Während sie wandernd und reitend, hüpfend und stolpernd den Wald durchqueren, wird Kunz immer gesprächiger. Er erzählt von einsamen Streifzügen, die ihm zum Hals raushängen, davon dass er nur heult, wenn er allein ist und Sepp, Trari und Annika erzählen abwechselnd und durcheinander von Bauer Rübenstolz und den Angriffen im Wald.
„Früher hat es das nicht gegeben“, motzt Sepp. „Meine Mama hat mir erzählt, dass der Hof früher einem Bauer Miro gehörte. Der kam immer in den Wald und hat die Tiere gefüttert, sich mit den Bäumen unterhalten und sich um Kranke gekümmert. Aber dann ist er gestorben oder so.“
Nach einer Pause fragt er: „Was ist das, sterben?“
Annika setzt Pfote vor Pfote und springt über einen Baumstamm. Dann antwortet sie: „Das machen die Menschen manchmal. Sie verschwinden einfach und kommen nicht wieder.“
Sepp kratzt sich an den Pinseln. Trari tritet ein Fragezeichen in die Luft und Kunz grummelt in sich hinein. Eine bessere Erklärung hat keiner parat. Einfach seltsam die Menschen.
Die Stunden vergehen über Stock und Stein, über Blätter und Erdboden. Bis Trari die Ohren aufklappt und ihren Rüssel vorstreckt. „Triii!“
„Wasser?!“, ruft Sepp und rast einen Baumstamm hinauf. Kunz behält sein Tempo bei und Annika folgt ihm eilig.
Ein paar Minuten später hören sie ihn nicht nur mehr, sondern sehen ihn: Den Feenfluss.
Mit neuem Mut flitzen die Tiere hinunter ans steinige Ufer. Moos und Geröll säumen den geschwinden Flusslauf. Manch ein Baum traut sich ganz nah heran, um mit den Wurzeln vom magischen Wasser zu kosten.
Während Annika, Sepp und Trari ehrfürchtig stehenbleiben und das glitzernde Farbspiel des Flusses betrachten, taucht Kunz an einer seichten Stelle gleich die Zunge ins Wasser und beginnt zu trinken. Wasserwirbel wie seidene Tücher flirren unter der Oberfläche dahin. Mal auf-, mal abwärts, in allen Farben des Regenbogens. Die Sonne tanzt funkelnd über Wellen und Tropfen. Hier und da schießt ein dunkler Fisch vorbei.
Als Trari und Sepp sich endlich von dem Schauspiel losreißen können, bemerken sie, dass Annika sich fortgeschlichen hat. Erstaunt sehen sie sich um und entdecken sie mit einem dicken Ast im Mund, länger als sie selbst. Sie taumelt damit zur Seite, spannt die Muskeln und nuschelt ein: „Tut mir leid, Kumpel“, bevor sie auf Kunz losgeht. Das dicke Astende erwischt den Wolf mit Wucht an der Schulter.