Prompt 3: Er/Sie fühlte sich absolut hilflos ...
Er fühlte sich absolut hilflos.
Das Wasser stand dem jungen Mann bis zum Hals, wortwörtlich sogar, da die Holzkiste, in der er sich befand, alles andere als wasserdicht war. Sein Herz wurde immer schwerer, je weiter das Wasser stieg und je schneller sein Atem ging. Dadurch hatte der Junge das Gefühl, zu ersticken, bevor er ertrinken konnte. Was nun besser war, konnte er nicht sagen, so leer war sein Kopf durch die Panik, die jede Vernunft wegwischte und Kräfte in ihm weckte, die sein magerer Körper unter normalen Umständen niemals hätte freisetzen können.
So trat der Gefangene gegen die Wände der Kiste, versuchte sich freizukämpfen, doch wurde dabei von dem immer mehr steigenden Wasser aufgehalten, das die Wucht seiner Wehrhaftigkeit gnadenlos abfing und ihm allmählich die Atemluft raubte, was ihm zwar den Verstand, aber auch die Kraft raubte. Das Holz wollte einfach nicht nachgeben. Vielleicht lag das auch an dem Wasserdruck, der darauf einwirkte, je tiefer sein beengtes Gefängnis sank. Wenn das so weiterging, würde er Junge jämmerlich sterben und auf dem Meeresgrund verrotten.
Und das alles nur, weil er seine Heimat so unbedingt hatte verlassen wollte. Not und Hunger hatte er als einfacher russischer Bauernsohn im Zarenreich gelitten, das bald gestürzt werden sollte, wie es unter den Menschen hieß. Doch so lange hatte der Junge nicht warten wollen, also zog es ihn nach Amerika, das Land der Träume und unbegrenzten Möglichkeiten. Etliche Kilometer war er für sein Ziel gewandert und er hatte sich dann klammheimlich auf ein Schiff geschlichen, das in die Richtung seines Zieles fahren sollte. In eine Kiste hatte der Junge sich gezwängt, um nicht von der Besatzung entdeckt zu werden, und dort hatte er ausgeharrt, aus Angst, man könnte ihn über Bord werfen und ihn ertrinken lassen, da ihm nie das Schwimmen beigebracht worden war.
Von der Fahrt selbst hatte der blinde Passagier nichts mitbekommen, dafür umso mehr, wie das Schiff kenterte. Erst ging ein Ruck durch den Raum und von überall ertönte plötzlich Geschrei, das den Jungen taub werden ließ. Dann spürte er, wie sich seine Kiste bewegte, die jemand während der Fahrt fest verschlossen hatte, ohne nachzuschauen, was sich darin befand. Doch egal wie schwindlig dem Jungen gewesen war, er gab keinen Mucks von sich, da er sich sicher war, dass dieses Schaukeln nur durch ein paar ungünstige Wellen verursacht wurden, was bald vorbei sein sollte.
So redete sich der Junge selbst gut zu, bis zu dem Moment, als er das unverkennbare Platschen von Wasser hörte, was ihm sagte, dass er soeben von Board gefallen war.
Da kauerte er nun, vollkommen kraftlos und die Luft anhaltend, da das Wasser nun seine gesamte Welt einnahm. Was hatte er auch so ein naiver Träumer sein müssen? Hier würde er sterben, ohne seine Familie, die er sorglos verlassen hatte und nachziehen lassen wollte, sobald er in Amerika Fuß gefasst hatte, jemals wiedersehen zu können. Und was aus seiner Heimat werden würde in naher Zukunft, würde er auch nicht miterleben, da das Meer ihn verschlingen würde, wie schon so viele Seemänner vor ihm.
Damit schloss der Junge die Augen und ergab sich der Dunkelheit, die ihm die Angst vor dem Tod nahm, während sich seine Lungen mit Wasser füllten.