„Ist es auch sicher keine Falle?“, fragt Annika zum dritten Mal. Sepp hüpft neben ihr her, als sie sich langsam der Zitronenhecke nähern. Es ist gar nicht leicht gewesen, sie wiederzufinden. Während er sie suchte, hat Trari ihren Kopf aus dem Sand gezogen und mittlerweile bestimmt alle Ratten abgerüsselt. Sie scheinen ihre Sprache zu verstehen. Jedenfalls hören Annika und Sepp wuseliges Piepsen und aufgeregtes Getrite, als sie zu der großen Versammlung vor der Hecke stoßen.
Trari hält ihren Rüssel in eine ausgehöhlte Zitrone und schlürft Wasser mit Zitronengeschmack. Daneben steht ein duftender Zitronenkuchen. Und obwohl noch immer überall gegiggelt und gekichert wird, beschleunigt Annika ihre Schritte, als sie das Gebäck entdeckt.
Kurz darauf sitzen alle zusammen und mampfen.
„Trari sagt, ihr wollt zu Kunz“, wirft eine Zitronenratte ein und lacht sich anschließend kaputt.
Sepp verschluckt sich an einem Stück Kuchen. Annika nickt tapfer. Ganz wohl fühlt sie sich in ihrem Fell noch immer nicht. Die Erinnerungen sind nicht einfach verschwunden. Aber immerhin weiß sie jetzt, dass die Ratten sie nicht auslachen.
„Wisst ihr wo er lebt?“
Aufgeregtes Kreischen und Kieksen. „Sicher, sicher, sicher!“, fiept es überall um sie herum. „Wir bringen euch hin!“
Aber da sie der erste Besuch seit über einem Jahr für die Zitronenratten sind, gibt es vorher noch die ein oder andere Neuigkeit zu erzählen.
Es ist schon später Nachmittag, als die Truppe sich, in Begleitung einer Zitronenratte namens Lim, durch ein geheimes Schlupfloch der Hecke quetscht und weiter gen Norden zieht. Und Sepp beobachtet beunruhigt, wie die Schatten des Waldes immer länger werden.
„Sind wir bald da?“, fragt er nach einer Weile.
Lim kichert und es klingt unheimlich zwischen den dunklen Stämmen und flüsternden Sträuchern. Sein Schnäuzchen reckt sich nach oben, wo sich vor ihnen einige Hügel auftürmen, dicht bewachsen mit Schnuppenblumen, deren Blüten sich bereits öffnen. „Wir sind da.“