Annika, Sepp, Trari und Kunz wirbeln herum. Die Musik brandet gegen unsere Freunde wie eine rollende Welle und auf eben so einer reitet die Schupfnudel den Fluss hinauf. (Ja, das ist der Name des Schiffes.) Gischt bricht sich an ihrem Bug und die käseförmige Galionsfigur schaut gleichgültig voraus in die tosenden Fluten. Eine schwarze Flagge mit gekreuzten Säbeln flattert im Wind, der es gerade noch pünktlich geschafft hat, um eine enttäuschende Szenerie zu verhindern. (Sind das da kleine Speckstücke, die auf den Säbelspitzen stecken?)
Doch ebenso schnell wird der Gesang von Geschrei abgelöst. Erstaunlich schrilles Geschrei. Gepiepse. Sie sind es: Die Piratenmäuse!
Mit offenen Mündern starren unsere Vier auf Schiff und Mäusebesatzung, die, mit Säbeln, Stofffetzen und Hüten bekleidet, herumwuselnd und in den Wanten kletternd, einen... nun, seien wir ehrlich, recht bekloppten Eindruck machen.
Unter dem lauten Gequäke von Kapitän Spatzenhirn (das ist unter Mäusen ein wirklich schmeichelhafter Name. Wirklich!) dreht das Schiff bei. Die Ankerkette rasselt und ohne auf Beiboote zurückzugreifen, schmeißt sich die gesamte Horde wilder Mäuse ins Wasser und paddelt auf die Fremdlinge zu. Sepp reagiert geistgesgegenwärtig und saust auf Annikas Rücken, während Trari sich nicht vom Fleck rührt und Kunz nur dasteht.
Erst als die Piraten tropfnass und auf den Hinterbeinen laufend, ans Ufer waten, wird ihre überwältigende Überzahl deutlich. Metall blitzt in der Sonne. Nagezähne werden gebleckt. Ganz vorne stapft Kapitän Spatzenhirn, erkennbar an den mit Perlen zu Zöpfen gedrehten Barthaaren und dem Dreispitz. Auch er hat den Säbel nach vorn gereckt.
Annika beginnt aus Leibeskräften zu bellen und zu knurren. Trari tritet ein Konzert und in diesem Moment verklingt der Soundtrack im Hintergrund.
„Kunz alter Flohzirkus, was treibst du denn hier?“, grölt Spatzenhirn und seine Mäusemeute beginnt zu lachen. Und auch aus Kunz Kehle kommt ein rauer Laut, den man als Lachen deuten kann. Dann wird es wieder ruhig. Die Gruppen stehen sich gegenüber und Kunz holt Luft: „Der Bumpf-Wald braucht euch.“
Spatzenhirn legt den spitznasigen Kopf schief. Seine Knopfaugen wandern an den Bäumen des Ufers empor, als sähe er sie zum ersten Mal. „Der Wald“, echot er und ein Murren erhebt sich von Seiten seiner Mäuse.
„Und Kunz auch!“, setzt Annika hinzu und tritt neben den Wolf. „Wozu ist so ein magisches Gewässer sonst gut, wenn man nicht was damit zaubern kann? Hm?“ Sie schiebt ihren Kopf ganz nah an Kapitän Spatzenhirns Miniatursäbel heran. Er erwidert ihren Blick hart.
„Du stellst gute Fragen, Hund“, knurrt er. „Der Wolf ist unser Freund. Doch der Wald ist... kein Gewässer. Und wir sind Piraten. Was bekommen wir als Gegenleistung für unsere Wald-Hilfe?“
Annika hebt abrupt den Kopf. Sind denn eigentlich alle verrückt geworden? Wieso will denn keiner einfach nur mal helfen?
„Was... äh.... fordert ihr als Gegenleistung?“, mischt sich Sepp von einem Fellbüschel aus Annikas Rücken her ein.
Spatzenhirn lächelt mit einem Maulwinkel und wirft einen bedeutsamen Blick zu seinen Mäusen. Unruhe macht sich unter ihnen breit. Vorfreude.
„Gebt uns einen Kampf und wir helfen euch.“