Prompt: Donnergrollen
Datum: 10.06.2020
Nachgeschrieben am: 30.07.2020 22:22 - 22:40 Uhr
Warnungen: Suizid (sry)
Donner grollte.
Regen peitschte gegen die Panoramafenster.
Leon's Hand lag am Rahmen.
Er starrte hinaus in das Gewitter, welches die See aufpeitschte.
Der Wind heulte durch die Bäume, die das Haus auf der Klippe vom der Straße abschotten.
Blitze zuckten am Horizont.
Erhellen gefühlt im Sekundentakt den Himmel.
Eben noch war der Himmel sternenklar.
Sie hatten auf der Terrasse gesessen und die warme Sommerluft genossen und bei einem Glas Wein über Malia's Tod gesprochen.
Mit einem Mal hatte der Himmel sich mit einem Donnergrollen über ihnen zugezogen und es goss wie aus Eimern.
Aufgeschreckt und doch in ihrer Überraschung lachend hatten sie sich ins Haus zurückgezogen, aber mit dem Donnergrollen war Leon's ausnahmsweise mal annehmbare Laune gekippt.
Er war wieder nur ein Schatten seiner Selbst.
Die Haut bleich im Licht der Blitze.
Die Schatten unter seinen Augen umso deutlicher zu sehen.
Die Emotionen, die sie spiegelten, sprachen von tiefer Trauer und der Sehnsucht sich zu Malia zu gesellen.
Ihr gesamter Freundeskreus wusste das.
Deshalb war jeden Tag ein anderer von ihnen bei Leon.
Sie wollten ihn unterstützen.
Ihm ins Leben zurückhelfen nach dem Verlust seiner Frau.
Malia war die Liebe seines Lebens gewesen.
Und dann war sie umgekommen.
Keiner von ihnen wusste, was genau passiert war.
Leon hatte nie ein Wort darüber verloren.
Sie wussten nur, dass Malia Abends noch einmal mit dem Wagen Richtung Stadt aufgebrochen und nicht zurückgekommen war. Mehr hatte er ihnen nicht gesagt.
"Leon?", Mathildas Stimme klang unsicher.
Leon brummte, um zu zeigen, dass er zuhörte, wandte aber den Blick nicht vom Fenster ab.
"Kann ich irgendetwas tun?", hakte sie nach.
Auf diese Frage hin drehte er sich halb zu ihr um.
Die Verzweiflung in seinem Blick war deutlich zu sehen.
"Du kannst mich gehen lassen", erwiderte er kaum hörbar über das Grollen des Donners.
Mathilda's Gesicht echote die Verzweiflung und sie bewegte sich unbewusst auf ihn zu.
Als der nächste Blitz über den Himmel zuckte, umarmte sie ihn und drückte ihn an sich.
Tränen rannen über ihre Wangen, als sie sich von ihm löste.
Einen Moment lang sahen sie einander an.
Dann wandte Leon sich ab und verschwand barfuß und noch immer pladdernass nach draußen in das tobende Gewitter.
Mathilda sah ihm nach, hielt noch immer das Handtuch, welches sie für ihn geholt hatte in den Händen.
Mit jedem Blitz war es wie eine Momentaufnahme.
Leon auf der Terrasse.
Leon auf dem Rasen.
Seine Umrisse durch den herabprasselnden Regen verschwommen.
Leon, wie er am Rand der Klippe steht.
Beim nächsten Blitz ist er verschwunden und Mathilda sackt auf die Knie.
Tränen rinnen in dem Regen ebenbürtigen Strömen über ihre Wangen, während sie mit zitternden Fingern den Notruf wählt, auch wenn sie weiß, dass sie nicht mehr helfen können.