Tokio
Mit einem grimmigen Lächeln auf den Lippen betrat Wes Parker das Hauptgebäude von FREEMAN ELECTRONICS in der japanischen Hauptstadt und steuerte siegessicher auf einen der Aufzüge zu. Während er nach oben fuhr, ging er noch einmal haargenau seinen Plan durch. Es durfte nichts schiefgehen! Diesmal würde er diesen arroganten Schnösel von Geschäftsführer ohne zu zögern in die Tasche stecken...
Seine Hand umfasste den Griff des ledernen Aktenkoffers so fest, dass die Knöchel weiß hervortraten. Hier war alles drin, was er brauchte, alle manipulierten Daten, die es ihm möglich machen würden, die Firma im Handstreich für Bankrott erklären zu lassen und den Alten in L.A. damit fertigzumachen. Bis Freeman etwas dagegen zu tun vermochte, würde es schon zu spät sein. Er würde entweder einlenken müssen oder alles verlieren. Und Wes Parker war ganz sicher, dass der alte Mann lieber sterben würde, als sich mit ihm zu arrangieren. Er lachte böse. Das sollte ihm nur recht sein.
Von hier aus würde es dann nur noch eine Kleinigkeit sein, FREEMAN ELECTRONICS ganz zu übernehmen, denn dieser Teil der weltweit expandierten Firma war das Herzstück des Freeman-Imperiums. Tokio brachte den größten Umsatz und tätigte die besten Geschäfte.
Jetzt galt es, die Unterschrift des jungen, von Freeman so geschätzten und als überaus loyal geltenden Geschäftsführers unter die entsprechenden Papiere zu bringen. Danach war der Rest nur noch reine Formsache.
Bisher hatte dieser Jin Kiyoshi sich beharrlich geweigert, auf eine Zusammenarbeit mit ihm auch nur im Entferntesten einzugehen, aber das würde sich in wenigen Augenblicken ändern. Man musste nur die richtigen „Argumente“ finden.
Und Wes Parker war der festen Überzeugung, sie gefunden zu haben.
Der Lift zeigte an, dass die Etage erreicht war, in der die Firmenleitung saß.
Wes räusperte sich, rückte seine Krawatte zurecht und stieg aus.
Die Empfangsdame, eine attraktive, junge Japanerin, sah ihm vom Empfangstresen aus erwartungsvoll entgegen.
„Was kann ich für Sie tun, Sir?“, fragte sie höflich in einwandfreiem Englisch.
´Frag mich das nach Feierabend noch mal, Schätzchen´, dachte er und grinste anzüglich, während er sie eingehend musterte. Bei seinem letzten Besuch hatte eine andere hier gesessen. Oder doch nicht? Diese Japaner sahen für ihn irgendwie alle gleich aus.
„Ich bin mit Mr. Kiyoshi verabredet.“
„Einen Augenblick, Mr. ...“ Die junge Frau sah ihn abwartend an.
„Parker. Wes Parker“, säuselte er übertrieben liebenswürdig. „Diesen Namen sollten Sie sich sehr gut merken.“
Unbeirrt blätterte die Empfangsdame in ihrem Terminkalender.
„Sind Sie sicher, dass dieser Termin für heute vereinbart war, Sir?“, fragte sie höflich.
„Ich bin ganz sicher, Schätzchen.“
„Aber ich habe hier gar keinen...“
„In diesem Fall haben Sie ganz einfach schlampig gearbeitet, meine Liebe“, erklärte Wes und seine Augen blitzten angriffslustig, während sein Tonfall weiter verbindlich freundlich blieb. „Würden Sie mich jetzt endlich anmelden?“
Ohne auf seine Beleidigung einzugehen, wollte die junge Sekretärin die Sprechanlage betätigen, doch Wes fasste blitzschnell über den Tresen und hielt ihre Hand fest.
„Warten Sie! Ich habe es mir anders überlegt. Ich finde den Weg allein.“
„Ja aber… bleiben Sie bitte stehen, Mister! Ich bin sonst gezwungen den Sicherheitsdienst zu rufen...“ Sie sprang auf und wollte ihn zurückhalten, als sich just in diesem Augenblick die Tür öffnete und Jin Kiyoshi mit einer Akte in der Hand aus seinem Büro trat. Er war mittelgroß, sehr schlank und tadellos gekleidet, doch sein freundliches Lächeln verschwand angesichts des ungebetenen Gastes schlagartig.
„Was geht hier vor?“
Die Sekretärin atmete tief durch.
„Dieser Herr behauptet, er hätte für heute einen Termin mit Ihnen vereinbart!“
„Genauso ist es, Mr. Kiyoshi“, grinste Wes und zog ein Foto aus seiner Jackentasche, das er dem Geschäftsführer reichte. „Wir haben sogar einen ziemlich dringenden Termin. Erinnern Sie sich?“
Jin Kiyoshi starrte auf das Foto und wurde sofort einen Schein blasser, bewahrte jedoch die für einen Japaner in jeder Lebenslage so geschätzte Haltung.
