Prompt 103: Probelauf
Endlich haben sich die vielen Jahre der harten Arbeit ausgezahlt. Marcus konnte noch gar nicht recht glauben, dass all die Zeit, die er in diesem Kellergewölbe verbracht hatte, zu der Maschine geführt hatte, die da nun vor ihm stand und beinahe doppelt so groß und vier mal zu breit wie er selbst war.
Der Mann vertraute darauf, dass nun alles wieder gut werden würde. Nachdem sein einziger Sohn Henry gestorben war und seine Frau sich daraufhin von ihm hatte scheiden lassen, war Marcus ganz allein auf der Welt. Und er hatte seit dem Angst, was mit ihm geschehen würde, wenn er irgendwann auch sterben müsste. Niemand würde sich mehr an ihn erinnern. Es wäre, als wäre er niemals da gewesen. Und allein der Gedanke daran trieb den Mann in den Wahnsinn.
Deshalb sollte diese Maschine, an der er viel zu lange gearbeitet hatte, ihn unsterblich machen. Klone wären war nicht direkt er selbst, aber damit musste Marcus sich wohl zufrieden geben. Er war zufrieden mit seiner Arbeit. Doch er wollte nicht länger nur dastehen und sein Werk anstarren. Er wollte es endlich in Aktion sehen.
So betätigte Marcus einige Hebel, um den Vorgang zu starten und freute sich wie ein Kind über das Donnergrollen, das daraufhin im Raum ertönte. Die Maschine erwachte zum Leben. Doch als der Erfinder versuchte, das Klonen einzuleiten, schien etwas nicht zu stimmen. Sofort machte sich Frustration breit. Warum konnte nicht einmal etwas so funktionieren wie es sollte?
Während Marcus versuchte, den Fehler ausfindig zu machen und sein Meisterwerk wieder auszuschalten, bemerkte er erst zu spät den ätzenden Geruch der Flammen, die aus dem Inneren des Monstrums ihren Weg nach draußen fanden. Doch als er den Brand bemerkte, war es längst zu spät. Marcus konnte nur noch dabei zusehen, wie sein Lebenswerk sich schon beim ersten Probelauf selbst zerstörte.
Irgendwie hielt der Mann das für ein Zeichen. Nichts sollte ewig halten. Irgendwann mussten alle sterben, egal wie sehr sie sich davor fürchteten. Deshalb warf Marcus sich auch regelrecht in die Flammen, anstatt zu versuchen etwas zu retten, was niemals hätte gebaut werden dürfen.