Prompt: Bild einer Roten Emaillekanne mit zwei passenden Bechern auf einer kleinen Holzbank im Schnee
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Dick eingemummelt stand Adele Hohenfelder auf der kleinen Veranda ihrer Berghütte und beobachtete, wie der Schnee in dicken Flocken vom Himmel herabrieselte. Sie folgte einzelnen Flocken mit ihrem Blick bis diese sich zu ihren Freunden am Boden gesellten und lächelte in den Schal, der ihr Gesicht vor der frostigen Kälte schützte.
Eine Windböe wirbelte die Flocken durcheinander und ein leises Fluchen drang zu ihr herüber.
Adele wandte ihren Blick vom Tal ab und blickte über den Hof hinüber neben den alten Stall, dessen Dach unter der Schneelast stöhnte. Daneben stand ihr Johann und hackte Holz. Anscheinend hatte der Wind ihm die Mütze für einen Augenblick vom Kopf gerissen und ein wenig Schnee vom Dach hatte sich seinen Weg in den Kragen seiner Jacke gesucht, was zu dem Fluchen geführt hatte.
Amüsiert den Kopf schüttelnd betrat Adele die Hütte und holte die rote Emaille-Kanne aus dem Schrank. Mit der Kanne in der Hand trat sie nach draußen und füllte diese mit Schnee. Zurück in der Hütte stellte sie die Kanne auf den Herd über dem Kohleofen und wartete darauf, dass der Schnee schmolz und das daraus entstehende Wasser zu brodeln begann.
Sie ließ sich Zeit damit den Kräutertee aufzubrühen und spülte in der Zeit die beiden zur Kanne gehörenden Becher. Sorgsam platzierte sie als sie fertig war die Kanne samt Bechern auf einem Tablett und trat wieder hinaus in den Schnee.
Mit sicheren Schritten stapfte sie durch den Schnee in Richtung Stall. Die weiße Pracht knirschte unter ihren Schneestiefeln und es war merklich still. Die Welt schien unter der dichten Schneedecke zu schlafen.
Johann blickte schnaufend auf, als Adele das Tablett auf die alte Bank neben dem Busch stellte.
"Was schleppst du da an?", fragte er sie und klang mürrisch und dankbar zugleich.
Adele schenkte die heiße Flüssigkeit ein und reichte ihrem Mann einen der Becher. Den anderen umschloss sie mit beiden Händen und nippte an dem ungesüßten Tee.
"Kräutertee. Will ja nicht, dass du krank wirst, mein Lieber. Es reicht, dass du nur die dünne Jacke und die Mütze zum Holzhacken anhast", erwiderte sie.
Johann rollte mit den Augen.
"Du weißt doch, dass mir von der ganzen Bewegung warm wird", sagte er spitz.
Adele lachte. "Und trotzdem bring ich dir Tee, damit das auch so bleibt."
Johann ließ die Axt los und packte Adele am Arm. Er zog sie sanft, aber bestimmt an sich und drückte seine eisige Nase gegen ihre Wange, bewegte sie dann langsam in Richtung ihres Ohrs. Einen Moment lang ließ Adele sich das gefallen, aber dann quietschte sie auf.
"Boah … das is' kalt.", rief sie und legte ihre teewarme Hand über die nun kalte Stelle an ihrem Hals.
Amüsiert lachte Johann, ergriff ihre Tasse und stellte sie zusammen mit seiner eigenen auf die Bank, bevor er sich Adele wieder zuwandte.
Er legte seine kühlen Hände an ihre Wangen und zog sie in einen zärtlichen Kuss.
Seine Frau ließ ihn gewähren, aber sie rächte sich für die eiskalte Nase an ihrem warmen Hals. Sie griff sich ein wenig Schnee und schob ihn Johann in den Nacken.
Wenige Sekunden später brach eine Schneeballschlacht aus, die darin endete, dass sie beide durch den Schnee rollten und einander das kalte Weiß unter die Kleidung schoben.
Lachend, bibbernd und durchgefroren bis auf die Haut kehrten sie in die Hütte zurück und stellten sich zusammen unter die Dusche, um sich aufzutauen.
Kanne und Becher blieben einsam auf dem Bänkchen zurück.