„Es ist alles in Ordnung, May Ling“, nickte er seiner Vorzimmerdame verbindlich zu und wandte sich mit einer einladenden Geste wieder an seinen Besucher. „Bitte, Mr. Parker, folgen Sie mir in mein Büro.“
*
Mitch hatte Jill und Robyn vom Flughafen aus direkt zur Klinik gebracht, wo sie sich mit Matt treffen wollten. Jill hatte es abgelehnt, zuerst ins Hotel zu fahren. Sie wollte sofort zu ihrer Tochter, um zu sehen, wie schlimm es wirklich um sie stand. Bisher weigerte sich ihr Verstand beharrlich, zu akzeptieren, dass Danielle im Tiefschlaf lag und ihre Familie nicht mit jenem freudigen Lächeln begrüßen würde, das alle so an ihr liebten, seit sie ein kleines Mädchen gewesen war.
Jill schwor sich insgeheim stark zu sein, für sich und für natürlich Robyn, die das alles sowieso irgendwie leichter nahm. Den halben Flug hindurch hatte sie mit diesem Mitch geschwatzt, und obwohl der junge Mann wirklich sehr sympathisch war, schien es ihr doch schon fast peinlich, wie offensichtlich Robyn ihn anhimmelte. Nun, sie kannte dieses etwas impulsive Wesen ihrer Jüngsten nur zu gut. Wenn der Mann ihrer Begierde erst einmal aus ihrem Sichtkreis verschwunden war, würde diese Schwärmerei sich gewiss schnell wieder legen.
Voller banger Erwartung auf das nun Kommende und mit zitternden Knien stieg Jill aus dem Auto, bedankte sich bei Mitch, der ihr hilfreich die Hand reichte und ging auf den Klinikeingang zu. Robyn folgte ihr.
„Jill, Robyn...“ Mitch wies höflich auf den attraktiven, dunkelhaarigen Mann, der ihnen ein paar Schritte entgegenkam. „Darf ich vorstellen, das ist Matt Shelton. Matt“, wandte er sich an seinen Freund. „Jill Belling, Danielles Mutter, und Robyn, ihre jüngere Schwester.“
Matt reichte den beiden Frauen verbindlich lächelnd die Hand.
„Herzlich willkommen in Sunset City, Mrs. Belling, auch wenn die Umstände Ihres Besuches leider nicht sehr erfreulich sind. Hallo Robyn“, sagte er freundlich.
Während Robyn ihn mit unverhohlener Neugier betrachtete und man ihr deutlich ansehen konnte, dass seine ganze Erscheinung sie zu beeindrucken schien, brachte Jill immerhin ein mühsames Lächeln zustande.
„Freut mich, Sie endlich persönlich kennenzulernen, Mister Shelton, auch wenn ich mir dafür ebenfalls angenehmere Umstände gewünscht hätte. Danielle hat mir schon viel von Ihnen erzählt.“
„Sie erzählt auch oft von Ihnen und von Oklahoma“, erwiderte er höflich. „Bitte nennen Sie mich Matt.“
Angenehm berührt nickte Jill, und Matt wandte sich kurz an Mitch.
„Ich danke dir für deine Hilfe. Mach jetzt Feierabend, ich kümmere mich um alles Weitere.“
„In Ordnung, Matt“, erwiderte Mitch und schenkte Jill ein aufmunterndes Lächeln. „Ich wünsche Ihnen viel Glück, vielleicht bringt Ihr Besuch den erhofften Erfolg. Ich werde morgen herkommen und schauen, wie es Danielle geht. Wir sehen uns sicher noch.“
Jill nickte.
„Vielen Dank, Mitch.“
„Musst du wirklich schon gehen?“, fragte Robyn und sah Mitch enttäuscht an.
Jill verdrehte genervt die Augen und schickte sich an, ihre Tochter einmal mehr zurechtzuweisen, doch Matt kam ihr zuvor.
„Mitch wird sicher bereits zu Hause erwartet“, meinte er und zwinkerte seinem Freund zu, während er den beiden Damen die Tür zur Empfangshalle öffnete. „Kommen Sie bitte. Ich bringe Sie jetzt zu Danielle.“
*
Frohgelaunt schloss Mitch die Tür zu seinem Wohnhaus auf.
„Hallo, jemand zu Hause?“, rief er, bekam jedoch keine Antwort. Es schien, als wären alle Bewohner ausgeflogen. Mitch betrat das geräumige Wohnzimmer und sah sich suchend um. Auf dem Tisch in der Küche entdeckte er zwei vollgepackte Einkaufstüten aus dem Supermarkt, und gleich daneben lag Sukis Handtasche. Freudig grinsend klatschte er in die Hände.
„Shugar! Ich bin wieder da! Ist das Essen fertig?“
Er hielt inne und lauschte gespannt, aus welcher Ecke des Hauses wohl ein bissiger Kommentar auf seine Bemerkung ertönen würde, aber nichts dergleichen geschah.
