Zur gleichen Zeit hat der Mehbock namens 'Düne', genug. (Das mit seinem Namen war ein Verhörunfall. Während seine Mutter den eindrucksvollen Namen 'Hüne' vorschlug, hörte ein schwerhöriges, altes Meh stattdessen 'Düne' und verkündete gleich der ganzen Herde diese Namenswahl. Dumm gelaufen)
Jedenfalls ist er selbst nach einer erholsamen Nacht immer noch wütend. Auf Bauer Rübenstolz, der munter Bäume niedermäht, auf den Zeckenpumpf, der ihnen kein Stück weiterhilft und auf Annika, die sich einfach so aus dem Staub macht, obwohl sie es doch ist, die den Hof am besten kennt. Mit ihr hätte man einen Gegenangriff starten können.
Solcherlei Gedanken traben durch seinen Kopf, während sein Magen beginnt zu knurren.
„Wir sollten langsam weiterziehen“, meint eines der Mehs seiner Herde, das den Kopf vom staubigen Boden des Waldes gehoben hat. Der Schatten der immergrünen Fuchteln ist zwar angenehm, doch in ihm wachsen kaum noch Leckereien.
Düne nickt, ohne nachzudenken und reckt seinen Kopf mit dem winzigen Geweih. Während er standardmäßig seine Mähne schüttelt, purzeln seine Gedanke wohl ein wenig zu heftig in seinem Kopf herum und eine ganz, ganz irre Idee setzt sich aus ihnen zusammen.
„Was haltet ihr davon, wenn wir mal wieder so richtig schön grasen könnten? Frisches Gras und Wiesenkräuter. Na?“
Sämtliche gesenkte Köpfe mit herumschnüffelnden Mehnasen zucken nach oben, wie ein umgekehrtes Dominospiel. „Gras?“, fragt eine und mit einem Mal bricht es aus ihnen heraus: „Gras! Gras! Gras!“ Das Echo hallt zwischen den mächtigen Baumstämmen hindurch und lässt die Luft vibrieren.
Düne senkt sein Geweih, weil er sich sicher ist, dass das besonders cool aussieht. Ein Meh muss sich ein Kichern verkneifen. Irgendjemand sollte dem Mehbock sagen, dass er eine Menge Fuchtelzapfen in seiner Mähne hängen hat. Doch natürlich traut sich keiner von den Mehweibchen.
Deshalb brüllt er ungehindert: „Auf zur Viehweide!“