Hyakki yagyō (jap. 百鬼夜行 (Kanji) ひゃっきやぎょう (Hiragana)) ist ein Ereignis in der japanischen Mythologie. Der Name bedeutet wörtlich übersetzt "Die Nachtparade der hundert Dämonen". Das Ereignis wird auch hyakki yakō genannt.
Etymologie
Eines der ältesten und berühmtesten Beispiele ist die Handschriftrolle Hyakki Yagyō Zu (jap. 百鬼夜行図) aus dem 16. Jahrhundert, die fälschlicherweise Tosa Mitsunobu (jap. 土佐 光信; geboren 1434?, gestorben 1525?), ein japanischer Maler und Begründer der Tosa-Schule,
zugeschrieben wird und sich im Shinju-an von Daitoku-ji in Kyoto befindet.
Merkmale
Manchmal handelt es sich bei Hyakki yagyō um eine geordnete Prozession, manchmal um einen Aufruhr. Es handelt sich aber immer um eine Parade von Tausenden Yōkai, Oni, Geister, Tsukumogami und andere übernatürliche Kreaturen, die ihre Häuser verlassen und in einem riesigen Spektakel des völligen Chaos durch die Straßen Japans ziehen. In vielerlei Hinsicht ähnelt es einem traditionellen japanischen Fest voller Lieder und Gesänge, Tanz und Fröhlichkeit. Die Parade soll von Yōkai Nurarihyon, Nozuchi und Otoroshi angeführt werden.
Vorkommen
Das Phänomen reist durch ganz Japan und erscheint jeden Monat in unheilvollen Nächten. Das Phänomen endet schlagartig mit den ersten Sonnenstrahlen.
Kulturelle Bedeutung
Gefährlichkeit
Menschen, die dumm genug sind, in diesen Nächten nach draußen zu gehen, oder neugierig genug sind, aus dem Fenster zu spähen, um einen Blick auf das Übernatürliche zu erhaschen, werden entweder von den Monstern getötet oder weggezaubert. Ein Umstand, der als göttliche Strafe zu betrachten ist, denn man wünscht, etwas zu sehen, was für die eigenen Augen nicht bestimmt ist, muss man mit den Konsequenzen leben.
Eine Methode die Prozession zu überleben ist das Mitführen von handgeschriebenen Exorzismusrollen von Onmyōji-Zauberern (Onmyōji (陰陽道, auch In'yōdō, wörtlich "Der Weg von Yin und Yang") ist eine Technik, die sich astronomisches und kalenderwissenschaftliches Wissen zunutze macht, um Glück hinsichtlich Datum, Uhrzeit, Himmelsrichtung und allgemeiner persönlicher Angelegenheiten vorherzusagen. Sie hat ihren Ursprung in der Philosophie des Yin und Yang und der Fünf Elemente.).
Es heißt aber auch, dass nur ein Oberhaupt eines Onmyōji-Clans stark genug ist, um unbeschadet durch Nurarihyons Hyakki Yagyō zu gehen, man wird also trotz Rolle einen gewissen Schaden nehmen.
Laut Shūgaishō, einer mittelalterlichen japanischen Enzyklopädie, ist die einzige Möglichkeit, sich vor der Nachtparade zu schützen, wenn sie an Ihrem Haus vorbeikommt, in den Nächten des chinesischen Tierkreises, in denen die Nachtparade angeblich stattfindet, drinnen zu bleiben und dort die Zauberformel:
KA-TA-SHI-HA-YA, E-KA-SE-NI-KU-RI-NI, TA-ME-RU-SA-KE, TE-E-HI, A- SHI-E-HI, WA-RE-SHI-KO-NI-KE-RI (カタシハヤ, エカセニクリニ, タメルサケ, テエヒ, アシエヒ, ワレシコニケリ) singen.
Mythologie
Flucht den bösen Geistern durch die Kraft von Sonsho Darani
Während der Jogan-Ära (859 bis 877) war Tsuneyuki Fujiwara, der älteste Sohn von Fujiwara no Yoshiso, dem Minister der Rechten und Dainagon- General der Linken, auf dem Weg zu seiner Geliebten, als er eine Gruppe von etwa 100 Personen sah, die sich als Dämonen herausstellte. Diese Gruppe kam von Higashi Omiya Oji in der Nähe des Bifukumon (eines der zwölf äußeren Tore des Heian-Kyodai Dairi, dem alten Namen Kyōtos). Tsuneyuki trug rug Kleidung mit der eingenähten Aufschrift "Sonsshō Butsho Dharani" (Name der siegreichen Kronengöttin), als die Dämonen diese Worte erblickten, rannten sie davon.
Trivia
- Im 1994 erschienen Ghibli-Film Pom Poko wird von den Tanuki eine Nachtparade abgehalten.
- Aufgrund der Ansammlung von Dämonen wird in Goro Takahashis Übersetzung von "Faust" (1904) neben dem Namen der Szene sogar „Hyakki Yagyō“ als Übersetzung des Begriffs "Walpurgisnacht" verwendet.
Nachweise
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- Yokai.com – the online database of japanese ghosts and monsters (Matthew Meyer) Suche nach "Hyakki yagyō" https://yokai.com/hyakkiyagyou/
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