Einst geboren
nun gejagt im Sumpf
Blutdurst
Kenas-unarpe (jap. ケナㇱウナㇻペ) ist eine Ainu-Kamuy (Göttin der Ainu) und Yōkai aus der japanischen bzw. Ainu-Mythologie.
Etymologie
Der Name Kenas-unarpe bedeutet "Oba von Kihara" (Kihara-Frau) und ist der in der Region Iburi und im Bezirk Saru verwendete Name. Kihara (jap. 木原) bedeutet so viel wie "Ebene der Bäume", man könnte es auch mit bewaldetem Tal übersetzen. Es handelt sich also um eine "Wald-Frau".
Zu ihren weiteren Namen zählen Kenashiunarape (jap. ケナシウナラペ), was so viel bedeutet wie "Kleine Mutter der Ebenen", und Nitattunarabe (jap. ニタッウナラベ), was "Kleine Mutter der Sümpfe"bedeutet. In der Region Teshio wird sie auch Iwameteyep (jap. イワメテイェプ) genannt, was "Dämon der Berge" bedeutet.
Merkmale
Kenas-unarpe besitzt die Gestalt einer Frau, ihr Haar ist zerzaust und ihr Gesicht ist vollständig schwarz. Es trägt keine Augen oder einen Mund, nur eine daumenförmige Nase.
Sie ist in der Lage ihre Gestalt zu wandeln und nimmt häufig die Gestalt von Hasinaw-uk-kamuy (jap. ハシナウウクカムイ), der Göttin der Jagd, an, um Jäger zu täuschen. Allerdings kann sie ihr Gesicht nicht verwandelt und verbirgt es hinter ihren langen Haaren.
Weiter ist sie in der Lage, Bären zu kontrollieren und diese im Kampf zu nutzen.
Verbreitung
Kenas-unarpe ist nur aus der Ainu-Mythologie belegt, was bedeutet, dass sich ihre Verbreitung allein auf die Insel Hokkaido beschränken kann, dort bewohnt sie flussnahe Wälder und vor allem Sumpfregionen. Meist haust sie in Baumhöhlen.
Lebensweise
Ernährung
Kenas-unarpe ernährt sich von menschlichem Blut. Um an dieses zu gelangen, verwandelt sie sich häufig in die Gestalt der Göttin der Jagd und lockt so Jäger tiefer in die Sümpfe, wo sie diese überfällt und aussaugt.
Familie
Kenas-unarpe ist die Schwester verschiedener Gifte und Krankheiten (bzw. deren Personifikationen).
Entstehung
Kenas-unarpe soll aus den verwesenden Werkzeugen entstanden sein, welche die Götter bei der Erschaffung der Erde verwendet hatten.
Kulturelle Bedeutung
Gefährlichkeit
Kenas-unarpe macht Jagd auf Menschen, der Umgang mit diesem Wesen ist also zwingend vorsichtiger Natur. Sollte man einer Göttin der Jagd begegnen, sollte man darauf achten, wie sie ihre Haare trägt, verbergen sie permanent das Gesicht, ist Flucht die einzige rettende Option.
Im Volksglauben der Ainu sind Bären grundsätzlich gute Tiere, Angriffe von Bären auf Menschen sind überwiegend das Werk von Kenas-unarpes Kontrollmagie über diese Tiere.
Mythologie
Diese Geschichte spielt im Dorf Nibutani im Bezirk Saru. Ein Mann fing in den Bergen ein streunendes Bärenbaby ein und hielt es in einem Käfig bei sich zu Hause. Mitten in der Nacht erschien eine Waldkauz vor dem Käfig.
Der Mann beobachtete den Waldkauz, der sich nur wenig später in eine Kenas-unararpe verwandelte. Der kleine Bär im Käfig hatte sich in einen kahlköpfigen Jungen verwandelt, der im Takt von Kenas-unararpe Klatschen tanzte.
Sobald es ihm möglich war, führte der Mann einen Exorzismus an dem Bären durch und tötete ihn so, der Körper des vermeintlichen Bären entpuppte sich als Eichhörnchen.
Verehrung
Kenas-unarpes Verbindung mit Blut macht sie für die Geburt von Bedeutung. Sie wird manchmal angebeten, um schwangere Frauen vor der Verunreinigung durch Blut (= Sepsis und ähnliches) oder anderen Krankheiten zu schützen.
Allerdings ist man sich ihrer Hilfe nie gewisse, steht sie einem zur Seite, ist sie ein mächtiger Verbündeter, spielt sie gegen einen, ist sie ein mächtiger Feind.
Taxonomische Stellung
Kenas-unarpe wird den humanoiden Yōkai zugerechnet. Aufgrund fehlender Gesichtsmerkmale wird sie häufig in eine nähere Verwandtschaft zu den Nopperabō gestellt. Gesichert ist diese Verbindung allerdings nicht.
Nachweise
- Ashkenazy, Michael. Handbook of Japanese Mythology. Santa Barbara, California: ABC-Clio, S. 197 2003.
- Etter, Carl. Ainu Folklore: Traditions and Culture of the Vanishing Aborigines of Japan. Chicago: Wilcox and Follett, 1949.
- Munro, Neil Gordon. Ainu Creed and Cult. New York: Columbia University Press, 1995.
- 知里真志保編訳「えぞおばけ列伝」『アイヌ民譚集』岩波書店〈岩波文庫〉、1981年、212-215頁。ISBN 978-4-00-320811-3。
- 村上健司 編『妖怪事典』毎日新聞社、2000年、153頁。ISBN 978-4-620-31428-0。