Kunz rutscht zur Seite. Seine Pfoten landen im Wasser. Ohren und Kopf drehen sich sofort zur Angreiferin herum. Der in diesem Moment der Ast aus den Lefzen plumpst und die ihn mit großen Augen anstarrt.
Kunz lässt den Kopf zwischen ihr, Wasser und Stock hin- und herpendeln, dann fragt er: „Was war das?“ Ein leichtes Knurren vibriert in seiner Stimme. Es erklingt ein metallisches Schleifen, als sein Fell sich aufstellt. Trari tritet fragend und trabt auf Annika zu, während Sepp versucht seine Farbe zu halten und zögerlich auf die beiden zuhoppelt.
Annikas Schlappohren hängen auf einmal noch weiter hinunter als sonst und ihre dunklen Augen leuchten trotzig. „Geh doch einfach ins Wasser“, bellt sie und tapst nervös hin und her.
Kunz sieht erneut zum Wasser. Dann wieder zu Annika. „Du wolltest mich ins Wasser schubsen?“
Annika blickt zu Boden. „Es ist doch magisch“, murmelt sie. „Vielleicht kann es dein Fell weich zaubern.“
Einige Sekunden ist es still. Bis auf das Geschnatter des Blutentenschwarms, der gerade vorüberschwimmt. Doch niemand bemerkt dieses unheilsverkündende Zeichen, das seit jeher dem Auftauchen des Schiffes der Piratenmäuse vorauseilt. (Fliegen da etwa gespenstische Nebelfetzen über den Fluss? Ach nein, es ist ein Tüpfeldelfin, der eine gigantische Wasserfontäne in die Luft spritzt)
„Du wolltest mir helfen?“, fragt Kunz und sein Pelz glättet sich, seine Augen sind plötzlich groß und feucht.
Annika kriegt kein Wort heraus. Stattdessen nickt sie betreten und will sich eigentlich ganz dringend verstecken. „Hab...“, krächzt sie heiser. „Hab ich dir sehr weh getan?“
Kunz schüttelt langsam den Kopf. „Nein.“ Dann taucht er ein Bein ins tiefere Wasser. Als er es wieder herauszieht, schimmert sein Fell eisig. Hart und spitz ist es immer noch. „Ich habe das schon früher versucht.“
Jetzt ist es Annika, die kurz schniefen muss. Sepp tropft bereits blau und Traris Rüssel wackelt bedrohlich, als sie ihn um Annikas Beine schlingt.
Bevor unsere Helden jedoch in gemeinsamer Hoffnungslosigkeit und herzerweichendem Weinen versinken können, ertönen vom Fluss her Stimmen. Tiefe, raue Stimmen, die gemeinsam gegen den Wellengang ansingen: „Yoho! Trinkt aus, Piraten, Yoho!“ (Der Rest ist leider unverständlich und wird von anschwellenden Celloklängen übertönt...)
https://www.youtube.com/watch?v=yRh-dzrI4Z4 (Kann mich wer aufklären, ob das überhaupt ein Cello ist bzw. mehrere sind?)