Alles blieb still.
„Suki?“ Er ging nach oben, klopfte an ihre Zimmertür und stellte erstaunt fest, dass auch hier niemand war. Sollte sie noch mal weggegangen sein? Vielleicht ein Notfall?
Er nahm das Telefon und rief in der Klinik an.
„Tilly, ist Doc Yamada noch im Dienst?“
„Sie wurde vor etwa einer Stunde zu einem Notfall gerufen“, erwiderte die Schwester. „Sie hat selbst von unterwegs noch den Notarztwagen angefordert.“
„Und wie lange wird das etwa dauern?“, erkundigte er sich.
„Schwer zu sagen“, überlegte Tilly. „Oh, warte Mitch, der Wagen kommt eben rein.“
Mitch lauschte angespannt in den Hörer und hörte Tilly mit den Sanitätern diskutieren, bevor sie ihm schließlich mitteilte: „Das ist etwas merkwürdig. Die Männer sagen, sie sind zu der angegebenen Adresse gefahren, aber Suki war nicht da. Es war auch niemand zu finden, der einen Notfall gemeldet hatte. Genau genommen wohnt dort gar keiner.“
„Ist sie nicht auf ihrem Handy zu erreichen?“, fragte Mitch verwundert.
„Nein, es ist abgeschaltet.“
„Vermutlich haben sich die Sanitäter in der Adresse geirrt, und Suki wartet ganz woanders auf den Einsatzwagen!“
„Das haben die Sanitäter auch erst gedacht, aber eigenartigerweise steht ihr eigener Wagen dort vor dem Haus. Und sie sagen, er sei nicht einmal abgeschlossen!“
Mitch konnte förmlich spüren, wie sich seine Nackenhaare aufrichteten.
Hier stimmte etwas nicht!
Suki war viel zu gewissenhaft, als das sie sich im Notfall eine Anschrift nicht genau merken würde, und noch dazu ihren Wagen unverschlossen irgendwo herumstehen ließ.
„Gib mir die Adresse, Tilly“, rief er und griff nach seinem Autoschlüssel.
*
Matt hatte dafür gesorgt, dass Jill Belling und ihre Tochter ein erstklassiges Hotelzimmer im PACIFIC INN bewohnten. Nach dem Besuch bei Danielle brachte er die beiden dorthin und aß mit ihnen im Hotelrestaurant zu Abend. Allerdings schien keiner von ihnen den richtigen Appetit zu haben. Jill zeigte sich zwar höflich und fand den neuen Freund ihrer Tochter ohne Frage äußerst sympathisch, aber sie konnte nicht verbergen, welche Enttäuschung und Niedergeschlagenheit sofort von ihr Besitz ergriffen hatte, nachdem sie Danielle in ihrem Krankenbett hatte liegen sehen.
„Was hast du denn erwartet, Mum?“, schalt Robyn sie schließlich. „Dachtest du, wenn sie deine Stimme hört, springt sie auf, als sei nichts gewesen?“
„Ich weiß auch nicht“, seufzte Jill niedergeschlagen. „Allerdings muss ich zugeben, dass ich mir gewünscht habe, sie würde die Augen aufschlagen, wenn sie uns hört.“
„Das wird bestimmt bald der Fall sein, Jill“, versuchte Matt ihr Mut zu machen, obwohl er selbst einen gewissen Zuspruch dringend nötig gehabt hätte. „Dr. Mendes ist der Meinung, dass es jeder Zeit ganz plötzlich geschehen kann, das Danielle wieder aufwacht. Wir dürfen die Hoffnung nicht aufgeben.“
Jill schluchzte plötzlich auf und griff nach ihrem Taschentuch.
„Und wenn... wenn sie uns nun gar nicht erkennt? Ich meine, wer weiß, welche schlimmen Auswirkungen dieses Zeug hatte, das man ihr gespritzt hat!“
„Mom!“ Robyn legte ihrer Mutter beschwichtigend die Hand auf den Arm. „Beruhige dich doch bitte.“
Jill schnäuzte sich geräuschvoll und blickte Matt verlegen an.
„Entschuldigen Sie, dass ich die Fassung verloren habe, aber mein Mann und ich... Wir lieben unsere beiden Töchter über alles!“
Matt nickte mit zusammengepressten Lippen, bevor er leise sagte:
„Ich liebe Danielle auch, Jill. Ich liebe sie von ganzem Herzen. Und genauso sehr hasse ich meinen Bruder für das, was er ihr angetan hat.“
*
Als Suki wieder zu sich kam, war es um sie herum stockfinster. Ihr Kopf schmerzte höllisch und sie hatte keine Ahnung, wo sie sich befand. Angestrengt versuchte sie sich zu orientieren, als sie in einem Anflug von Panik plötzlich bemerkte, dass ihre Hände gefesselt und ihre Augen mit einem Tuch oder etwas Ähnlichem verbunden waren. Auch über ihrem Mund klebte etwas. Allmählich fiel ihr alles wieder ein, der Notruf, ihre Fahrt in die Huntington-Street, und wie sie dieses merkwürdige alte Haus betreten hatte. Und dann hatte sie etwas am Kopf getroffen... Nein, ein Unbekannter hatte plötzlich hinter ihr gestanden und hatte sie… niedergeschlagen!
