Prompt: Die Aufmerksamkeit war ihm gewiss …
Start: 18:45 Uhr
Ende: 19:04 Uhr
Soll ich es wirklich tun?
Die Frage rang wie ein Glockenschlag immer wieder durch seinen Kopf. Seine Gedanken kreisten, während er vor dem Kleiderschrank stand. Seine Finger strichen über die Kleider, welcher er dort über Jahre heimlich gesammelt hatte.
Sein Magen zog sich zusammen und er fühlte sich unwohl.
Es wäre das erste Mal, dass er sich dem Rest seiner Familie offenbarte.
Soll ich es wirklich tun?
Seine Finger blieben an einem langen, bordeauxroten Kleid hängen. Der Stoff fühlte sich samtweich unter seinen Fingerspitzen an.
Verwundert blinzelte er.
Dieses Kleid kannte er nicht.
Er wusste, dass er es nicht gekauft hatte.
Vorsichtig nahm er den Bügel heraus und hielt das Kleid hoch. Es hatte einen wunderschönen mit Spitze besetzten Ausschnitt, einen tiefen Rücken und lange Ärmel, die mit Spitze und einer Schlaufe über seinem Handrücken enden würden. So wie es aussah, würde es eine kurze Schleppe haben.
"Wunderschön", wisperte er in den Raum.
Mit einem Mal fiel ihm die Entscheidung ganz leicht.
Er hängte den Bügel außen an die Schranktür und einen Moment später begann er seine Kleidung auszuziehen. Hemd, Stoffhose, Boxershorts und Socken fanden sich in einer Zimmerecke wieder und einen Augenblick lang stand er nackt vor dem Spiegel, musterte seinen Körper.
Die Haare müssen weg.
Der Gedanke war noch nicht zuende gedacht, da stand er schon unter der Dusche und hielt seinen Rasierer in der Hand.
Mit geübten Bewegungen fiel seine Körperbehaarung der Klinge zum Opfer und ließ nur noch seidig glatte Haut zurück. Sorgsam wusch er sich mit einem neutralen Duschgel, nutzte sein Lieblingsshampoo mit Kokosduft und einen dazu passenden Conditioner, bevor er wieder der Dusche entstieg.
Eine nach Kokos duftende Bodylotion pflegte seine Haut und ein Handtuch trocknete sein bis unter die Schulterblätter reichendes Haar, bevor er es schließlich mit dem Fön trocknete.
Zurück im Schlafzimmer öffnete er die Schublade mit seiner Unterwäsche und entdeckte ein Spitzenhöschen in demselben bordeauxrot des Kleides. Verwundert hielt er es hoch, bevor er hineinschlüpfte.
Ein Seufzen entkam ihm, als der Stoff über sein Glied strich. Es fühlte sich himmlisch an.
Ein passender BH lag gleich daneben und einen Moment lang zögerte er, bevor er nachgab und ihn überstreifte. Er schloss geschickt die Haken in seinem Rücken und betrachtete sich im Spiegel.
Sexy.
Seine Wangen röteten sich und er schlüpfte in das Kleid. Als der Stoff über seine Haut strich, biss er sich auf die Unterlippe, um ein erregtes Seufzen zu unterdrücken. Nun war nicht die Zeit für so etwas.
Abermals betrachtete er sich im Spiegel, drehte sich und lächelte zufrieden. Das Kleid brachte seine Figur wirklich gut zur Geltung.
Er holte einen kleinen Karton unter dem Bett hervor und suchte ein paar passende Silikonbrustprothesen. Diese fanden ihren Weg in den BH und er befestigte sie gründlich, überschminkte die Übergänge, bevor er sein Dekolleté zurecht rückte. Dann setzte er sich vor den Spiegel und schminkte sich dezent. Nude MakeUp hatte seine beste Freundin das genannt. Letztendlich war es ihm egal.
Dann steckte er sich sein langes Haar hoch, ließ nur vereinzelte Strähnen in sein Gesicht fallen und blickte in den Spiegel. Er sah wirklich nicht mehr wie ein Mann aus.
Sein letzter Gang führte zum Schuhschrank, wo er passende Pumps und eine kleine Clutch für sein Handy und seinen Schlüssel vorfand.
Er schlüpfte in die Schuhe, welche sich bequem an seine Füße schmiegten, und packte sein Handy, welches in einer Klapplederhülle steckte und neben seiner Kreditkarte, Ausweis und Führerschein auch ein wenig Bargeld enthielt, und seinen Schlüssel in die Clutch. Noch einmal sah er sich in seinem Zimmer um, bevor er hinaustrat und die Zimmertür hinter sich abschloss.
Er ging den Gang entlang an etlichen unbewohnten Zimmern, bevor er oben an der Treppe stand, die hinunter zum Ballsaal führte, wo heute Abend zu Ehren des 60. Geburtstags seines Vaters eine Gala stattfinden würde.
Noch einmal atmete er tief durch und begann dann die Treppe hinab zu schreiten. Ein Lächeln lag auf seinen Lippen und eines war heute Abend absolut sicher.
Die Aufmerksamkeit war ihm gewiss …