Prompt 137: Unter freiem Himmel
»Bist du dir sicher, dass du nicht mitkommen willst?«
Liam hasste es, den vorfreudigen Glanz in Claras Augen funkeln zu sehen und sie dennoch enttäuschen zu müssen. »Ich bin mir sehr sicher, ja. Habt viel Spaß ohne mich.«
Die junge Frau rollte mit den Augen. »Du willst also wirklich nur, weil du einen seltsamen Albtraum hattest, nicht mit zu unserem ersten Campingurlaub kommen? Weißt du eigentlich, wie lächerlich das klingt?«
Natürlich wusste Liam das. Doch es war eben nicht irgendein Albtraum gewesen, auch wenn das Clara oder seine anderen Freunde nicht verstehen wollten oder konnten. Sie hatten nicht gesehen, was der Dunkelhaarige in der Nacht vor dem so lange geplanten Aufbruch in die Wälder gesehen hatte. Im Traum war etwas geschehen, an das Liam sich nicht mehr in allen Einzelheiten erinnern konnte, jedoch war er mit einem solchen Gefühl der Angst und der Beklemmung aufgewacht, dass er dieses noch immer nicht ganz verwunden hatte. Alles in dem jungen Mann schrie, dass der Campingausflug eine grauenvolle Idee war und nur Unheil bedeutete. Doch von einem Angsthasen wie Liam wollte sich keiner der restlichen Vier die gute Laune und die Vorfreude verderben lassen.
»Na dann vergammel halt hier vor Langeweile während wir den Spaß unseres Lebens haben werden. Du wirst schon noch bereuen das alles verpasst zu haben, was wir in dir in allen Einzelheiten erzählen werden, wenn wir wieder da sind.«
Damit verabschiedete sich Clara von ihrem Freund und stieg zu den anderen in das vollgepackte Auto, das dann viel zu schnell davonraste. Liam sah dieseml so lange nach, wie es ging und fühlte sich unheimlich schlecht, seine Freunde so hängen zu lassen. Aber der Albtraum wollte dem Dunkelhaarigen einfach nicht mehr aus dem Kopf gehen. Auch wenn dieser vielleicht nur die Entladung der furchtsamen Aufregung gewesen war, die Liam seit der Erwähnung ds geplanten Ausflugs begleitet hatte, konnte der Träumer nicht ganz glauben, dass so etwas zufällig auftrat.
Diese Vermutung sollte sich mit der Nachricht bestätigen, dass alle vier Freunde vermisst wurden. Das Auto hatte man gefunden, leer und ohne Anzeichen von einem Unfall oder sonstigen Auffälligkeiten, jedoch gab e keine Spur von denen, die eigentlich in diesem hätten sitzen sollen. Es würde wohl Wochen dauern, bis das Rätsel gelöst und der Verbleib der Freunde aufgedeckt werden würde. Sollte das denn überhaupt geschehen.
Und nun gab es einen neuen Vorwurf, den Liam sich bis ans Ende seiner Tage machen konnte: Wäre er kein Feigling gewesen und hätte seine Freunde mit aller Kraft aufgehalten, diesen Campingausflug zu machen, wären sie jetzt noch hier und niemand müsste so einsam sein wie Liam, den ein Albtraum vor dem Schicksal bewahrt hatte, dem der Rest der Gruppe blind entgegen gefahren war.