"Gib nicht auf!"
Eine warme Stimme flüstert mir ins Ohr. Ich klammere mich an die Worte, halte mich an ihnen fest und versuche einen Weg aus dem Dunkel zu finden, welches mich gefangen hält.
Lange Zeit ist es still. Dann ist die Stimme wieder da.
"Gib nicht auf!", flüstert sie erneut.
Die Worte geben mir Kraft. Kraft dieses tiefe Schwarz, das mich gefangen hält wie das Netz einer Spinne eine Motte, zu zerreißen.
Licht durchbricht die Dunkelheit, taucht einzelne Punkte in gleißende Helligkeit.
Vorsichtig wandere ich zu diesen Punkten, sehe mir an, was die Dunkelheit da preisgegeben hat.
Es sind Erinnerungen. Gedankenfetzen.
Regen.
Nasse Straßen.
Dunkelheit.
Lichter in der Ferne.
Quietschende Reifen.
Der Wagen gleitet wie auf Schmierseife.
Etwas Riesiges taucht vor dem Wagen auf.
Ein Fels?
Ein Knall.
Schmerzen. Unendliche Schmerzen.
Sirenen … in der Ferne … schnell näherkommend.
Blaue Lichter erhellen die Nacht.
Es flackert.
Mir ist heiß.
Alles tut weh.
Dann ein Wattebausch an meinem Ellbogen. Antiseptische Kühle. Ein Stich.
Meine Welt versinkt in Dunkelheit.
Langsam schaffe ich es, dass Puzzle vor meiner Nase zusammenzusetzen.
Ich hatte anscheinend einen Unfall und wenn mich nicht alles täuschte, war ich bewusstlos, allerdings wohl nicht ganz freiwillig.
Wieder war die Stimme da.
"Gib nicht auf!"
Ein warmes Gefühl breitet sich in mir aus, als ich die Stimme endlich zuordnen kann. Es ist Ryan. Mein Ryan.
Ob es ihm gut geht? Er war doch auch mit im Auto.
Die Frage beschäftigt mich und gibt mir Kraft zu kämpfen. Ich schiebe die Dunkelheit beiseite, klammere mich an den Funken Bewusstsein, den ich mir erkämpft habe und schlage die Augen auf.
Da ist er.
Da ist Ryan.
Er sitzt an meinem Bett. Hält meine Hand.
Meine Finger zucken im Halt seiner Hand.
Er blickt auf, sieht mich an und er beginnt zu lächeln, obwohl er ziemlich mitgenommen aussieht.
Ich kann noch nicht lächeln. Dazu habe ich keine Kraft.
Aber ich weiß, wir haben eine neue Chance.
Jetzt, wo ich endlich aufgewacht bin.