Düne bricht durchs Unterholz.
Dornen stecken in seinem schweißnassen Fell. Seine Beine zittern. Niedrige Zweige peitschen ihm ins Gesicht. Doch der Mehbock bleibt nicht stehen. Sein Herz schlägt lauter als die Rufe des Spitzenspähers, der über ihm kreischend den ganzen Wald alarmiert. Zumindest kommt es Düne so vor. Sein keuchender Atem geht in dem Getöse völlig unter. Und dann ist da noch das blecherne Bellen, viel zu nah hinter ihm.
Wo ist jetzt dieser dämliche See? Der sollte doch...
In diesem Moment rutscht Düne auf einer Floflatenschleimspur aus, schlittert durch ein Gebüsch und landet in einem großen Schilfbüschel.
Schilf? Etwas quakt. Dann faucht es. Und als er blinzelt, spritzt eine Blutente Wasser in sein Gesicht. Der Mumpf-See!
Von hinten streicht der mufflige Atem einer Mumpf-Katze an seine Nase heran. „Alle bereit machen“, befiehlt er mit wackliger Stimme und mit ebenso wackligen Beinen kommt er wieder hoch. Doch die Mumpf-Katze schubst ihn wieder zurück.
„Ducken!“, knurrt sie und Düne will schon protestieren, als erneut Bellen erklingt. Und mechanisches Surren, als H.O.B.S. auf Metallpfoten durch den Wald schießt.
Der Roboterhund walzt alles platt, was auf seinem Weg liegt: Ein Floflatenhaus knackt, die Haferstacheln eines Müsliigels spritzen durch die Luft, es tritet ein Schwarzelefantenalarm zwischen den Bäumen hindurch. Und dann erreicht H.O.B.S. den See.
Die Mumpf-Katzen neben Düne erzittern und der Mehbock selbst erstarrt. Das Monster hält nicht eine Sekunde inne. Natürlich, denn es besitzt keinen Instinkt. Es sieht nur Dünes Umrisse im Schilf und sein Wärmebild.
Die großen Raubkatzen springen aus ihre Versteck. Eine Krallentatze geht auf den Roboter nieder. Funken sprühen von seiner Panzerung auf und die zweite Mumpf Katze schnappt zu.
Zu spät.
H.O.B.S. ist vorbeigesaust und jagt mit voller Geschwindigkeit weiter auf Düne zu. Dieser kreischt auf, versucht auf die Hufe zu kommen und verheddert seine Beine. Metall prallt auf Fell und wirft den verknoteten Mehbock nach hinten.
Es ertönt ein gigantisches Platschen. Es knistert und blitzt. Jemand prustet und spuckt. Und am Ufer schieben sich Dutzende von Köpfen durch das Schilf, um aufs Wasser zu blicken.
Mumpf-Katzen und Schwarzelefanten, Schustertauben und Bleichhörnchen, Eswehkäfer und Grüzzlibären. Und natürlich auch Popel, der seinen Schwanz ängstlich um einen grantigen Mamster gewickelt hat. Sie alle sehen noch, wie der Roboter, schwer wie ein Stein, im dunklen Wasser versinkt.
Düne versucht strampelnd und paddelnd ein Siegesröhren auszustoßen, aber dabei gerät Wasser in seine Nase und er muss niesen. Doch auch das reicht aus, um die Waldtiermenge in Jubelschreie ausbrechen zu lassen. Es wird getritet, gezwitschert und gebrüllt! Unter dem tosenden Beifall der Tiere, krabbelt Düne zurück ans Ufer und stimmt triefend in den Freudengesang mit ein.
Es ist ohrenbetäubend.
Zu ohrenbetäubend, um den donnernden Motor des Traktors hinter ihnen zu hören, der aufjault, als ein Stahlkappenschuh das Gaspedal durchdrückt.