„Oh Gott“, dachte Suki entsetzt. „Jemand hat mich dort hingelockt und dann überfallen!“ Sie versuchte sich zu bewegen, doch das war unmöglich.
„Sie an, unsere Prinzessin ist wach“, hörte sie mit einem Mal eine Männerstimme, dann klappte eine Autotür und der Motor eines Fahrzeugs wurde angelassen. Suki begriff, dass sie sich auf dem Rücksitz eines Autos befand. Sie stöhnte laut auf und wand sich verzweifelt, doch die Fesseln waren zu fest, um irgendetwas tun zu können.
„Das würde ich schön bleiben lassen“, erklang wieder die fremde Stimme. „Verhalten Sie sich ruhig, Dr. Yamada, dann wird Ihnen nichts geschehen. Wir machen nur einen kleinen Ausflug.“
Ein kurzes Anrucken signalisierte ihr, dass sich der Wagen in Bewegung setzte.
Zitternd versuchte sie, ihre panische Angst unter Kontrolle zu bringen, indem sie tief durch die Nase ein-und ausatmete.
Wer war dieser Fremde und was wollte er von ihr? Allem Anschein nach hatte er sie zu diesem Haus gelockt, um sie zu entführen? Aber warum? Sie war weder vermögend noch in irgendeiner Weise einflussreich! Um Geld konnte es also nicht gehen.
Oder brauchte jemand, der vielleicht nicht erkannt werden wollte, dringend einen Arzt?
Suki schluckte.
Was es auch war, sie konnte nur hoffen, dass sie nicht in die Hände eines unberechenbaren Psychopathen gefallen war.
Unwillkürlich dachte sie an Danielle. Sie musste sich wohl genauso hilflos gefühlt haben, als Mason sie entführt hatte.
´Mitch, hilf mir!´, flehte sie in Gedanken, während sie spürte, wie das Auto aus einem holprigen Weg abbog und dann auf einer glatten Straße schnell beschleunigte.
*
Obwohl er sich müde und völlig ausgelaugt fühlte, fuhr Matt nach dem Essen wieder zurück zur Klinik. Er wusste, er würde keine Ruhe finden, wenn er nicht noch eine Weile an Danielles Bett sitzen, ihre Hand halten und ihre Wärme spüren könnte.
Zärtlich streichelte er ihre Wange und legte traurig seinen Kopf neben ihren auf das Kissen. Während seine Gedanken zurückwanderten zu jenem Tag, an dem er sie kennengelernt hatte, schlief er ein.
Er schreckte hoch, kurz bevor eine Schwester das Zimmer betrat, um nach der Patientin zu sehen.
Matt starrte sie benommen an.
„Ich glaube, sie hat sich eben bewegt“, sagte er und blickte auf Danielles Hand, die reglos in seiner lag.
Die Schwester lächelte mitfühlend, während sie die Vitalwerte der letzten Stunde vom Computer ablas.
„Sie haben geträumt, Mr. Shelton“, sagte sie beschwichtigend.
„Nein, bestimmt nicht“, beharrte Matt. „Ich habe es genau gespürt, eine Sekunde bevor Sie hereinkamen.“
„Das sind mitunter nur kurze Reflexe“, versuchte die Schwester ihm zu erklären. „Ein Muskelzucken vielleicht. Die Aufzeichnungen zeigen keine Unregelmäßigkeiten. Aber wenn Sie möchten, werde ich natürlich Dr. Mendes rufen.“
Matt schüttelte resigniert den Kopf.
„Nein, nicht nötig. Danke.“
Die Schwester nickte ihm freundlich zu.
„Gehen Sie nach Hause und versuchen Sie auch ein wenig zu schlafen“, riet sie ihm gutmütig, bevor sie das Zimmer verließ.
Matt streichelte Danielles Hand, seufzte und stand auf.
„Ich glaube, ich habe tatsächlich schon leichte Wahnvorstellungen“, murmelte er. „Vielleicht sollte ich den Rat der Schwester befolgen und wirklich etwas schlafen.“
Er beugte sich hinunter und küsste Danielle liebevoll auf die Wange. „Gute Nacht, Liebling. Ich komme morgen wieder her.“
Er war schon fast an der Tür, als hinter ihm plötzlich eine leise Stimme erklang:
„Matt?“
Er fuhr herum und starrte zum Bett hinüber.
Das war keine Halluzination... Sie hatte die Augen geöffnet und sah sich sekundenlang etwas desorientiert im Zimmer um. Ihre Stimme war nur ein Flüstern.
„Matt...“
Mit zwei Schritten war er bei ihr.
