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Es war wirklich keine gute Idee gewesen, in dieses Haus einzubrechen. Doch was hatten die beiden Männer schon für eine andere Wahl gehabt? Sie konnten einfach nicht mit ansehen, wie Mister Evergreen Jr., der vor kurzem die Leitung des Waisenhauses von seinem verstorbenen Vater übernommen hatte, im Überfluss lebte und das nur durch das Leid der Kinder in seiner Obhut, die er beinahe zu Tode sparte. Die Kleinen mussten diese Ausbeutung zwar hilflos ertragen, doch Thomas und George wollten nicht einfach zusehen bei dem, was dieser herzlose Geizkragen da tat.
Denn diese beiden hatten sich bereits vor Wochen, als sich die Lage im Waisenheim zuzuspitzen begann, geschworen, dass sie ihren Schützlingen zumindest ein schönes Weihnachtsfest bereiten wollten, wenn sie schon an der allgemeinen Situation nicht viel ändern konnten.
Sie hatten alles Geld zusammengekratzt, was sie erübrigen konnten, um alles Nötige für ein Festtagsmahl und Geschenke zu besorgen, hatten ihren eigenen Weihnachtsschmuck und den von anderen Angestellten im Heim aufgehangen, doch fehlte etwas Entscheidendes.
So waren beide Männer zu ihrem neuen Boss gegangen, um ihn nach Geld für einen Weihnachtsbaum zu fragen, da ihre eigenen Reserven längst aufgebraucht waren. Dieser hatte diese Bitte jedoch abgetan – Weihnachten war, seiner Meinung nach, ein Familienfest, also hatten Kinder ohne Familie keinen Grund, dieses zu feiern.
Für diese herzlose Aussage wollten Thomas und George Rache um jeden Preis, damit sie ihrem Boss endlich vor Augen führen konnten, was er ohne diese ganzen Kinder wäre, die er so im Stich ließ, damit er sich selbst bereichern konnte.
Die Männer hatten dafür einen Moment abgepasst, als das Haus der Evergreens einsam und verlassen dalag und genau dann den mannshohen Weihnachtsbaum in deren Wohnzimmer samt seiner Dekoration gestohlen. Ohne diese imposante Tanne wirkte die riesige Wohnung schon sehr viel leerer, wie die beiden Diebe im Nachhinein fast schon schadenfroh feststellten.
Dumm nur, dass dieser Baum nicht einmal ansatzweise in den kleinen Wagen gepasst hatte und nun während der rasanten Fahrt zum Heim so hoch über dem Autodach thronte, dass die Männer Angst hatten, der Baum könnte einfach abknicken oder mit Festtagsschmuck nach Passanten und anderen Fahrzeugen werfen. Zudem hatten weder Thomas noch George genug Platz im Wagen ohne bei jeder noch so kleinen Bewegung unter Ästen begraben oder von Nadeln in der Nase erstickt zu werden.
Doch das war es den beiden wert. Selbst wenn man den Diebstahl melden und sie dann die Festtage am Ende im Gefängnis verbringen mussten – das Gefühl irgendwie etwas Gutes getan zu haben, konnte ihnen niemand mehr nehmen.