Zashiki warashi (jap. 座敷童子 (Kanji) ざしきわらし (Hiragana)) ist ein Yōkai aus der japanischen Mythologie. Sein Name bedeutet sinngemäß übersetzt "Zimmer-Kind". Zashiki Warashi sind unter vielen verschiedenen Namen bekannt, wie Kura Bokko oder "Lagerkind" und Makura Gaeshi oder "Kissenwender". Es gibt auch Fälle, wo diese Wesen Hosode oder Hosodenagate genannt wurden.
Etymologie
Der Name lässt sich aufschlüsseln in "zashiki" (japanisch: 座敷), ein Wohnzimmer oder Salon, normalerweise mit Tatami-Boden und der formelle Empfangsraum für Gäste im japanischen Haus, und "warashi" (japanisch: 童子), eine archaische Bezeichnung für ein Kind, die insbesondere im Nordosten Japans verwendet wird.
Merkmale
Direkte Sichtungen dieser Geister sind selten. Sie erscheinen in einer vagen, kindlichen Gestalt. Meist im Alter eines fünf oder sechsjährigen Kindes, mit knallrotem Gesicht. Gelegentlich erscheinen sie auch im Alter von drei bis fünfzehn Jahren, die Erscheinung ist von der Familie des Hauses abhängig. Die Jungen tragen Kriegerkostüme in Kindergröße und die Mädchen gemusterte Kimonos und haben entweder kurzes, kurz geschnittenes oder langes, zurückgebundenes Haar.
In seltenen Geschichten erscheinen sie als wilde, haarige, brutale Gestalten; wie schwarze Tierbestien oder Samurai.
Sie können nur von Kindern und den Hausbesitzern gesehen werden.
Sie verursachen Fußspuren von Kinderfüßen, welche durch Asche oder Waschpulver gelaufen sind. Weiter sind sie in der Lage Geräusche zu erzeugen, wie Kreisel oder Spinnräder, die sich die ganze Nacht drehen; Papierknistern, Kinderstimmen oder Kagura (heilige Shintō-Musik). Diese Geräuche können auch von anderen gehört werden, welche die Zashiki warashi aber nicht sehen können.
Verbreitung
Zashiki warashi sind für die Präfektur Iwate belegt.
Lebensweise
Ernährung
Zashiki warashi benötigen für das reine Überleben keine Nahrung, sie essen aber gerne als Snacks Süßigkeiten und andere Leckereien, welche man ihnen bereitgestellt hat.
Dabei soll roter Bohnenreis ihre absolute Lieblingsessen sein.
Verhalten
Überwiegend leben diese Yōkai alleine in einem Haus. Gelegentlich lassen sich auch mehrere Zashiki warashi in einem Wohnhaus finden.
Entstehung
Über die Entstehung von Zashiki warashi kann nur spekuliert werden, manche Autoren gehen davon aus, dass es sich um den Geist eines Kindes handelt, dass zu Tode gequetscht und im Haus begraben wurde.
Andere Autoren gehen von Pilger- und Mönchsmorden aus, welche in einem Dorf praktiziert wurden, damit ein Zashiki warashi entsteht.
Sie könnten aber auch aus dem Fluch der Handwerker entstanden sein, welche die Tatami-Böden verlegten und es während dieser Arbeit nicht bequem hatten.
Sie können praktisch nur in alten Familienhäusern entstehen.
Kulturelle Bedeutung
Interaktionen mit Menschen
Auch wenn Zashiki Warashi Unfug treiben, nimmt man es gerne in Kauf, es handelt sich bei ihnen um sehr mächtige Schutzgeister, welche durch ihren Spuk zu großem Glück und Reichtum führen. Vertreibt man diese Wesen, wird dem Haus der Verfall und der Ruin bevorstehen.
In vielen Häusern freunden sich diese Geister mit den Kindern des Hauses an und bringen ihnen Lieder, Spiele und Kinderreime bei.
Sie leisten älteren oder unfruchtbaren Paaren Gesellschaft, und diese Paare behandeln das Zashiki Warashi oft, als wäre es ihr eigenes Kind. Der Wunsch, diese freundlichen Yōkai anzuziehen und zu behalten, hat zu Bräuchen geführt, wie etwa, ihnen Essen im Zashiki bereitzustellen oder sogar Münzen in das Fundament zu legen, wenn man ein neues Haus baut. Die Japaner legen großen Wert darauf, ihren formellen Empfangsraum in Schuss zu halten, um keine dort lebenden Schutzgeister zu vertreiben.
Mythologie
Einer Erzählung zufolge wurde eine Familie Zeugin, wie ein Zashiki Warashi ihr Haus verließ, und bald darauf erlagen alle einer Lebensmittelvergiftung und starben.
Einer anderen bekannten Legende aus der Präfektur Iwate zufolge schoss der Sohn eines reichen Mannes mit Pfeil und Bogen auf einen Zashiki Warashi. Kurz darauf brach das Vermögen der Familie zusammen.
In der Stadt Gonohe in der Präfektur Aomori gibt es eine Legende , dass man einen Zashiki warashi herbeirufen kann, wenn man beim Bau eines neuen Hauses eine goldene Kugel unter den Dielen vergräbt.
Trivia
- Das Pokémon Schneppke basiert auf Zashiki warashi.
Verehrung
In der Nähe von Warabe befindet sich der Hayachine-Schrein, der vor über 1.200 Jahren gegründet wurde, und seit der Gründung der Stadt Warabe wird hier das Zashiki Warashi-Gebetsfest abgehalten. Es heißt zudem, dass die Zashiki Warashi stets nach Warabe kommen.
Taxonomische Stellung
Zashiki warashi sind Hausgeister, dabei handelt es sich aber um eine paraphyletische Einordnung, vergleichbar mit den "Wirbellosen" im Tierreich. Sie stellen sehr wahrscheinlich eine Art innerhalb einer Gruppe von humanoiden Haus- und Schutzgeistern dar, welche es in Japan in mehreren Variationen gibt und als Zashiki warashi, im Sinne einer Sammelbezeichnung, bezeichnet werden.
Eine Theorie besagt, dass Zashiki warashi aus Kappa entstehen, welche in Häusern leben. Sollte dieser Umstand der Realität entsprechen, würde es sich hierbei um eine Metamorphose-Gestalt eines oder mehrerer Drachenwesen handeln.
Nachweise
- Pokewiki: "Schneppke" https://www.pokewiki.de/Schneppke Abgerufen am 24.12.2024
- Yokai.com – the online database of japanese ghosts and monsters (Matthew Meyer) Suche nach "Zashiki warashi" https://yokai.com/zashikiwarashi/ Abgerufen am 24.12.2024
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