„Danielle...“ Er nahm vorsichtig ihre Hand in seine, so als hätte er Angst, sie würde die Augen sofort wieder schließen, und er hätte sich alles nur eingebildet. Aber sie sah ihn an und lächelte unsicher.
„Was… ist passiert?“
Zärtlich nahm er ihr Gesicht zwischen seine Hände.
„Du bist endlich aufgewacht...“ Er hauchte ihr einen Kuss auf die Lippen und räusperte sich schnell, da er fürchtete, das Zittern in seiner Stimme könne sie irritieren. „Du hast ziemlich lange geschlafen, mein Schatz, und allmählich haben wir uns alle etwas Sorgen um dich gemacht“, erklärte er vorsichtig, als sie ihn etwas verständnislos anblickte.
„Wo bin ich denn hier?“
„Du bist im Krankenhaus.“ Er lächelte und seine Augen brannten, weil er vergeblich versuchte, die aufsteigenden Freudentränen zurückzuhalten. „Ich glaube, ich sollte jetzt nach Dr. Mendes klingeln, er wird sich ganz sicher ebenso freuen, dass du wieder bei uns bist.“
Während er den Notschalter über dem Bett betätigte, ließ er kein Auge von ihr, aus Angst, sie könnte einfach wieder einschlafen. Er strich ihr übers Haar und war einfach nur überglücklich sie wiederzuhaben.
Später, als Dr. Mendes seine Patientin eingehend untersucht und Matt bereits mehrmals versichert hatte, dass nun wirklich keine Gefahr mehr für Danielles Leben bestünde, saß er wieder an ihrem Bett und hielt ihre Hand.
„Sie sollten trotzdem nicht mehr allzu lange bleiben, Matt“, mahnte Dr. Mendes, bevor er das Krankenzimmer verließ. „Ihre Freundin braucht noch sehr viel Ruhe.“
„Wenn das wahr ist, was Sie mir erzählt haben, Doktor, dann habe ich doch in den letzten Tagen mehr als genug geschlafen“, lächelte Danielle.
„Trotzdem müssen Sie alles weitere ganz langsam angehen“, erwiderte Arthur und zwinkerte ihr zu. „Schön, Sie wieder bei uns zu haben, junge Dame!“
„Ich kann gar nicht glauben, dass ich fast eine ganze Woche hier gelegen haben soll“, erwiderte Danielle kopfschüttelnd und besann sich einen Moment, als sie mit Matt wieder allein war. „Meine Beine fühlen sich schwer wie Blei an, und ich kann mich erinnern, dass ich geträumt habe. Ich habe im Traum deine Stimme gehört, und die von Mitch und von Chelsea, sogar die von Anni, und da waren auch noch andere. Ich habe von meiner Mutter geträumt und von zu Hause. Sogar von meiner jüngeren Schwester, ich konnte sie hören...“
Matt lächelte bedeutungsvoll.
„Du hast nicht geträumt, Danielle.“
„Nein?“ Erstaunt sah sie ihn an. „Du meinst, sie waren alle hier?“
Er atmete tief durch, endlich befreit von der lähmenden Angst, die ihm tagelang die Kehle zugeschnürt hatte, und nickte dann.
„Du hast viele Freunde in Sunset City. Sie haben dich alle besucht und mit dir geredet, während du geschlafen hast, in der Hoffnung, dass du dann wieder aufwachst.“
Plötzlich schien sie zu begreifen.
„Willst du damit sagen, sie sind auch da... Mom und Robyn?“
Wieder nickte er.
„Ja Danielle, die beiden sind hier. Aber es ist jetzt mitten in der Nacht, und Dr. Mendes wird keine weiteren Besucher erlauben, bevor du dich nicht ein wenig erholt hast. Ich rufe sie gleich morgen früh an, dann werden sie dich sicher sofort besuchen kommen.“
„Matt…“ Danielle versuchte die Arme nach ihm auszustrecken, um ihn zu umarmen, doch es wollte noch nicht so recht gelingen. „Sie sind so furchtbar schwer“, gestand sie.
„Der Doktor hat gesagt, deine Muskeln sind durch das bewegungslose Liegen noch sehr schwach und müssen erst wieder gekräftigt werden“, erklärte Matt und lächelte. „Komm her, ich helfe dir!“ Er beugte sich hinunter und nahm ihre Hände zärtlich in seine.
„Danke“, flüsterte sie.
Zärtlich küsste er ihre Stirn.
„Ich bin so unendlich froh, dass du wieder munter bist.“
Sekunden später fanden sich ihre Lippen zu einem sehnsüchtigen Kuss, der Matt all die furchtbaren, sorgenvollen Stunden der letzten Tage vergessen ließ.
Plötzlich jedoch schien Danielle in seinen Armen zu erstarren.
„Mason“, sagte sie erschrocken. „Wo ist er?“
Matt streichelte beruhigend ihre Wange.
„Er kann dir nicht mehr wehtun, Danielle, nie mehr. Er ist tot.“
„Tot?“ Verständnislos starrte sie ihn an, und er erzählte ihr kurz, was geschehen war. Sie nickte und atmete tief durch.
