Oh meinst du so?
Händler verliert sein Gesicht
Soba schmecken gut
Nopperabō (jap. 野箆坊 (Kanji) のっぺらぼう (Hiragana)) ist ein Yōkai aus der japanischen Mythologie. Sein Name bedeutet übersetzt "Gesichtsloser Mönch". Dieses Wesen wird auch als Mujina (hier als Verwandlung eines Dachses, teilweise aber auch irreführend) bezeichnet.
Merkmale
Nopperabō ähneln in fast jeder Hinsicht gewöhnlichen Menschen, jedoch haben sie tatsächlich überhaupt kein Gesicht. Ihre Köpfe sind leere Kugeln ohne Augen, Nase, Mund oder Merkmale jeglicher Art. Sie sind dafür bekannt, sich als nahe Verwandte ihrer Opfer auszugeben und können dementsprechend jegliches menschliches Verhalten perfekt imitieren.
Verbreitung
Nopperabō ist in Straßen, Gasthäusern und Geschäften anzutreffen, sie fügen sich in die menschliche Gesellschaft ein.
Lebensweise
Ernährung
Da sie keinen Mund besitzen, ernähren sie vermutlich sich nicht.
Verhalten
Aktivitätszeit
Nopperabō begegnet man spät nachts auf ruhigen, leeren Straßen, wenn sonst niemand in der Nähe ist.
Kulturelle Bedeutung
Interaktionen mit Menschen
Wie bei vielen Yōkai dieser Art scheint ihre Hauptbeschäftigung darin zu bestehen, Menschen Angst zu machen. Nopperabō erscheinen normalerweise in der Gestalt eines Mannes oder einer Frau, die dem Betrachter den Rücken zuwendet. Wenn man sich ihnen nähert, dreht sich der Yōkai um und enthüllt seine gesichtslose Gestalt, was einem einen furchtbaren Schrecken einjagt. Um diese Wirkung zu maximieren, erscheinen sie oft zuerst mit einem Gesicht und wischen sich dann im günstigsten Moment dramatisch das Gesicht mit der Hand ab.
Nopperabō arbeiten dabei oft in Gruppen zusammen, um ein Individuum zu erschrecken. Als ihr Opfer in Panik vor dem ersten Nopperabō davonläuft, trifft es auf eine andere Person, die ihn fragt, was los sei. Als das Opfer erklärt, was es gesehen hat, antwortet diese Person: "Oh, meinst du so?" und wischt sich genau wie der erste Nopperabō das Gesicht ab. Dies gelingt ihnen sogar mit nahe stehenden Verwandten und Bekannten.
Mythologie
Nopperabō mit Okiyukibori
In Geschichten mit Okiyukibori (Okiyukibori ist ein Ort, an dem früher viel Fischfang betrieben wurde, der Ortsname ist inzwischen eine Bezeichnung für ein spezielles Geschichten-Motiv) geht es immer um Fischer, die beim nächtlichen Fischen eine gruselige Stimme vernehmen und um ihr Leben rennen. Entweder entschwindet der Fisch aus den getragenen Körben oder sie lassen die Körbe zurück und wenn sie später wiederkehren ist der gesamte Fisch weg. Meist werden als Fischdiebe Kappa oder Tengu identifiziert.
In einer dieser unzähligen Okiyukibori-Varianten lässt der Fischer seinen Fisch liegen und rennt um sein Leben.
Der außer Atem geratene Fischer rennt dabei aus dem Okiyukibori-Graben und entdeckt einen Soba-Nudelstand. Der Besitzer des Soba-Restaurants arbeitete mit dem Rücken zu ihm an etwas, sodass der Fischer sein Gesicht nicht sehen konnte. Der Fischer erzählte die Geschichte von dem, was im Graben geschehen war, und sagte, es sei etwas Furchtbares gewesen, doch der Besitzer des Soba-Restaurants schien davon überhaupt nicht überrascht zu sein, und als sich der Händler umdrehte, um ihn anzusehen, sah der Fischer in ein Gesicht ohne Augen, Nase und Mund. Wieder überrascht floh der Fischer nach Hause und eilte dort das Haus zu sichern. Seine Frau saß in einem der Zimmer, mit dem Rücken zu ihm gewandt und schien etwas zu erledigen. Sie fragte ihren Mann, warum er es so eilig hatte.
Als der Fischer nach Luft schnappenden seiner Frau erzählte, was ihm widerfahren war (in manchen Fassungen ist das Fischklauende Monster ebenfalls gesichtslos), drehte sie sich zu ihm um, zeigte ihm ein Gesicht ohne Augen, Nase und Mund und sagte: "Oh, meinst du so?"
Der Fischer erschrak und wurde ohnmächtig.
