am vorderen Teil befand sich ein aufgeschobenes Metallplättchen, eine Marke, dafür gedacht, eine Gravur aufzunehmen. Es war noch leer, denn über den Inhalt der Gravur würden Flo und er gemeinsam entscheiden.
Wenn ... nun, wenn Flo das Halsband von ihm annehmen würde.
Max griff erneut in die Tüte und entnahm die dazugehörige Leine sowie eine aus ebenso weichem Leder bestehende und mit einer Plakette versehene Armmanschette. Es war das Gegenstück zum Halsband, und es war dazu gedacht, von ihm als Dom getragen zu werden.
Diese Dinge, das Halsband und die Armmanschette, würden sie beide als gebundenen Sub bzw. gebundenen Dom kennzeichnen. Das ganze hatte keinerlei rechtliche Gültigkeit, brachte keine Pflichten oder Rechte mit sich, die vor dem Gesetz irgendeine Bedeutung hatten.
Es war mehr eine symbolische Sache, doch als solche nahmen Subs und Doms das ganze im allgemeinen sehr ernst.
Jedenfalls war es im Leben eines Subs oder Doms etwas ganz besonderes.
„Flo?“, sagte er.
„Ja, Max?“, antwortete Flo, hielt die Augen jedoch weiter brav geschlossen.
„Schau mich an“, sagte Max und trat auf den Sub zu.
Flo sah auf und erblickte vor sich seinen Dom, mit seinen strahlenden blauen Augen... und mit dem Halsband, dass er in seinen Händen hielt.
Flos Herz begann wie wild zu klopfen, sein Mund wurde trocken vor Aufregung.
Max räusperte sich. Er strich sanft über Flos Haar, sah ihn an und sagte die Worte, die so in der Form üblich waren:
„Flo, ich liebe dich aus tiefstem Herzen. Ich schenk dir Schutz und Liebe, ich bitte dich um Gehorsam und deine Liebe. Bist du bereit, dies Halsband von mir anzunehmen, zu tragen und mir zu gehören?“
Flo schluckte, blinkerte, da ihm Tränen in die Augen schossen, doch dann nahm er sich zusammen und sagte:
„Ja, Max. Ich liebe dich aus tiefstem Herzen. Ich schenke dir Gehorsam und Liebe, ich bitte dich um Schutz und deine Liebe. Ich möchte dein Halsband tragen, ich möchte dein sein und dir gehören.“
Es fühlte sich großartig an, als Max mit zitternden Fingern das Halsband um seinen Hals schloss. Es fühlte sich ebenso wunderbar an, als er selber die Schließen zu Max' Armband schloss.
Sie waren schon vorher ein Herz und eine Seele gewesen, aber das hier war einfach noch mal etwas anderes, und sie fühlten beide, dass sie noch stärker miteinander verbunden waren als zuvor.
Sie waren beide müde von dem langen und anstrengenden Tag und er durchgemachten Nacht. Und doch, bevor sie in eine tiefen Schlaf fielen, hatten sie sich noch wild und stürmisch, dann sanft und zärtlich geliebt.
Dreimal.