„Es tut mir leid, Matt“, sagte sie leise. „Schließlich war er dein Bruder.“
Sein Lächeln verschwand.
„Es braucht dir nicht leid zu tun, wirklich nicht“, erwiderte er kopfschüttelnd. „Für das, was er dir angetan hat, hätte ich ihn eigenhändig getötet. Aber das hat sich nun hoffentlich erledigt.“
Nachdenklich strich Danielle mit ihren Fingerspitzen über seine Wange.
„Ich erinnere mich, wir haben gestritten, bevor Mason auftauchte. Über Marina“, sagte sie und sah, wie er erschrocken die Luft anhielt.
„Danielle, ich...“
Sie legte ihre Finger auf seine Lippen.
„Bitte tu mir einen Gefallen.“
In banger Erwartung sah er sie an.
„Ja?“
„Sag mir die Wahrheit: Liebst du sie noch?“
„Nein“, erwiderte er, diesmal voller Überzeugung. „Marina bedeutet mir nichts mehr. Du bist die, die ich wirklich will.“
Sie lächelte.
„Dann lass uns nie wieder darüber reden. Einverstanden?“
Und ob er einverstanden war! Er nickte nur stumm und küsste sie erleichtert und glücklich, immer und immer wieder, bis sie lachend nach Luft rang.
„Ich liebe dich“, flüsterte er. „Lass mich bitte nie wieder allein!“
*
Claudia fand in dieser Nacht einfach keinen Schlaf. Ruhelos wälzte sie sich von einer Seite auf die andere. Schließlich stand sie auf, um sich in der Küche eine heiße Schokolade zu bereiten.
Während sie sich an den Tisch setzte, starrte sie auf die Schatten, die das matte Licht der Notbeleuchtung auf die Wände warf. Sie konnte sich selbst nicht erklären, was sie so verwirrte, aber seit sie hier mit Manuels Familie gemeinsam unter einem Dach wohnte, wurde sie diese innere Unruhe einfach nicht los. Es war, als stünde sie ständig unter Spannung.
War es Madame Dolores` distanzierte, ja schon fast ablehnende Art ihr gegenüber, oder war es eher die Tatsache, dass Manuel sich hier nach und nach irgendwie anders benahm als vorher?
Oder lag es an Stefano, der ihr, obwohl sie es hartnäckig zu ignorieren versuchte, immer wieder mit seinem bloßen Erscheinen Herzklopfen verursachte?
Sie fand keine Antwort darauf. Gedankenverloren nippte sie an ihrer verlockend duftenden Schokolade, als es plötzlich leise ans Fenster klopfte.
Claudia fuhr erschrocken zusammen und sah zur Uhr. Es war bereits weit nach Mitternacht.
Wer konnte das sein, um diese Zeit?
Etwas zögernd ging sie zum Fenster und schob die Gardine beiseite. Einen Augenblick lang überlegte sie angespannt, woher sie den jungen Mann, der draußen stand, kannte, doch dann fiel es ihr schlagartig ein.
Mitch Capwell...
Natürlich, sie hatte ihn auf der Eröffnungsparty im OCEANS kennengelernt.
Claudia hatte es zuerst gar nicht glauben wollen, als Manuel ihr damals erzählte, dass Mitch eigentlich Pilot von Beruf sei und die ganz großen Jets fliegen durfte. Sie erinnerte sich, dass sie ihn auf Anhieb sympathisch fand, denn er hatte ein heiteres offenes Wesen.
Jetzt jedoch wirkte sein Gesicht angespannt und sein Blick verriet ihr, dass dies kein Freundschaftsbesuch war. Rasch öffnete sie das Fenster.
„Mitch... ist etwas passiert?“
Auch er schien einen Moment lang überlegt zu haben, wen er da vor sich hatte, doch dann zwang er sich zu einem kurzen Lächeln.
„Du bist... Claudia, Stefanos Schwägerin, stimmt`s?“
Sie nickte.
„Richtig. Aber was tust du mitten in der Nacht hier?“
„Ich muss ihn unbedingt sprechen, es ist sehr wichtig. Ist er da?“
„Stefano? Ja, ich denke schon“, erwiderte sie etwas zögernd, „Aber er schläft sicher bereits.“
Mitch presste verlegen die Lippen zusammen.
„Ich brauche seine Hilfe. Ich weiß nicht, an wen ich mich sonst noch wenden kann. Meine...“ Er stockte kurz und verbesserte sich dann „...Dr. Suki Yamada ist verschwunden. Sie wurde am Abend zu einem Krankenbesuch gerufen und seitdem fehlt von ihr jede Spur. Auf dem Revier sagen sie, dass sie noch nichts unternehmen können, erst nach frühestens achtundvierzig Stunden. Aber ich weiß, dass etwas passiert sein muss! Suki verschwindet nicht einfach so, das ist nicht ihre Art. Stefano hat weitreichende Verbindungen, er kann bestimmt etwas tun.“
Claudia überlegte kurz und nickte dann entschlossen.