Chinesischer gesichtsloser Mann
In Ji Yuns Yuewei Caotang-Notizen heißt es, dass ein Mann einmal auf Wunsch seines Herrn Tee holen ging und ein junges Mädchen im Schatten eines Baumes im Garten stehen sah. Sobald der Mann versuchte, mit ihr zu sprechen, drehte sich das Mädchen zu ihm um, ihr Gesicht war vollkommen weiß, ohne Augen, Nase oder Mund. Er erschrak und wurde ohnmächtig.
Die Dame im roten Gewand
Die Geschichte "Die Dame im roten Gewand", die in "Yatan Zuiryoku“ erschien, handelt von einer Frau ohne Gesicht. Als einer der Männer, die in der Nähe des Xi'an-Tor tranken, urinieren wollte, sah er eine Frau in einem roten Gewand auf dem Boden kauern. Der Mann umarmte sie trunken neckisch von hinten und sah ihr so direkt ins Gesicht, das weiß wie Tofu und undeutlich war. Auch er wurde ohnmächig.
Andere Formen
Nopperabō im Oike-cho
In der Kaidan-Sammlung Sorori Monogatari in Kanbun 3 (1663) steht, dass im Oike-cho der Hauptstadt (heute Nakagyō-ku, Kyoto) ein Nopperabō mit einer Höhe von etwa 7 Shaku (ungefähr 2,1 Meter) erschien. Es ist allerdings nicht sicher gesagt, ob der Nopperabō hier wirklich ein Nopperabō oder eine Erscheinung, wie ein Nopperabō war. Die zweite These scheint hier warscheinlicher, da die Größe von 7 Shaku der eines Menschen im Regelfall übersteigt, was nicht in den Typus des Nopperabō passt.
Als Verwandlung anderer Wesen
Oft existierte ein Nopperabō in Wirklichkeit gar nicht, sondern war die Verkleidung eines Mujina, Fuchs-Kitsune oder Tanuki. In Showa 4 (1767), in der Kaidan- Sammlung Shinsetsu Hyakumonogatari, gibt es Geschichten, die erzählen, wie in Nijugawara in Kyoto (nahe der Nijō-ohashi-Brücke in Nakagyō-ku, Kyoto) ein Ungeheuer namens Nopperabō erschien und an der Kleidung derjenigen, die von ihm angegriffen wurden, mehrere dicke Haare haften hatten, was darauf hindeutete, dass es sich um die Verkleidung eines Tiers handelte.
Allerdings lassen sich nicht alle Sichtungen auf Tierwesen zurückführen.
Die Mujina der Akasaka-Straße
Die bekannteste Geschichte eines Nopperabō ist "Mujina" in Lafcadio Hearns Buch Kwaidan: Stories and Studies of Strange Things. Die Geschichte erzählt von einem Mann, der auf der Straße von Akasaka nach Edo unterwegs ist und an einem abgelegenen Ort in der Nähe des Kunizaka-Hügels auf eine junge Frau trifft, die weint und verzweifelt ist. Er versucht, die junge Frau zu trösten und ihr seine Hilfe anzubieten, doch sie wendet sich ihm zu und erschreckt ihn mit dem ausdruckslosen Gesichtsausdruck eines gesichtslosen Geistes. Erschrocken geht der Mann eine Zeit lang die Straße entlang, bis er auf einen Soba-Verkäufer trifft. Der Mann bleibt stehen, um sich zu entspannen, und erzählt dem Verkäufer von seiner Begegnung, nur um entsetzt zurückzuweichen, als der Soba-Verkäufer ihm übers Gesicht streichelt und selbst zu einem Nopperabō wird. Es stellte sich heraus, dass alle Nopperabō dieser Erzählung Mujina in Verkleidung waren.
Trivia
- Nopperabō wird auch als Metapher verwendet, um glatte Objekte (wie etwa Eier) zu beschreiben, welche eben sind und wirklich keine Unebenheiten oder Rillen aufweisen (praktisch die Objekte sind eben, aber sie sind so eben, dass es schon ein bisschen grusselig ist, wie eben sie sind). Manchmal wird die Nopperabō-Metapher auch verwendet, um eine Person zu beschreiben, die keine eigenen Meinungen oder Überzeugungen hat.
Taxonomische Stellung
Nopperabō gehören zu den menschenähnlichen Yōkai und sind ein Mitglied der Gesichtslosen-Menschenyōkai.
Aufgrund der häufigen Verwandlung von Mujina in Nopperabō gehen manche davon aus, dass es sich hierbei nicht um eine eigenständige Yōkai-Art handelt. Sollte dies der Fall sein, würde sich aber die Frage stellen, warum die Mujina in der Lage sind sich in diese zu verwandeln, wenn es die Nopperabō angeblich nicht gibt.
Nachweise
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