Ergreifendes Weinen
Ein Schicksal unerträglich
Auch ich weine
Yonaki babā (jap. 夜泣き婆 (Kanji) よなきばばあ (Hiragana)) ist ein Yōkai aus der japanischen Mythologie. Ihr Name bedeutet übersetzt "Weinende Hexe". Sie wird auch als Nakibabā ("Weinende alte Frau" bzw. "Weinende alte Hexe") bezeichnet.
Merkmale
Yonaki babā sieht aus wie eine alte Frau mit struppigem, ungepflegtem Haar und schlichter Robe. Sie sind ungemein laute Yōkai, deren Rufe wie menschliches Weinen klingen. Dieses Weinen ist ansteckend; wer es hört, kann nicht anders, als ebenfalls zu weinen.
Verbreitung
Yanagi babā sind nur aus dem Kulturland bekannt und leben dort, wo auch Menschen leben. Dabei erscheint sie nur vor Häusern, in denen ein Unglück geschehen ist, das Haus betritt dieser Yōkai im Regelfall nicht.
Das Hauptvorkommen liegt dabei in Mitsuke-juku, Enshu (heute Iwata, Präfektur Shizuoka), aber auch an anderen Orten wurde von Yanagi babā berichtet.
Lebensweise
Ernährung
Dieser Yōkai ernährt sich von der Traurigkeit anderer.
Verhalten
Yanagi babā sind nachtaktiv und weinen laut die ganze Nacht.
Kulturelle Bedeutung
Interaktionen mit Menschen
Dieser Yōkai wird von der Traurigkeit anderer angezogen. Familien, die Nacht für Nacht von einer Yonaki Babā besucht werden, verfallen unweigerlich.
Gelegentlich heißt es, weint Yanagi babā nicht aus Traurigkeit, sondern um die Trauernden zu verspotten.
Wissenschaftliche Erklärungsversuche
Das Verhalten von Yonaki babā ähnelt dem einer Klasse von Geistern namens Yakubyō Gami. Einer Gruppe niedere Gottheiten und Geister, welche überall, wo sie hingehen, Krankheit und Unheil bringen. Bevor die moderne Medizin Viren und ähnliches entdecken konnte, wurden die Yakubyō Gami als Erklärungen für Seuchen und Naturkatastrophen genutzt. Da wiederholte Erscheinungen von Yonaki babā oft Vorboten des Ruins einer ganzen Familie sind, könnte sie also wirklich ein Yakubyō Gami sein.
Im Gegenzug könnte die Yonaki babā auch ein Vorbote sein, der vor Unglück, Krankheit und Tod warnen soll, diese Missstände aber nicht verursacht.
Weiter erhielten früher trauernde Frauen vom Bestattungsinstitut mehrere Shō (jap. 升; 1,8039 Liter) Reis als Zeichen der Dankbarkeit, dass ein Verstorbener nicht ohne Trauernde, ohne "letztes Geleit", verabschiedet wurde.
Taxonomische Stellung
Yonaki babā ist von ihrer Gestalt her ein humanoider Yōkai und wird diesen auch taxonomisch zugerechnet. Innerhalb dieser Yōkai ist die Yonaki babā eher den Hexenyōkai zuzurechnen, wobei sie weniger dämonisch und fies erscheint, als viele andere ihrer näheren Verwandtschaft.
Nachweise
- Yokai.com – the online database of japanese ghosts and monsters (Matthew Meyer) Suche nach "Yonaki babā": https://yokai.com/yonakibabaa/ Abgerufen am 18.02.2024
- 湯本豪一 編『妖怪百物語絵巻』国書刊行会、2003年、114-115頁。ISBN 978-4-336-04547-8。
- 水木しげる『妖怪大図鑑』講談社〈講談社まんが百科〉、1994年、23頁。ISBN 978-4-06-259008-2。
- 水木しげる『図説 日本妖怪大全』講談社〈講談社+α文庫〉、1994年、328頁。ISBN 978-4-06-256049-8。