„Warte einen Moment, Mitch. Ich werde sehen, ob ich ihn wecken kann.“
Sie eilte den Flur entlang, die Treppe hoch und verharrte einen Augenblick vor der Tür zu Stefanos Zimmer. Sie wagte kaum zu atmen, als sie vorsichtig anklopfte und lauschte. Drinnen rührte sich nichts. Sie klopfte noch einmal und rief leise seinen Namen, doch sie wollte keinen unnötigen Lärm machen, um die anderen nicht aufzuwecken. So nahm sie all ihren Mut zusammen und drückte langsam die Klinke herunter.
Geräuschlos gab die Tür nach und sie betrat leise das Zimmer.
*
Tokio
„Was wollen Sie von mir, Mr. Parker?“, fragte Jin Kiyoshi und musterte seinen Besucher abweisend, nachdem sich die Bürotür hinter den beiden geschlossen hatte.
„Ich möchte, dass Sie mir Ihre nicht unbeträchtlichen Stimmanteile an FREEMAN ELECTRONICS überschreiben, Mr. Kiyoshi“, erwiderte Wes in einem Plauderton, als würde er den Geschäftsführer der Firma eben zu einem unverbindlichen Abendessen einladen. „Und zwar sofort.“
„Wie bitte?“ Jin glaubte sich verhört zu haben, doch Wes hatte dieses unnachahmlich hämische Grinsen auf dem Gesicht, welches ihm verriet, dass seine Ohren ganz in Ordnung waren.
„Sie haben mich richtig verstanden, ich will Ihre Stimmanteile. Ich habe die notwendigen Überschreibungsurkunden schon dabei. Es fehlt nur noch Ihre Unterschrift.“
Er musterte sein Gegenüber und kostete es aus, den sonst so beherrschten jungen Mann nun anscheinend doch überrascht zu haben.
„Warum sollte ich Ihnen meine Stimmanteile überschreiben, Mr. Parker?“, fragte Jin unsicher und schien bereits zu ahnen, dass nichts Gutes folgen würde.
„Ganz einfach, mein Lieber.“ Wes ging betont lässig um den Schreibtisch herum, griff nach dem darauf liegenden Firmenhandy und setzte sich in Jins teuren Ledersessel. Genüsslich streckte er die Beine aus. „Weil Sie der Gegenleistung, die ich Ihnen dafür biete, mit Sicherheit nicht widerstehen werden.“
Er drückte einen Knopf auf dem Handy.
„Hallo meine Schöne.“ sagte er süffisant, als die Sekretärin sich meldete, „Mr. Kiyoshi möchte ein Gespräch in die Vereinigten Staaten führen, bitte schalten Sie die Leitung frei... Danke, Schätzchen!“
Während er Jin, der zumindest äußerlich noch einigermaßen ruhig sein Treiben beobachtete, frech zuzwinkerte, wählte er kurz darauf eine Nummer.
Nach ein paar endlos erscheinenden Sekunden wurde am anderen Ende der Leitung abgenommen.
„Hallo Partner“, rief Wes gespielt freundlich. „Alles klar bei dir?“ Er lauschte und nickte kurz, die Antwort schien ihn zu freuen. „Gut, dann werde ich jetzt meinen Freund hier mal ans Telefon bitten.“
Mit einer einladenden Bewegung hielt er Jin das Handy entgegen, nachdem er die Lautsprechertaste gedrückt hatte. „Bitteschön, Mr. Kiyoshi, hier möchte Sie dringend jemand sprechen.“
Zögernd und nichts Gutes ahnend griff Jin nach dem Telefon und lauschte angespannt.
„Hallo? Hier spricht Jin Kiyoshi, Geschäftsführer von FREEMAN ELECTRONICS in Tokio... Wer ist denn dort?“
Es knackte ein paar Mal in der Leitung, dann hörte er eine aufgeregte Frauenstimme und glaubte augenblicklich, das Blut müsse in seinen Adern gefrieren.
„ Jin...? Oh mein Gott, Jin, bist du das? Hier ist Suki...“
„Suki!“, rief er aufgeregt und umfasste das Handy derart krampfhaft, dass die Knöchel seiner Hand weiß hervortraten. „Suki, was... was hat das zu bedeuten? Wo bist du?“
„Ich weiß es nicht, Jin“, schluchzte Suki. „Ich werde hier von irgendwelchen unbekannten Leuten festgehalten. Sie haben mich entführt... Hilf mir, Jin!“
Ein Knacken, dann war es still in der Leitung. Die Verbindung war getrennt worden.
Wes lehnte sich grinsend zurück.
