Prompt 29: Schau nie zurück
Sie rannte um ihr Leben. Dass das, wovor so unbeschreibliche Angst hatte, nicht einmal ansatzweise real war, war Jillian klar, doch trotzdem rannte sie durch den Wald, als könnte sie vor dem fliehen, was da hinter ihr lauerte.
Aber die Monster, die sie verfolgten, waren hätten genauso gut vor ihr oder neben der Frau herlaufen können, die so erschöpft war, dass sie kurz vor dem Zusammenbruch stand. Es machte keinen Unterschied, denn es war alles nur in ihren Gedanken, die nicht aufhören wollten, zu surren wie ein wütender Bienenschwarm.
Die Nacht war still, doch in Jillians Kopf war es das nie. Die Stimmen feuerten die junge Frau an und sie konnte das schwere Stampfen der fleischgewordenen Alpträume hinter ihr leise unter dem Rhythmus ihres viel zu schnellen Atems hören.
Die Therapeutin hatte Jillian gesagt, sie dürfte den Halluzinationen nicht nachgeben, doch was wusste die denn schon davon, wie sehr dieser Parasit in ihrem Kopf ihre Patientin im Griff hatte? Die Ärztin steckte sicher eh nur unter einer Decke mit denen, die Jillian die Gedanken stehlen und sie zu einer willenlosen Puppe machen wollten. Das sagten ihr zumindest die Stimmen.
So rannte sie weiter, immer geradeaus, da das geifernde Chaos im Kopf ihr befahl, sich nicht umzudrehen, wenn sie nicht sterben wollte. Die Äste zerschnitten der Frau die Haut, als versuchten sie sie von diesem Wahnsinn abzuhalten und zum Stehenbleiben zu bewegen. Doch Jillian hatte zu große Angst vor ihren Monstern, um auf dieses gutmütige Angebot eingehen zu können.
Sie wusste, dass ihre Krankheit sie eines Tages noch ins Grab bringen würde, doch viel dagegen tun, konnte sie wohl nicht.