Geschrieben: 21:15 - 21:25 Uhr
"Was ein Hagestolz du doch bist, mein Junge"
Verwirrt blinzelte Johann seine Oma an.
"Hä?", hakte er wenig intelligent nach.
"Du bist ein Hagestolz", wiederholte die alte Dame langsam und sah ihren Enkel an, als zweifle sie an seiner Intelligenz, während sie ihm noch ein Stück Kuchen auf den Teller packte und ihm Kaffee nachschenkte.
"Was bitte ist ein Hagestolz?", fragte er diesmal deutlicher.
Seine Oma antwortete ihm nicht, war sie doch mit der Kaffeekanne weiter den Tisch entlang gewandert zu Johanns Schwester Melissa.
Fragend blickte Johann sich um.
"Kann mich mal jemand aufklären?", wollte Johann wissen.
"Also … wenn ein Mann und eine Frau sich sehr lieb haben …", begann Nina, Melissas neunjährige Tochter.
"Nina!", mischte sich Markus, Ninas Vater, ein und blickte Johann dann einfach nur an, als konnte er nicht fassen, dass der jüngere Mann nicht wusste, wovon seine Großmutter sprach.
Nina verstummte und zog eine Schnute, während Johann immer noch nicht wusste, worum es ging.
Der dreizehnjährige Niklas beantwortete schließlich Johanns Frage.
"Hagestolz ist ein anderes Wort für einen eingefleischten Junggesellen", erklärte er altklug.
Johann blinzelte, nickte dann verstehend und zuckte mit den Achseln. "Ich fühl mich wohl so", meinte er.
Während seine Eltern und seine Schwester widersprachen, dass das nicht sein konnte, klopfte seine Oma ihm auf die Schulter und lächelte aufmunternd. "Das ist auch vollkommen okay. Ich hab ja schon ein paar Urenkel, auch wenn ich zu ein paar mehr nicht nein sagen würde.", murmelte sie ihm ins Ohr und drückte ihm einen Kuss auf die Wange.
Eine Zankerei zwischen Nina und Niklas lenkte die Gruppe vom Thema ab und Johann ließ sich dankbar zurück gegen die Lehne sinken, nippte an seinem Kaffee. Er war dankbar, dass er sich nicht schon wieder rechtfertigen musste. Seine Oma war die Beste.