„Natürlich werden Sie ihr helfen, Mr. Kiyoshi, gar keine Frage! Sie lieben sie doch. Und wenn Sie genau das tun, was ich von Ihnen erwarte, dann wird Ihrer Frau Doktor auch nichts Böses geschehen.“
*
Es war ein langer, zermürbender Tag gewesen, der damit begonnen hatte, dass Stefano dieses Desaster des ersten Prozesstages um den Mordfall Roger Thorne miterleben musste. Danach war seine Laune auf dem Gefrierpunkt. Und dort blieb sie den ganzen Tag über, bis er am Abend müde und total erledigt nach Hause gekommen war. Eigentlich wollte er noch ins OCEANS auf ein Bier, dann jedoch entschied er sich, wenigstens einmal frühzeitig zu Bett zu gehen und sich richtig auszuschlafen. Aber anstatt im Schlaf Erholung zu finden, quälten ihn die ganze Zeit über eigenartige Träume, in deren Mittelpunkt jedes Mal eine junge Frau mit langem, seidig glänzenden Haar stand, in die er sich verliebte, die jedoch irgendwie immer unerreichbar schien...
Unruhig warf er sich in den Kissen herum, doch egal, wie er sich auch drehte und wendete, sofort sah er sie wieder vor sich, ihre zarte Gestalt, das anmutige Gesicht und dieses bezaubernde Lächeln. Sie kam mit leichten, federnden Schritten auf ihn zu und er fasste nach ihrer Hand, doch wieder griff er ins Leere. Er ging ihr nach, weiter und weiter, doch plötzlich stand er an einer Klippe hoch über dem Meer. Die Frau war verschwunden, aber er konnte nicht anhalten, fand keinen Halt und wusste, er würde nun abstürzen, hinunter in die reißende schwarze Flut... Doch plötzlich spürte er ihre Hand auf seinem Arm, sie hielt ihn fest und rief seinen Namen. Stefano...“
„Stefano, bitte wach auf!“
Das war kein Traum!
Er fuhr hoch und starrte verwirrt auf die Gestalt, die da im Mondlicht erhellten Zimmer vor seinem Bett stand und ihn aus großen Augen ansah... Claudia!
*
Tokio
„Sie sind ein kluger Mann, Mr. Kiyoshi“, grinste Wes Parker, als Jin die Papiere unterzeichnete, die er ihm sorgfältig vorbereitet auf den Schreibtisch gelegt hatte. „Genauso hatte ich mir das vorgestellt.“
Jin knallte den Stift auf die Tischplatte und funkelte ihn aus hasserfüllten dunklen Augen an.
„Sie werden damit nicht durchkommen. Mr. Freeman wird niemals glauben, dass die Firma von heute auf morgen in den Konkurs geht. Noch viel weniger nimmt er mir ab, dass ich meine Anteile an FREEMAN ELECTRONICS verkauft habe. Er wird sofort merken, dass etwas nicht stimmt!“
Wes lachte.
„Mein lieber junger Freund, ich bin kein Anfänger! Wenn ich etwas plane, dann plane ich es gründlich. Und glauben Sie mir, das hier…“ Er tippte mit dem Finger auf die unterzeichneten Verträge, „das habe ich sehr gründlich vorbereitet. Sie werden Ihren Boss jetzt anrufen und ihm erklären, dass Sie ein kleiner, scheinheiliger und vor allem geldgieriger Bastard sind, der die Firma durch seine Spekulationen in den Sand gesetzt hat und nun notgedrungen seine Anteile verkauft, um den Kopf bei seinen Gläubigern aus der Schlinge zu ziehen. Formulieren Sie es bitte so, dass er es glaubt. Denken Sie immer daran, das Schicksal Ihrer reizenden Ex-Verlobten liegt jetzt allein in Ihren Händen, Jin!“
Der junge Mann presste die Lippen zusammen und fuhr sich mit der Hand über die Stirn.
„Welche Garantie habe ich, dass Suki nichts geschieht?“
Wes grinste.
„Keine... Vertrauen Sie mir einfach.“
„Ihnen vertrauen?“, rief Jin und schien nun wirklich Mühe zu haben, nicht aus der Fassung zu geraten. Wes nickte gleichmütig und wies auffordernd auf das Handy, welches Jin wieder auf seinem Schreibtisch abgelegt hatte.
„Sie haben ja wohl keine andere Wahl. Machen Sie Ihre Sache gut und überzeugen Sie den Alten von der Tatsache, dass diese Zweigfirma im schönen Tokio nicht länger ihm gehört, und dass er sich damit abfinden muss, ab jetzt einen...“ Er lächelte hinterhältig „Nun ja, sagen wir, fast gleichberechtigten Partner zu haben. Falls mir Ihr kleines Gespräch mit George Freeman gefällt, dann lasse ich Sie vielleicht nachher noch einmal mit Ihrer Freundin telefonieren. Aber wenn nicht...“ Er beugte sich drohend vor und das Lächeln verschwand augenblicklich von seinem Gesicht, während seine Augen den jungen Mann kalt und herzlos musterten und keinen Zweifel ließen an dem, was er sagte. „Dann wird Dr. Suki Yamada den nächsten Sonnenaufgang in Sunset City leider nicht mehr erleben.“